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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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rosig, sie trug ein neues cremefarbenes Kleid mit rosa Überrock und einem rosa Mieder. Im Schein der Kerzen sah sie jünger und hübscher aus. Ihr alter spitzer, hungriger Gesichtsausdruck war verschwunden. Alys beobachtete, wie sie unter Hugos Aufmerksamkeit aufblühte, hörte ihr unbefangenes Lachen über die Witze des alten Lords. Sie haßte sie dafür.
    »Ich muß ein paar Kräuter bei Mondschein pflücken«, sagte sie leise. »Ich muß Euch bitten, mich zu entschuldigen, Mylords, Mylady.«
    Catherines strahlendes Gesicht wandte sich ihr zu. »Natürlich«, sagte sie. »Du kannst gehen.«
    Der alte Lord nickte zustimmend. Hugo gab gerade Karten und schaute nicht auf. Alys ging die Treppe hinunter und durchquerte die Halle, schritt zur großen Tür hinaus und in den inneren Burghof, dann wandte sie sich nach rechts und ging weiter zwischen den Gemüse- und Kräuterbeeten.
    Es war gut, weg aus diesem heißen Raum zu sein, unter dem eisigen, hohen Himmel. Sie blieb minutenlang im Mondlicht stehen, den Umhang fest um sich gewickelt, die Kapuze über dem Kopf. Dann ging sie langsam zum Ende des Gartens und wieder zurück. Sie plante nichts. Ihr Kopf war leer. Sie war jenseits von Gedanken und Plänen, ja sogar von Zaubersprüchen. Sie gab sich dem großen Schmerz der Einsamkeit, der Enttäuschung und des Verlusts hin. Hugo würde mit Catherine verheiratet bleiben, sie würde einen Sohn haben. Und Alys würde immer die widerwillig tolerierte Heilerin sein, Sekretär und Mitläufer. Er würde eines Tages der Lord sein und Catherine die Burgherrin. Gehaßt von Catherine, verlassen von Hugo, würde sie ihr Dasein von einer kleinen Rente des alten Lords fristen, weil in diesem großen Haushalt ein hungriges Maul mehr keine Rolle spielte.
    Sie könnte natürlich heiraten — einen Soldaten oder einen Farmer — und die Burg gegen eine eigene kleine Hütte tauschen. Dort würde sie von Sonnenaufgang bis lange nach Einbruch der Dunkelheit arbeiten, ein Kind nach dem anderen kriegen, jedes Jahr, bis sie irgendwann krank würde und starb.
    Alys schüttelte im Weitergehen den Kopf. Die kleine Kate in Bowes Moor hatte ihr nicht genügt, die Abtei war eine Zuflucht gewesen, von der sie geglaubt hatte, sie wäre für die Ewigkeit, die Burg war ein Schritt auf ihrem Weg gewesen, und ihre plötzliche, unerwartete Leidenschaft für Hugo und seine Liebe zu ihr waren ein Geschenk und ein Glück gewesen, das sie nicht erwartet hatte.
    Hinter ihr öffnete sich die Tür zur Halle, und Hugo kam heraus.
    »Ich kann nicht lange bleiben«, sagte er zur Begrüßung. Er nahm ihre kalten Hände in seine warmen und streichelte sie zärtlich.
    »Traure nicht«, sagte er. »Es wird sich alles regeln.«
    Alys hob ihr weißes, schmerzvolles Gesicht zu seinem. »Wohl kaum«, sagte sie. »Versuch nicht, mich mit Unsinn zu trösten, Hugo. Ich bin kein Kind.«
    Er wich erschrocken zurück. »Alys, bitte«, sagte er. »Wir waren doch beide der Meinung, es wäre hier für dich sicherer, wenn Catherine schwanger ist. Jetzt ist sie zufrieden, ihre Position ist gesichert, und wir beide können Zusammensein.«
    »Heimlich«, sagte Alys verbittert. »In Türnischen. Hier im Küchengarten im Dunklen, immer auf der Hut vor Beobachtern.«
    Hugo zuckte die Achseln. »Wen interessiert das schon«, fragte er. »Ich liebe dich, Alys, und ich begehre dich. Ich habe Catherine gegenüber meine Pflicht erfüllt, sie wird nicht mehr verlangen. Ich besorg dir ein Haus in der Stadt, wenn du es willst, und verbringe dort meine Nächte mit dir. Endlich können wir uns lieben! Ich will dich, Alys, alles andere interessiert mich nicht.«
    Alys entzog ihm ihre Hände und steckte sie unter den Mantel. »Ich wollte deine Frau sein«, sagte sie trotzig. »Dein Vater hat heute einen Brief vom Fürstbischof gekriegt, in dem steht, wie eine Annullierung vonstatten geht. Wir hatten sie fast schon los. Ich wollte sie fort haben. Ich wollte mit dir im Gemach der Lady schlafen, nicht in irgendeinem Haus in der Stadt.«
    Hugo packte sie an den Schultern und schüttelte sie sanft.
    »Sachte, meine Alys«, sagte er warnend. »Du hörst dich an wie eine Frau, die auf die Spitze der Leiter springen will. Ich hätte dich aus Liebe genommen, ich will dich in meinem Bett haben. Ich würde mit dir in einem Graben liegen auf den Kräutern hier und jetzt. Willst du mich oder meinen Namen?«
    Einen Augenblick lang blieb Alys starr, dann ließ sie sich umarmen. »Dich«, sagte sie. Er drückte sie fest

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