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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Morachs Hand.
    »Komische alte Frau, deine Verwandte«, flüsterte Eliza.
    »Sie ist eine alte Vettel«, sagte Alys, plötzlich unerklärlich irritiert. »Ich wünschte, sie wäre gar nicht gekommen.«
    »Mylord hat nach dir gefragt, Alys«, sagte Lady Catherine, ohne sie eines Blickes zu würdigen. »Lord Hugh ist in seinem Gemach. Er hat ein paar Schreibarbeiten für dich.«
    Alys erhob sich und machte einen Knicks. Sie sah kurz zu Morach. Die alte Frau war die einzige im Zimmer, die untätig war. Alle, sogar Lady Catherine, hatten eine Handarbeit in den Händen. Sie zwinkerte Alys zu und zog sich einen Hocker näher zum prasselnden Feuer.
    »Deine Verwandte wird sich gut bei uns machen«, sagte Lady Catherine. »Ich habe ein paar einfache Näharbeiten, die du machen kannst, Morach.«
    Morach lächelte sie an. »Ich nähe nicht, Mylady«, sagte sie freundlich.
    Wieder ging ein leises Raunen durch den Raum, doch Lady Catherine schien belustigt. »Willst du untätig herumsitzen, mit leeren Händen? Während wir alle arbeiten?« fragte sie.
    Morach nickte. »Ich bin hier, um Euch und das Kind zu beobachten«, sagte sie hochmütig. »Ich muß sehen können — mit meinen Heileraugen. Wenn Ihr irgendeine Näherin braucht« — sie lächelte die fleißigen Frauen freundlich an, »irgendeine Näherin braucht, die Euch eine Kappe näht, die gibt es reichlich. Mich gibt's nur einmal.«
    Catherine lachte. Alys lächelte nicht einmal. Sie knickste kurz vor Catherine, dann verließ sie das Zimmer. Erst als sie im runden Turm war und die kleine Wendeltreppe zu Lord Hughs Schlafgemach hinaufstieg, merkte sie, daß ihr der Kiefer weh tat, so fest hatte sie die Zähne zusammengebissen.
    Lord Hugh saß an einem Tisch, vor sich ein dicht beschriebenes, aufgerolltes dünnes Papier.
    »Alys«, sagte er, als sie eintrat. »Ich brauche dich, um mir das vorzulesen. Es ist so klein geschrieben. Ich kann es nicht sehen.«
    »Aus London?« fragte Alys.
    Der alte Lord nickte. »Meine Brieftaube hat es mir gebracht«, sagte er. »Kluge kleine Vögel, und das bei diesem schlechten Wetter. Es muß dringend sein, wenn man sie in den Schnee hinausschickt. Was steht drin?«
    Der Brief war von einem Informanten Lord Hughs bei Hof. Er war ohne Unterschrift, der Name des Königs, der Königin, Cromwells und der anderen Lords durch Zahlencode ersetzt. Lord Hugh hatte seine eigenen Methoden, dafür zu sorgen, daß der Souverän seinem treuen Vasallen keine Überraschungen bereitete.
    Alys überflog den Brief, hob den Kopf und sah Lord Hugh an. »Ernste Neuigkeiten«, sagte sie.
    Hugh nickte. »Erzähl.«
    »Er sagt, die Königin ist bettlägrig. Sie erwartete ein Kind, einen Jungen, und sie hat ihn verloren«, sagte sie.
    »Oh«, sagte Lord Hugh leise. »Das ist schlecht für sie.«
    »Sir Edward Seymour soll Mitglied des Kabinetts werden.« Sie warf Lord Hugh einen Blick zu. Er nickte und schaute ins Feuer.
    »Die Königin gibt dem Schock über den Sturz Seiner Majestät die Schuld an der Fehlgeburt«, las Alys laut. »Aber es gibt einen, der behauptet, er hätte den König sagen hören, Gott wird ihm mit der Königin keinen Knaben schenken.«
    »Das war's dann«, sagte Lord Hugh.
    Alys schaute ihn fragend an. »Das war's dann für die Königin«, sagte er leise. »Es wird wieder eine Scheidung geben, vermute ich. Oder sie wird zur Konkubine erklärt, und man wendet sich wieder Rom zu. Er ist Witwer, jetzt, wo Katharina tot ist.«
    »Könnte er denn zum Papsttum zurückkehren?« fragte Alys ungläubig.
    »Vielleicht«, erwiderte Lord Hugh leise. »Königin Anne wird gehen müssen, daran gibt's keinen Zweifel. Fehlgeburt, Schuld...« Er unterbrach.
    »Er könnte den Priestern zurück zur Macht verhelfen?« fragte Alys. Lord Hugh sah Alys an und lachte. »Vielleicht gibt's doch noch ein sicheres Nonnenkloster für dich, Alys. Wie findest du das?«
    Alys schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich denken soll. Es kommt so plötzlich!«
    Lord Hugh lachte wieder. »Ja«, sagte er. »Du mußt schnell springen, wenn du mit dem Gewissen des Königs Schritt halten willst. Diese Heirat ist jetzt auch gegen den Willen des Himmels, wie es scheint. Und Seymours Stern ist am Aufgehen.«
    Er zeigte mit dem Kopf auf eine Ledertasche mit Briefen. »Die sind per Boten gekommen«, sagte er. »Schau sie durch, ob etwas dabei ist, was ich wissen sollte.«
    Alys brach das erste Siegel. Das Schreiben war in normalem Englisch abgefaßt und trug ein Datum von

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