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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Frau werden. Du wirst immer Catherines Hofdame sein. Was immer bei Hof vorgeht — und darüber werde ich schweigen —, wir sind hier einfache Leute. Catherine ist deine Herrin, diene ihr gut. Hugo ist dein Geliebter und auch dein Lord. Ich will nicht abstreiten, daß ich dich gerne mag, Alys, aber solltest du vergessen, was du deinen Gebietern schuldig bist, würde ich dich schon morgen aus der Burg werfen.
    Diene Catherine ehrenhaft, und Hugo soll sich mit dir vergnügen wenn er es wünscht. So habe ich meine Frauen gehalten. Eine Frau für die Erben und ein Weib für das Vergnügen. So sollte es sein «
    Alys hielt den Kopf gesenkt, um ihren Haß zu verbergen.
    »Ja, Mylord«, sagte sie unterwürfig.
    David packte sie am Arm, als sie auf der schlechtbeleuchteten Treppe an ihm vorbei wollte.
    »Ich höre, deine Verwandte ist tot?« sagte er leise.
    »Ja«, erwiderte Alys ruhig. Ihre Stimme zitterte nicht, ihre Miene war heiter.
    »Ein harter Tod für eine Frau — im kalten Flußwasser zu ertrinken«, sagte David.
    Alys begegnete furchtlos seinem Blick. »Ja«, sagte sie.
    »Und was passiert jetzt mit dir?« wollte David wissen.
    Alys grinste ihm ins Gesicht. »Ich werde mich um Lady Catherine kümmern«, sagte sie. »Ich werde Lord Hugh und seinem Sohn dienen und sie ehren. Was sonst?«
    David zog sie etwas näher zu sich herunter, so daß sie sich bücken mußte. »Ich weiß noch, wie du ein wildes Ding im Moor warst«, sagte er. »Ich habe dich nackt gesehen, als du deine Lumpen gegen das Hemd der Hure tauschtest. Ich habe gehört, daß du das Gottesurteil wegen Hexerei bestanden hast. Ich habe gesehen, wie du dich, krank vor Sehnsucht, nach dem jungen Lord verzehrt hast. Jetzt frage ich dich: Was kommt als nächstes?«
    Alys entriß ihren Ärmel seinem Zugriff. »Nichts«, sagte sie frech. »Ich werde Lady Catherine dienen und ihr bei der Geburt helfen. Ich werde Lord Hugh gehorchen und seinen Sohn ehren. Mehr ist da nicht.«
    Der Zwerg nickte. Sein Lächeln strahlte sie aus der Dunkelheit an. »Ich habe mich wirklich über dich gewundert. Ich dachte, du hättest die Macht, diese Burg auf den Kopf zu stellen. Als du die alte Frau gebracht hast, dachte ich, du würdest jetzt handeln. Ich habe dich beobachtet und mich gefragt, wann du deinen Zug machen würdest. Ich hatte dich als neue Herrin der Burg im Sinn. So nahe wie du dem alten Lord stehst! So mächtig durch deine Zauberkräfte, daß du Hugos Wildheit bezähmen kannst! Und wenn du ein Kind hättest — wie du es in deinem Traum vorausgehen hast —, was für eine Frau wärst du dann für ihn!« Alys holte tief Luft, aber ihr Blick war gelassen auf sein dunkles, wütendes Gesicht gerichtet.
    »Was ist schiefgegangen?« fragte der Zwerg neugierig. »Was ist zwischen dir und der alten Hexe schiefgegangen? Du warst doch auf dem besten Weg, nicht wahr? Die alte Hexe genoß Catherines Vertrauen, und sie hätte der Entbindung allein beigewohnt. Was wäre es denn gewesen? Eine Totgeburt? Von der eigenen Nabelschnur erwürgt? Steißgeburt? Rückwärts herausgekommen und im Blut ertrunken?« Sein Lachen war kurz und grausam.
    »Du hattest es eilig, nicht wahr?« sagte er. »Du wolltest Catherine tot und aus dem Weg haben und Hugo ganz für dich allein? Ich habe gesehen, wie du dich verzehrt hast, verblaßt bist, deine Schönheit verloren hast. Es hat dich von innen her aufgefressen wie ein Bauch voller Würmer, nicht wahr, kleine Alys ? Also hast du Catherine in den Fluß gezaubert, nicht wahr? Du hast sie ins tiefe Wasser gelockt in ihren schweren Pelzen, damit sie ertrinkt.« Alys' Gesicht war kreidebleich. »Unsinn«, sagte sie tapfer. »Und die Alte hat sie herausgezogen«, sagte der Zwerg. »Weißt du was? Die Alte hab ich irgendwie gemocht, deine Mutter.«
    »Sie war nicht meine Mutter«, sagte Alys. Ihr ganzes Gesicht war angespannt. »Ich habe nur bei ihr gelebt. Meine echte Mutter ist bei einem Feuer umgekommen.«
    »Feuer«, sagte der Zwerg. »Das habe ich noch nicht gehört.« »Ja«, sagte Alys. In ihrer Stimme schwang tiefe Verzweiflung. »Meine Mutter, meine echte Mutter, ist bei einem Feuer umgekommen. Und seit sie fort ist, ist in meinem Leben alles schiefgegangen.«
    Der Zwerg legte den Kopf zur Seite und betrachtete sie wie ein seltenes Exemplar. »Jetzt hast du also eine ans Feuer und die andere ans Wasser verloren«, sagte er nicht sehr mitleidig. »Aber werde ich dich noch Lady Alys nennen? Wird Catherine enden wie deine beiden Mütter? Feuer?

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