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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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heißes Bad bereiten lassen, mit einigen Kräutern darin, damit Ihr nicht mehr so müde seid. Ich könnte Euch die Haare waschen, und Ihr könntet Euch zum Abendessen ein hübsches Kleid anziehen. Würde das nicht helfen?«
    Catherine legte ihr Gesicht in Alys' Hand. »Ja«, sagte sie, wie ein Kind, das sich einschmeicheln will. »Gerne.«
    Alys schickte eine Magd nach unten mit dem Auftrag, die größte Badewanne und die feinsten Leinentücher in Lady Catherines Zimmer zu bringen. Die Laken mußten gelüftet werden, bevor die Lady damit abgetrocknet und eingewickelt wurde. Alys ging in ihre Kammer, um getrocknete Blumen und Verbena-Öl zum parfümieren des Badewassers und des Zimmers zu holen.
    Hugo döste auf Alys' Bett, als sie hereinkam, die Füße mit den staubigen Stiefeln auf der Bettdecke. Er öffnete ein schläfriges Auge, als er sie hörte, fand es aber nicht nötig, sich zu bewegen.
    »Was machst du denn?« fragte er. »Ist Catherine wohlauf?«
    »Sie ist nervös«, erwiderte Alys. »Ich dachte, ein Bad würde sie beruhigen. Sie beklagt sich, daß wir sie den ganzen Tag allein gelassen haben. Sie hat sich heute nicht angezogen. Sie hat sich nicht einmal gewaschen. Ich werde sie baden und ihre Haare waschen und sie dann zum Abendessen ankleiden.«
    »Gut«, sagte er. Er streckte sich und schloß wieder die Augen.
    Der Dreck von seinen Stiefeln war über Alys' ganze neue Decke verschmiert.
    Sie zögerte einen Augenblick voll Groll. »Jeder hier im Schloß kann mit seinem Leben machen, was er will, nur ich nicht« dachte sie. »Hugo kann sich ausruhen und von dem dämlichen blonden Bauernmädchen träumen. Catherine kann ins Bad watscheln. Ich aber muß zwischen den beiden hin und her rennen.« Sie nickte wortlos und brachte die Kräuter und Öle in Catherines Schlafzimmer. Eliza folgte ihr und hielt die Tür auf.
    Die große, mit Leinen ausgeschlagene Badewanne stand vor dem Feuer und war bis zum Rand mit dampfendem Wasser gefüllt. Eliza stellte die Kräuter und Öle daneben, und auf Alys' Geheiß half sie Catherine aus dem Bett.
    Catherines Beine waren schlimmer geworden. Die Haut um ihre Knie und ihre Knöchel war weiß und geschwollen. Ihr riesiger Bauch ragte vom Rest ihres Körpers ab, mit hervorstehendem Nabel. Ihre Brüste waren gespannt und heiß, blau geädert und aufgedunsen. Die Warzen waren geschwollen, braun und verfärbt. Die Hände waren ebenfalls geschwollen, so daß der Ehering tief in ihren Finger schnitt. Alys nahm ihre Hand.
    »Tut das weh?« fragte sie.
    Catherine nickte. »Er ist zu eng geworden«, sagte sie. »Es pocht.«
    Alys nahm sie bei der Hand und legte eine Hand um Catherines breite Taille, um ihr ins Wasser zu helfen. Catherine sank hinein wie ein gestrandeter Wal, der in die Tiefe zurückkehrt, und seufzte vor Wonne.
    »Hol deine Laute«, sagte Alys zu Eliza, »und sing uns vor.«
    Catherine lehnte ihren Kopf an den Wannenrand. Alys faltete ein Leinentuch klein zusammen und steckte es unter Catherines massigen weißen Hals. »So«, sagte sie, »so ist es bequemer für Euch.«
    Catherine schloß die Augen, aber ihr Mund zitterte. »Ich bin so müde«, sagte sie mit kläglicher Stimme. »So müde.«
    Alys nahm eine Handvoll der weichen, wassergetränkten Kräuter und rieb Catherines Schultern mit sanfter, kreisender Bewegung. Catherine streckte genüßlich erst einen Arm und dann den deren aus, damit Alys ihn waschen und reiben konnte. Sie nahm Catherines Hände, massierte sie mit Öl und zog behutsam an ihrem Ehering. Er saß fest. Der Schmied mußte geholt werden, um ihn abzuschneiden. Hugos Ehering mußte von Catherines Hand geschnitten werden. Alys mußte sich ein Lächeln verkneifen.
    Nacheinander nahm sich Alys aller Körperteile an. Die Haut war schwammig, und jede Berührung hinterließ häßliche Flecken. Alys spürte, wie ihre Heilkräfte aufwallten und ihre Finger belebten. Sie spürte Catherines fehlendes Gleichgewicht, etwas Krankes, etwas Giftiges in dem aufgedunsenen Körper.
    Die unzufriedene Miene eines einsamen Kindes verschwand aus Catherines Gesicht, als wären Alys' Hände ein Allheilmittel. Ihr Gesicht wurde rosig. Als Eliza mit ihrem Lied am Ende war, summte Catherine den Refrain und wedelte mit der Hand.
    »Sing es noch einmal«, bat sie. Eliza zwinkerte Alys frech zu und folgte.
    Catherine seufzte vor Wonne.
    »Das Wasser wird kalt«, sagte Alys. »Ihr müßt aus der Wanne, Catherine, sonst erkältet Ihr Euch.«
    Eliza legte die Laute beiseite und

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