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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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und drehte Alys sich hektisch zwischen ihnen, aber Hugo erschlaffte, blieb reglos liegen und zog sich zurück.
    Catherine rollte sich weg, ruhig atmend, mit rosigem, entspanntem Gesicht. Hugo ließ sich mit einem tiefen Seufzer in die Kissen fallen. Alys lag unbefriedigt zwischen den beiden in stummer Wut. Ihr Körper war innerlich heiß und wund, und ihre Wollust forderte Erfüllung.
    Sie schaute von einem zum anderen; sie lächelten beide gesättigt. Keiner von beiden sah sie an. Die Sorge um Alys' gereizte, unerfüllte Begierde war unwichtig. Catherine zog die Decke etwas enger um sich, ihr Gesicht war entspannt. Sie schlief ein.
    Das Feuer knisterte leise, der Geruch von Zitronenverbena schwebte süß im Raum. Die drei — die zwei nackten, schwangeren Frauen und der halbnackte junge Lord — lagen reglos da. Nur der Lord und seine Lady schliefen.
    Catherine erschien zum Abendessen unten in der großen Halle, rosig in ihrem rosa und cremefarbenen Kleid, fett wie ein Pudding, die Haare über die Schultern gebreitet, mit unstillbarem Appetit. Sie betrat den Speisesaal an Hugos Arm, und alle Anwesenden taten ihre Freude durch laute Zurufe kund. Alys nahm ihren alten Platz am Frauentisch ein, und ihr grimmiger Blick in die Runde warnte alle, sie nicht wegen ihrer Rückkehr zu verhöhnen.
    »Willkommen daheim«, konnte sich Eliza aber trotzdem nicht verkneifen.
    Alys begegnete ihrem strahlenden Blick mit eiskaltem Auge. »Es ist mir eine Freude, mit dir, Eliza, und mit euch allen zu Abend zu essen«, sagte sie ruhig. »Aber vergeßt nicht, daß ich Hugos Sohn trage — etwas, für das jede von euch einen Jahreslohn geben würde. Und denkt daran, wenn Catherine sich ins Bett legt, werde ich wieder neben dem alten Lord sitzen. Ich bleibe sein Liebling. Vergeßt nicht, daß ich für jede einzelne von euch Mistress Alys bin. Mein Glücksstern mag vielleicht auf- und untergehen, aber selbst an seinem niedrigsten Punkt ist er noch höher, als ihr euch erträumen könnt.«
    Alle Damen starrten auf ihre Teller und aßen schweigend ihre Suppe. Alys war das Schweigen nur recht. Sie beobachtete Hugo. Es schien eine halbe Ewigkeit vergangen zu sein, seit sie hier neben Morach gesessen hatte und Hugos Rücken mit solcher Sehnsucht angestarrt hatte, daß sie glaubte, daran eingehen zu müssen. Jetzt betrachtete sie seine Schultern, seinen Nacken und die Haltung seines Kopfes in stummem Haß.
    »Eßt Ihr nicht, Mistress Alys?« fragte Ruth leise.
    Alys schaute ihre Schüssel an. Die Brühe war kalt geworden, dicke Fettbrocken schwammen darin herum. Alys nahm einen Schluck Wein, der nach Zinn schmeckte. David hatte dafür gesorgt, daß ihr Platz am Frauentisch mit Zinn gedeckt war, wie bei den anderen. Glas war nur für den obersten Tisch bestimmt, und ihren Platz dort hatte sie verloren.
    »Ich habe keinen Hunger«, sagte sie. »Ich werde Hugo bitten, mir später etwas auf mein Zimmer zu schicken.« Sie erhob sich und ging zu Lord Hugh.
    »Ich möchte den Tisch verlassen«, sagte sie ihm leise ins Ohr. »Ich habe Schmerzen und mir ist übel. Ich möchte auf mein Zimmer gehen.«
    Der Blick, den er auf sie richtete, war durchaus freundlich, aber er lächelte, als könne er direkt in ihr Herz sehen. »Sei nicht neidisch, Füchsin«, sagte er leise. »Du stehst an zweiter Stelle nach Catherine. Das haben wir dir immer gesagt. Geh und setz dich auf deinen Platz und iß und trink aus Zinn. Irgendwann wird sie wieder in ihrem Zimmer bleiben, und du kannst dann hier oben wieder die Herrin spielen. Aber wenn sie sich dazu entschließt, mit uns in der Halle zu essen, wo sie hingehört, nimmst du deinen Platz am Damentisch ein — wo du hingehörst.«
    Alys sah hinüber zu Hugo. Er lauschte irgendeinem Scherz, den ihm ein Mann von einem Tisch weiter unten in der Halle zurief. Er warf seinen dunklen Kopf zurück und brüllte vor Lachen.
    »Nein«, sagte der alte Lord, der ihren Blick bemerkt hatte. »Gegen meine Entscheidung gibt es keine Einwände. Ich bin hier immer noch der Herr, Alys. Geh und setz dich an deinen Platz, der dir zugewiesen ist.«
    Alys setzte ihr süßestes Lächeln auf. »Natürlich, Mylord«, sagte sie. »Ich möchte die fröhliche Stimmung und die lustige Gesellschaft am Damentisch nicht mit meinem Unwohlsein stören. Aber wenn Ihr es wünscht, werde ich mich natürlich zu ihnen setzen.«
    Lord Hugh warf einen kurzen Blick auf den Tisch und lachte lauthals über die vier sauertöpfischen Gesichter. Sie verrenkten sich die

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