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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Bequemlichkeit geschenkt, ich durfte Ihm in Luxus dienen. Jetzt hat Er mich zum Leid berufen. Wie sollte ich mich Ihm verweigern!«
    »Mutter Hildebrande, Ihr könnt hier nicht leben!« rief Alys erbost. »Ihr wißt ja nicht, wie das Leben hier ist. Ihr begreift es nicht. Den Winter hier überlebt Ihr nicht. Das ist töricht!«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. Dann sagte Mutter Hildebrande sanft, aber bestimmt: »Ich glaube, daß es der Wille des Herrn ist. Und ich bin durch meine Gelübde gezwungen, Seinen Willen zu erfüllen.« Sie verstummte kurz. »Genau wie du«, schloß sie.
    »Aber es ist unmöglich...«, murmelte Alys widerspenstig.
    »Genau wie du«, sagte Mutter Hildebrande etwas langsamer mit warnendem Unterton.
    Alys seufzte und sagte nichts.
    Es herrschte eine Weile Schweigen zwischen den beiden Frauen. Alys, die noch immer zu Füßen ihrer Mutter kniete, hob den Kopf und sah, daß Hildebrandes Augen mit Tränen gefüllt waren.
    »Ich...«, begann sie.
    »Wann kannst du zu mir kommen?« fragte Mutter Hildebrande. »Wir könnten sofort ein neues Leben beginnen. Und es gibt vieles, was wir brauchen, das du besorgen kannst.«
    Alys' Reue war von kurzer Dauer. »Ich weiß nicht, wann ich kommen kann«, sagte sie. »Mein Leben im Schloß ist so unsicher ...« Sie verstummte bei dem Gedanken an Catherine und Hugo und ihr eigenes Kind. »Ich könnte vielleicht nächste Woche kommen«, sagte sie. »Ich könnte nächste Woche für ein paar Tage kommen.«
    Mutter Hildebrande schüttelte den Kopf. »Das genügt nicht, Schwester Ann«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Du warst viele lange Monate unserem Orden fern, aber davor hast du viele Jahre mit uns gelebt. Du kannst unsere Disziplin nicht so schnell vergessen haben. Du darfst jetzt gehen, aber du mußt morgen wiederkommen, in einem schlichten schwarzen Kleid, und mitbringen, was immer Lord Hugh frohen Herzens gibt. Ansonsten werden wir unsere Nahrung anpflanzen und unser eigenes Tuch weben. Wir werden unsere eigenen Strohlichter machen und unsere Bücher aus der Erinnerung niederschreiben. Wir werden Brot backen und es auf dem Markt verkaufen, wir werden fischen und den Fang verkaufen. Und wir werden einfache Medizinen und Heilmittel herstellen und sie verkaufen oder sie den Bedürftigen schenken.«
    Alys hielt die Augen gesenkt, damit Mutter Hildebrande ihre Panik und ihre völlige Ablehnung nicht sehen konnte.
    »Es sieht finster aus für unsere Kirche«, sagte Mutter Hildebrande. »Aber so war es auch für St. Paulus selbst oder für St. Cuthbert, als die englische Kirche schon einmal fast zerstört worden wäre. Damals wie jetzt hat der Herr Sein Volk aufgerufen, Ihm in Finsternis und Heimlichkeit und Not zu dienen. Damals wie heute hat sein Glaube triumphiert. Gott hat uns zu einer außergewöhnlichen Mission berufen, Schwester Ann, nur er weiß, wie wichtig unsere Arbeit sein wird.«
    Alys sagte nichts. Mutter Hildebrande sah jetzt nicht mehr aus wie eine müde alte Dame. Ihr Gesicht strahlte vor Freude, die Stimme war stark und entschlossen. Sie lächelte Alys an.
    »Geh jetzt«, sagte die Äbtissin sanft. »Es muß schon fast Zeit für die Abendandacht sein. Bete, während du zum Schloß zurückreitest, und ich werde hier beten. Du hast doch die täglichen Gebete nicht vergessen, Schwester Ann?«
    Alys schüttelte den Kopf. Sie konnte sich an kein einziges Wort erinnern. »Ich weiß sie noch alle«, sagte sie.
    Die Äbtissin lächelte. »Sprich sie zu den festgesetzten Stunden«, sagte sie. »Der Herr wird uns vergeben, daß wir nicht auf Knien in Seiner Kapelle sind. Er wird es verstehen. Und morgen, wenn du kommst, wirst du mir deine Sünden beichten.«
    Alys nickte stumm.
    Die Äbtissin erhob sich von ihrem Schemel. Alys sah, daß sie sich sehr steif bewegte.
    »Ich bin ein bißchen müde«, sagte sie, als sie Alys' Blick bemerkte. »Aber sobald ich anfange, im Garten zu arbeiten, werde ich wieder gesund und kräftig.«
    Alys nickte und ging aus der Tür. Die Äbtissin blieb an der Schwelle stehen. Alys band das Pferd los, und da erinnerte sie sich an ihren Beutel mit Essen.
    »Hier«, sagte sie. »Das ist mein Mittagessen, aber Ihr könnt es haben.«
    Das weise alte Gesicht der Äbtissin strahlte. »Siehst du, mein Kind!« sagte sie entzückt, »der Herr sorgt für uns, und er wird immer wieder für uns sorgen. Verlier nicht den Mut, Schwester Ann! Vertrau auf Ihn, und Er wird uns große Freude bringen.«
    Alys nickte stumm, stieg auf die

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