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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Ruth schwang ein silbernes Weihrauchgefäß, das Alys als Teil von Hugos Beute aus dem Nonnenkloster erkannte. Die Luft war zum Schneiden dick. Margery tupfte Catherines Stirn mit einem Schwamm ab. Sie warf sich mit geschlossenen Augen auf dem Kissen hin und her. Immer wieder keuchte sie vor Schmerzen, und ihr Körper bäumte sich auf.
    »Hör auf damit!« sagte Alys wütend zu Ruth. »Und öffne ein Fenster. Hier stinkt es.«
    Hugo hob den Kopf, und seine Sorgenfalten glätteten sich. »Gott sei Dank bist du zurück, Alys«, sagte er. »Keiner wußte, was zu tun ist, und der Arzt in Castleton ist die ganze Woche verreist. Ich war drauf und dran, die weise Frau aus Richmond holen zu lassen.«
    »Wann haben die Schmerzen angefangen?« fragte Alys.
    Catherine schlug die Augen auf, als sie Alys' Stimme hörte. »Heute morgen«, sagte sie. »Als ich aufgewacht bin.«
    Alys nickte wissend, obwohl sie auch nicht mehr wußte. »Ich werde sie untersuchen müssen«, sagte sie. »Ihr wartet besser draußen.«
    Hugo beugte sich über Catherines Bett und drückte ihr einen Kuß auf die Stirn. Im Vorbeigehen legte er eine Hand auf Alys' Schulter. »Rette meinen Sohn«, sagte er leise. »Nichts auf der Welt ist wichtiger als das.«
    Alys sah ihn nicht einmal an. »Natürlich«, sagte sie schroff.
    Hugos Klaps auf ihre Schulter war der eines Mannes für einen vertrauten Kameraden. Alys warf ihm einen giftigen Blick zu, aber er schaute auf Catherine. Er sah sie nicht einmal.
    »Gib ihr etwas, das die Schmerzen lindert«, sagte er leise. »Sie ist sehr tapfer. Ich weiche nicht von der Tür. Ich komme, wenn sie mich braucht.«
    »Natürlich«, sagte Alys mit leiser Stimme.
    Hugo ging als erster aus dem Raum, die Frauen huschten hinterher.
    »Soll ich bleiben?« fragte Eliza.
    »Was kannst du schon tun?« fragte Alys brutal. »Du hast keine Ahnung. Sag, sie sollen die Truhe mit meinen Sachen aus meiner Kammer bringen.«
    Catherine stöhnte wieder, und Alys ging rasch zu ihr.
    »Was für eine Art Schmerz ist es?« fragte sie.
    »Als ob etwas sich öffnet«, keuchte Catherine. »Sich öffnet und aufreißt. Alys, hilf mir!«
    Es klopfte an der Tür. Zwei Lakaien kamen ins Zimmer mit Alys' Truhe voller Kräuter und Öle, stellten sie auf den Boden und verließen dann schnell wieder den Raum. Alys öffnete die Truhe und holte ein Papierpäckchen mit Pulver heraus.
    »Auf der rechten Seite oder der linken?« fragte sie.
    Catherine stöhnte erneut. »Überall«, sagte sie. »Ich fühl mich ganz komisch, Alys, als wäre ich gar nicht ich. Als hätte mich etwas in seiner Gewalt.«
    »Macht den Mund auf«, sagte Alys. Mit einer geschickten Handbewegung kippte sie das Pulver in Catherines Mund und ließ sie an einem Wasserglas nippen, um es hinunterzuspülen. Innerhalb von Sekunden bekam Catherine wieder Farbe und atmete etwas leichter.
    »Was kann das nur sein, Alys?« fragte sie. »Da stimmt doch etwas mit dem Kind nicht, nicht wahr?«
    »Es kommt vor seiner Zeit«, sagte Alys. »Könnte es sein, daß Ihr Euch mit den Daten geirrt habt, Catherine? Ihr seid gerade erst im siebten Monat. Es dürfte noch nicht kommen.«
    Catherine keuchte, als sie wieder ein heftiger Schmerz packte. »Es könnte sein, es könnte sein«, sagte sie. »Aber nicht gleich um zwei oder drei Monate. Da stimmt etwas nicht. Ich fühle es!«
    »Was fühlt Ihr?« fragte Alys sie in Panik. Im äußersten Winkel ihres Bewußtseins lauerte der Gedanke, daß Catherines Schwangerschaft möglicherweise falsch verlief. Daß das Kind nicht zur Welt kommen würde oder kein Sohn werden würde. Oder eine Totgeburt. Oder daß Catherine sterben würde...
    »Mir ist ganz seltsam«, sagte Catherine. Ihre Stimme klang unwirklich, wie von weit her. »Hilf mir, Alys! Du liebst mich doch, das weiß ich! Hilf mir, Alys! Ich hab das Gefühl, das Kind entgleitet mir, es schmilzt und entgleitet mir!«
    Alys schlug die Decken zurück. Auf Catherines feisten aufgedunsenen Beinen traten die Blutadern stark hervor. Alys zog widerwillig Catherines Hemd hoch. Das untere Laken war von einem blassen, cremigen Saft durchtränkt.
    »Ist Eure Fruchtblase geplatzt?« fragte Alys.
    Catherine schüttelte den Kopf, und ihr Körper krümmte sich erneut vor Schmerz. »Ich weiß es nicht, ich glaube nicht«, sagte sie. »Da war nichts außer diesem Ausfluß.«
    »Kein Blut?« fragte Alys.
    »Nein«, sagte Catherine. »Alys, du mußt das Baby in mir halten. Ich fühle, wie es schmilzt.«
    Alys zog Catherines Hemd

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