Die weise Frau
Hugo...« Er verstummte. Ein Stück weiter die Halle hinunter kniete Hugo halb versteckt vor einer Bedienerin. Lady Catherine tanzte widerwillig im Arm eines jungen Ritters. »Hugo ist ein Schelm«, sagte der alte Lord. »Ich hätte ihm ein Mädchen mit Feuer im Bauch zur Frau geben sollen.«
Sie tanzten bis tief in die Nacht. Ein Junge sang mit honigsüßer Stimme ein Madrigal, ein Zigeunermädchen tanzte einen wilden, seltsamen Tanz mit Holzklappern an den Händen, und dann kamen, begleitet von stürmischem Applaus, die Servierer aus der Küche, trugen die Braten durch die Halle, setzten sie auf dem hohen Tisch ab und brachten dann Platten für je vier Personen zu allen anderen Tischen. Es war der letzte Gang des Festmahles und prächtiger als alles vorher Servierte: gebratener Schwan, der nach dem Braten wieder mit seinen Federn versehen worden war, so daß er weiß und vollkommen aussah wie ein lebendiger Vogel. Am anderen Ende des oberen Tisches stand ein Pfau mit wippenden Schwanzfedern. Auf den Tischen unterhalb der Plattform gab es gebratene Gänse, Truthähne, Kapaune und Wildenten. Bei diesem Festmahl bekamen auch alle das beste Brot — Manchet -, ein köstliches Weißbrot mit dicker goldener Kruste und dichter heller Krume. Die Lords aßen mit unersättlichem Appetit. Catherine wischte ihren Teller mit Brot ab und nahm noch eine Scheibe wilden Schwan, aber ihr Blick war immer noch wütend.
Weinkrüge wurden gebracht und eine Köstlichkeit nach der anderen aufgetragen. Alys, schwankend vor Müdigkeit, aß nur wenig, trank aber den herben roten Wein. Es ging auf Mitternacht zu, als endlich die Süßspeisen kamen, zwei für den oberen Tisch. Eine perfekte Marzipankopie des Schlosses, an der Lord Hughs Banner flatterte, wurde vor den alten Lord gestellt. Die Damen erhoben sich und drängten sich um die Tafel, um es zu bewundern.
»Zu hübsch, um es anzuschneiden«, sagte Eliza hingerissen.
Vor Hugo stellten sie das kleine Modell eines Landhauses, das auf einer Terrasse thronte, mit kleinen Zuckerrehen, die den Park darum bevölkerten.
»Meine Pläne für das neue Haus!« rief Hugo. »Diese verfluchten Diener! Sie wissen alles, bevor ich es selbst weiß. Hier, Sir, schaut, was sie gemacht haben!«
Lord Hugh lächelte. »Jetzt kannst du die beiden nebeneinander sehen«, sagte er. »Ich weiß, wo du lieber leben würdest!«
Hugo beugte den Kopf. Er war zu voll des guten Weines, um sich mit seinem Vater zu streiten. »Ich kenne Eure Vorlieben, Sir«, sagte er respektvoll. »Aber es ist eine hübsche Laune von mir.«
Hugh nickte. »Bringst du es fertig, es zu essen?« fragte er.
Hugo lachte und griff statt einer Antwort nach seinem Messer. »Wer will ein Stück von meinem Haus?« fragte er. »Von meinem hübschen kleinen Haus, das ich in einem müßigen Moment gezeichnet habe, und dann feststellen mußte, daß diese Küchenhunde meine Papiere gestohlen und meine Träume in Zucker kopiert haben?«
»Ich will eines!« sagte Eliza mit aufforderndem Lächeln.
Hugo warf ihr ein Lächeln zu.
»Du hättest gerne ein Stück von allem, was mir gehört, Eliza«, sagte er. »Für den kleinsten Bissen würdest du betteln, nicht wahr?«
Eliza protestierte kreischend. Hugo lächelte sie an und richtete dann seinen glühenden Blick auf Alys. »Alys!« fragte er. »Möchtest du mein hübsches Spielzeug probieren?«
Sie schüttelte den Kopf und glitt zurück zum Damentisch am Ende der Plattform. Als die anderen mit ihren Tellern zurückkamen, stellte ihr Eliza ein Stück Marzipanhaus hin.
»Von ihm«, sagte sie und deutete mit dem Kopf auf Hugos Stuhl. »Er hat es für dich vor der Nase seiner Frau abgeschnitten. Er hat dir die Haustür gegeben. Du spielst ein gefährliches Spiel, Alys.«
Nachdem das Mahl beendet und nur noch getrocknete Früchte und Hippocras-Wein auf dem Tisch standen, stellte David sich hinter den Stuhl des Lords und rief der Reihe nach die Männer auf die Plattform, damit Lord Hugh jedem ein Geschenk oder einen Beutel Münzen überreichen konnte. Hugo saß zur Rechten seines Vaters und beugte sich gelegentlich mit ein paar Worten zu jemandem vor. Lady Catherine saß zu Lord Hughs Linken und lächelte unbeteiligt. Sie hatte ihre Geschenke mit ihren Damen am Neujahrstag getauscht und hatte nichts für die Bediensteten und die Soldaten. Die Schlange von Bediensteten und Soldaten war endlos. Insgesamt waren es rund vierhundert. Alys, die von ihrem Platz am Damentisch am Ende der Plattform nichts
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