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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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hüpfte von einem Fuß auf den anderen und zeigte mit dem Finger auf Hugo, der im rückwärtigen Teil der Halle mit einem Tablett und einem Weinkrug herumalberte.
    »Wollust«, sagte er mit ernster Stimme. Die Halle erbebte vor Gelächter. »Fleischeslust«, sagte er dann. »Ich werde die Frauen nennen, mit denen Ihr es getrieben habt.«
    Das wurde mit lauten Lachsalven quittiert, aber am Frauentisch machte sich eine gewisse Unruhe breit. Der Servierbursche war der Fürst des Festes, er konnte alles sagen, ohne Strafe fürchten zu müssen. Er konnte jede von ihnen als Hugos Geliebte bezeichnen. Und Catherine würde das bestimmt nicht vergessen oder als Scherz abtun.
    »Wie willst du dich denn an alle erinnern?« brüllte jemand. »Es sind doch mehr als dreihundert Tage seit letztem Jahr! Das sind mindestens tausend Frauen!«
    Hugo grinste, warf sich in Pose, schlug seine Schürze zurück, um seinen gestickten Lendenschurz zu zeigen, und schob seine Hüften vor, während die Mädchen vor Lachen kreischten. »Das stimmt«, sagte er. »Wohl eher zweitausend.«
    »Ich werde die Frauen nennen, mit denen er es nicht getrieben hat«, sagte der Servierbursche hastig. »Um Zeit zu sparen.«
    Das wurde mit lautem Lachen quittiert. Hugo verbeugte sich. Sogar der alte Lord am Kamin kicherte vergnügt. Die Halle verstummte voller Erwartung, was der Bursche jetzt als Pointe sagen würde.
    »Es gibt nur eine, die er nicht gehabt hat«, sagte der Junge grinsend. Er wirbelte herum und zeigte auf Lady Catherine, die neben dem alten Lord am Kamin stand. »Seine Frau! Lady Catherine!«
    Die ganze Halle war in Aufruhr, die Leute schrien vor Lachen.
    Catherines Gefolgsfrauen, die noch an ihren Plätzen auf der Plattform saßen, hielten sich die Hände vor den Mund, um das Lachen zu ersticken. Hugo verbeugte sich reumütig, sogar der alte Lord lachte. Soldaten klammerten sich aneinander. Der Servierbursche nahm Lord Hughs juwelenbesetzte violette Kappe ab und warf sie vor Freude über seinen Geistesblitz in die Luft. Nur Catherine lächelte nicht, sondern stand starr und blaß vor Wut da.
    »Jetzt der alte Lord!« brüllte jemand. »Was hat er getan?«
    Der Servierbursche deutete mit ernster Miene auf Lord Hugh. »Ihr seid an allem schuld, und Eure Schuld wächst mit jedem Jahr«, sagte der Bursche.
    Lord Hugh wartete lachend auf das, was da kommen würde.
    »Mit jedem Jahr wächst Eure Schuld, obwohl Ihr immer weniger macht«, sagte der Bursche.
    »Ein Rätsel!« brüllte jemand. »Ein Rätsel! Was hat er denn verbrochen?«
    »Was hab ich denn verbrochen?« fragte Hugh. »Daß ich jedes Jahr weniger mache und meine Schuld immer größer wird?«
    »Ihr werdet alt!« schrie der Servierbursche triumphierend.
    Lautes, schockiertes Gelächter, angeführt von Lord Hugh, erfüllte die Halle. Er schüttelte drohend seine Faust gegen den Jungen. »Komm mir morgen besser nicht unter die Augen«, brüllte er. »Sonst zeig ich dir, wie alt mein Breitschwert ist!«
    Der Bursche tänzelte auf dem Stuhl und schlotterte mit den Knien, um zu zeigen, wie sehr ihn das ängstigte. »Und jetzt!« schrie er, »befehle ich Tanz!« Er streifte den Umhang ab, warf seine Kappe auf den Stuhl und führte die schmutzigste, niedrigste Schlampe aus der Küche zur Tanzfläche, um mit ihr den Reigen zu eröffnen. Die Leute reihten sich, immer noch kichernd, hinter ihnen ein. Alys beugte sich zu Eliza.
    »Siehst du ihr Gesicht!« sagte sie leise.
    Eliza nickte. »Er ist noch unverschämter als letztes Jahr«, sagte sie. »Und da war er schon impertinent genug. Aber es ist Tradition und schadet keinem. Der alte Lord liebt die alten Bräuche, und Hugo ist es egal. Catherine kriegt immer ihr Fett weg. Sie ist nicht sehr beliebt, aber Hugo lieben sie.«
    Einer der Komödianten kam zum Tisch der Frauen und packte Ruth mit rauhen Händen. Sie wehrte sich mit leisem Kreischen, aber er zerrte sie auf den Tanzboden.
    »Das ist ein Spaß!« rief Eliza fröhlich und rannte hinter Ruth her, um sich auch einen Partner zu suchen. Alys glitt in ihrem dunkelblauen Kleid wie ein Schatten durch die Halle, stellte sich hinter Lord Hugh und ging dann mit ihm zurück zu seinem Stuhl auf der Plattform.
    »Du tanzt nicht, Alys?« fragte er sie durch das laute Getöse der Musik und das Dröhnen der Trommeln.
    »Nein«, erwiderte sie knapp.
    Er nickte. »Stell dich hinter meinen Stuhl, und keiner wird dich auffordern«, sagte er. »Es ist ein rauhes Spiel, aber ich schau es mir gern an. Und

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