Die weise Frau
hinter meinem Rücken über mich lacht. Und sie bezahlt, Euch die Schlampe zu machen!«
Sie schoß auf ihn zu und schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht. Hugo riß den Kopf zurück und blieb reglos stehen.
»Und was ist mit mir?« Ihre Stimme steigerte sich von einem leidenschaftlichen Flüstern zu einem gedämpften Wutschrei, »was ist mit mir? Mein Zimmer betretet Ihr nie mit diesem Lächeln! Jede Hure im Schloß kann diesen geilen Blick von Euch haben! Jede Schlampe in der Stadt, jeder Trampel in jedem Dorf kann Euch zwischen den Beinen haben — aber mich, Euer angetrautes Weib, ignoriert Ihr!« Sie packte ihn an den Schultern. »Ihr ignoriert mich!« sagte sie. Tränen liefen ihr übers Gesicht. Sie schüttelte ihn heftig und sagte noch einmal: »Ihr ignoriert mich!«
Hugo erstarrte unter ihren Händen, sein ganzer Körper lehnte sie ab.
»Oh, mein Gott!« sagte sie, von plötzlicher Sehnsucht gepackt. »Hugo, macht mit mir, was Ihr mit ihr gemacht habt! Nehmt mich hier!« Sie wich in den Schatten unter der Treppe zurück und riß mit fiebernden Händen ihr Gewand hoch, packte die Schnur an seinen Hosen, zerrte an seinem Lendenschurz, preßte sich gegen die gestickte Wattierung und stöhnte, als die steife Stickerei sie berührte. »Macht es jetzt!« stöhnte sie verzweifelt.
Hugo trat einen Schritt zurück und stieß sie von sich. Sie konnte sein Gesicht sehen, reglos, wie aus Stein gemeißelt.
»Laßt das«, sagte er mit leiser, ruhiger Stimme. »Ich hab das Mädel nicht angerührt, gleichgültig, was Ihr befürchtet und was für Frauengeschwätz Ihr gehört habt. Ich hab sie nicht berührt. Ich hab sie zu ihrem Strohsack getragen, ihr das Gewand ausgezogen, sie zugedeckt, und dann bin ich gegangen.«
Lady Catherine taumelte, als hätte er ihr einen Schlag versetzt. Sie ließ den Saum ihres Kleides fallen und zog es hinunter über die Hüften. Sie keuchte immer noch, aber die Kälte von Hugos Stimme war wie Eis in ihr Bewußtsein eingedrungen. Ihr Gesicht war weiß und gequält.
»Ihr habt ihr das Gewand ausgezogen und sie nicht genommen?« fragte sie, als traue sie ihren Ohren nicht. Hugo nickte und wandte sich dann zum Gehen.
»Hugo!« Lady Catherine lief ihm die Treppe hinunter nach und krallte sich in seinen Arm. »Hugo, sagt mir, daß Ihr sie nicht begehrt habt. Sagt mir, daß Ihr sie nicht begehrt habt und sie deshalb nicht genommen habt!«
Er blieb am Fuß der Treppe stehen, und sein Lächeln war grausam. »Was jetzt, Mylady?« sagte er, und seine Stimme wollte verletzen. »Erst beschimpft Ihr mich, weil ich sie aufs Kreuz gelegt habe, und jetzt wollt Ihr nicht glauben, daß ich es nicht getan habe.«
Lady Catherine stöhnte leise und zerrte an den feingearbeiteten Schlitzen seines Wamses. »Bitte!« flehte sie. »Erzählt mir, was wirklich zwischen euch passiert ist. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß...«
»Was könnt Ihr nicht ertragen?« sagte er giftig. »Ihr könnt nicht ertragen, wenn ich sie nehme, und Ihr könnt nicht ertragen, wenn ich es nicht tue. Was soll ich tun, Madam, um Euch zufriedenzustellen?«
Sie starrte ihn verständnislos an. »Mein Gott, Hugo«, sagte sie sehnsüchtig. »Ich will nicht, daß Ihr sie nehmt. Aber vor allem will ich, daß Ihr sie nicht verschont. Mir wär's lieber, Ihr vergewaltigt sie, als daß Ihr sie verschont. Ich begreife nicht, warum Ihr sanft mit ihr umgeht. Was hat das zu bedeuten?«
Hugo wandte sich ihr zu, und die Verachtung in seinem Gesicht ließ sie unwillkürlich zurückweichen. »Euch wäre lieber, ich hätte sie vergewaltigt, anstatt sie zu verschonen«, sagte er verwundert. »Ihr möchtet, daß Euer Mann einer kleinen Maid von sechzehn Jahren Gewalt antut? Guter Gott, Madam, Ihr seid ein häßliches Weib.«
Sie ließ sich keuchend gegen die steinerne Mauer fallen.
»Ich habe sie nicht angerührt, weil sie so herzlich und liebevoll war. Sie hatte einen Traum und hat mir eine Zukunft prophezeit, eine Zukunft für mich und für sie. Mein Vater wird sterben, und ich werde der Herr über Schloß und Land sein. Sie wird mir einen Sohn schenken.«
»Nein«, Lady Catherine sank stöhnend zu Boden.
»Findet Euch damit ab, Lady«, sagte Hugo schonungslos. »Das war gerade Euer letzter Schlag gegen mich. Eure Tage hier sind vorbei. Ich werde das Mädchen aus Bowes Moor in meinem Bett haben.«
»Meine Mitgift...«, sagte Lady Catherine. »Und meine Ländereien ...«
»Verflucht soll Euer Geld sein«, fluchte Hugo. »Und Eure
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