Die weise Frau
wollte Alys' Traum. Er wollte diese Nähe, diese zärtliche Beziehung zu ihr. Mehr als alles andere wollte er aber das eine: Er wollte einen Sohn von ihr.
Er lachte leise in die Stille des Raumes hinein. Er wollte von ihr Hugo genannt werden, von ihr zur Liebe aufgefordert werden. Er wollte sie ermattet von den Bedürfnissen seines Sohnes sehen, erschöpft von seiner Lust. Ungläubig richtete er wieder den Blick auf sie. Durch nichts würde er die Aussicht auf das, was zwischen ihnen sein könnte, gefährden, dachte er. Er würde sie nicht zwingen, sie nicht verängstigen. Er wollte sie so, wie sie in der kurzen Aussicht auf die Zukunft gewesen war: selbstsicher, sinnlich, heiter. Eine mächtige Frau, die sich ihrer Macht, ihn zu beherrschen, sicher war und ihr eigenes Leben bestimmte.
Er warf ihr eine Decke über, und sie regte sich nicht. Er beugte sich über sie und drückte einen sanften Kuß auf die Beuge ihres Nackens, dicht unter dem Ohr. Der Geruch ihrer Haut erregte ihn erneut. Er lachte leise. »Mylady Alys«, sagte er leise. Dann stand er auf und ging aus dem Zimmer.
Eliza drückte sich an der Tür herum mit vor Aufregung hochrotem Kopf.
»Alles ruhig, Mylord«, sagte sie. »Wollt Ihr sie denn nicht nehmen? Wollt Ihr sie denn jetzt nicht haben?«
Lord Hugo warf einen kurzen Blick die Treppe hinunter zu dem großen Zimmer darunter.
»Heb deine Röcke«, sagte er hastig.
Elizas Mund wurde ganz rund vor Überraschung. »Mylord...«, sagte sie in halbherzigem Protest, voller Entzücken. Er packte ihr Gewand mit einer harten Hand und riß es bis zur Taille hoch, dann drückte er sie gegen die Steinwand und rammte sich in sie. Eliza schrie vor Schmerz, er klatschte ihr eine Hand auf den Mund und zischte. »Närrin! Willst du das halbe Schloß hier haben?«
Elizas Augen richteten sich flehend auf ihn. Er stieß drei-, viermal zu, dann erstarrte er mit zugekniffenen Augen und Mund in einem Krampf der Erleichterung, die einem Wutanfall glich.
Eliza rang keuchend nach Luft, als er sie losließ, taumelte beiseite, wobei sie sich ihren wunden Hals hielt und mit dem Kleid den Unterleib abwischte.
Hugo griff in die Tasche und warf ihr ein paar Silbermünzen zu. »Und darüber wirst du auch den Mund halten«, sagte er. Er drehte ihr den Rücken zu und schlenderte durch die Galerie und dann die Treppe hinunter in die Große Halle.
Sie ging zur Tür und sah ihm nach, wie er die Treppe hinunterging, im Vorraum noch einmal kurz stehenblieb und sich die Kleider zurechtrückte. Dann richtete er sich auf, setzte ein Lächeln auf, öffnete die Tür, ging hinein und nahm wieder bei seinem Vater und seiner Frau Platz.
»Gott verdamme dich, Hugo«, flüsterte sie. Sie zuckte vor Schmerz zusammen und ging dann Richtung Frauengemach. »Ein neues Gewand fast ruiniert, halb erwürgt und für einen Schilling begattet«, sagte sie traurig. Sie warf sich auf ihren Strohsack und schaute zu Alys hinüber, die immer noch schlafend dalag, wie Hugo sie verlassen hatte.
»Und alles, weil dieses Luder dich durch ihre Magie impotent gemacht hat«, murmelte sie verbittert. »Ich hab dich gesehen, du kranker Bastard. Ich hab gesehen, wie du dich neben sie gelegt und deinen Finger in sie gesteckt hast und nicht mehr gewagt hast, während sie Zaubersprüche gegen dich und deine ganze Familie gemurmelt hat. Und dann steckst du deinen Schwanz bei mir rein! Verflucht sollst du sein«, schimpfte sie, streifte ihr Kleid ab und deckte sich zu. »Kranker Bastard.«
Alys drehte sich mit ausgestreckter Hand im Schlaf um, suchte nach ihm. »Mein Herz«, sagte sie sehr leise.
Am nächsten Tag war Alys krank, sie war bleich und hatte geschwollene Augen, war vergiftet vom Wein. Sie wollte nichts essen und trank nur Wasser. Das ganze Schloß, angefangen von Hugo bis zum ärmsten Küchenjungen, hatte mehr getrunken als das ganze Jahr über und bezahlte den Preis dafür.
Erst nach dem Abendessen fühlten sich die Damen teilweise besser. Worauf Lady Catherine ihnen befahl, sich in der Galerie zu versammeln und zu nähen, während sie spann. Alys wurde befohlen, laut aus einem Buch vorzulesen.
Alys, geplagt von Übelkeit und Kopfschmerzen, las, bis ihr die schlecht lesbaren Worte vor Augen tanzten. Es waren Liebesgeschichten, Geschichten von Damen in Schlössern und Rittern, die sie verehrten. Alys ließ ihren Gedanken freien Lauf, während sie die Romanzen las — das Leben war nicht wie diese Geschichten, das wußte sie.
»Lord Hugo hat dich
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