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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Catherine«, sagte er. »Und denkt an Euer Versprechen, den Mund zu halten!«
    Hugos Augen wurden schmal. »Mylady Catherine hat vielleicht ein paar Dinge mißverstanden, die ich im Streit zu ihr gesagt habe«, sagte er zu seinem Vater. »Es steht mir nicht zu, Euch zu erzählen, was sie in der Dunkelheit der Treppe gesagt oder getan hat. Ich will nur soviel sagen, daß sie mich geschlagen, mich beschimpft und erzürnt hat und ich vielleicht zu barsch mit ihr gewesen bin. Sie hat mich angefleht, sie wie eine Hure auf der Treppe zu nehmen, und ich war entsetzt, daß Mylady — Eure Schwiegertochter — sich selbst so erniedrigt.« Hugos wohlüberlegter Verrat ließ Catherine vor Entsetzen keuchen. »Das ist noch nicht alles, Sir, es kommt noch schlimmer«, sagte Hugo. »Aber ich will Euch nicht damit ermüden. Ich bin bereit, sie um Verzeihung zu bitten und den Streit hier und jetzt zu beenden.«
    Der alte Lord sah Catherine fragend an. »Wäre die Sache damit geregelt?« fragte er. »Wenn Hugo Euch um Verzeihung bittet und sich Euch gegenüber wieder als pflichtbewußter Ehemann zeigt« — Catherines ungestillte Sehnsucht ließ ihre fahlen Wangen erröten —, »dann ist der Streit beendet, und Alys kann weiterhin für mich arbeiten. Sie braucht Euch nicht als Hofdame zu dienen, wenn sie Euch nicht genehm ist, Catherine. Und Hugo braucht sie nicht zu sehen.«
    »Nein«, erwiderte Lady Catherine mit hörbarer Überwindung. »Zuerst muß Pater Stephen das Ganze beurteilen, Mylord. Und Eliza muß angehört werden.«
    Angesichts des finsteren Blicks des Lords beugte sie sich vor. »Lord Hugo sagt, es ist nur ein Streit — aber da spricht der Zauber aus ihm«, sagte sie mit eindringlicher Stimme. »Natürlich versucht er, sie zu schützen! Wir müssen der Sache auf den Grund gehen, nicht nur um ihn zu schützen, sondern um Euretwillen, Mylord. Schließlich hat sie Euren Tod vorausgesagt.«
    Der alte Mann bekreuzigte sich. »Laß Eliza holen«, sagte er zu seinem Sohn. »Und den Priester.«
    Hugo ging achselzuckend zur Tür, als wolle er zeigen, daß all das nicht der Mühe wert wäre, öffnete sie und schrie ins Wachzimmer hinunter: »Holla!« Einer der jungen Männer kam gelaufen. »Hol Eliza Herring und Pater Stephen.«
    Die drei warteten in betretenem Schweigen, bis die Hofdame und der Priester kamen. Lord Hugh fixierte sie beide mit grimmiger Miene.
    »Ich habe Euch gerufen, Pater, damit Ihr Euch einen Streit anhört«, sagte er. »Wie es scheint, bedürfen wir Eurer Weisheit.«
    Pater Stephen nickte mit ernster Miene, seine dunklen Augen registrierten Catherines hochroten Kopf und Hugos unterdrückte Wut. Eliza versuchte, so nahe wie möglich an der Tür zu bleiben. Ihr Gesicht war eine aschfahle Maske von Schuldgefühlen.
    »Keine Angst, Eliza«, sagte der alte Lord freundlich. »Keiner will dir etwas vorwerfen.«
    Sie zitterte so heftig, daß sie kaum reden konnte. Ihre schwarzen Augen wechselten flackernd vom jungen Lord zur steinernen Miene ihrer Herrin.
    »Wir wollen nur die Wahrheit von dir hören«, sagte der alte Lord mit sanfter Stimme. »Was immer du uns erzählst, Eliza — was immer es auch sei, Eliza —, du stehst unter meinem Schutz. Du kannst die Wahrheit sagen.«
    »Laßt sie schwören«, sagte Lady Catherine und versuchte dabei den Mund nicht zu bewegen.
    Der alte Lord nickte, und Hugo schaute verwundert seine Frau an, erstaunt über ihren Mut zu sprechen, obwohl man ihr befohlen hatte zu schweigen.
    »Also gut, unter Eid«, sagte der alte Lord. Er nickte dem Priester zu, der zu dem Tisch am kleinen Fenster trat und eine Bibel herauszog.
    »Versprichst du bei der Heiligen Schrift, dem geheiligten Leben von Jesus Christus, seiner heiligen Mutter und Gottvater, die Wahrheit zu sagen?« fragte er Eliza. »Bedenke, daß die Macht des Teufels in diesen unruhigen Zeiten sehr groß ist. Du mußt zu Gott stehen oder dich der Hölle ergeben. Wirst du die Wahrheit sagen, Eliza?«
    »Amen«, murmelte Eliza. »Ich verspreche es. O Gott!«
    »Erzähl uns, was vorgefallen ist, als Lord Hugo Alys gestern nacht aus der Halle getragen hat«, sagte der alte Lord. »Und erzähl uns alles. Und bedenke, daß du in der Hölle schmoren wirst, wenn du lügst.«
    Eliza bekreuzigte sich hastig und warf Hugo einen ängstlichen Blick zu. Er beobachtete sie gelassen. Sie erschauderte vor Angst.
    »Der junge Lord hat gesagt, ich soll mit ihnen beiden mitgehen«, begann sie. Dann hielt sie inne wie eine schwitzende Stute am

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