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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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dieser Krankheit nicht Einhalt gebieten kann«, sagte sie. »Ich werde alles verlieren, wenn ich mich nicht schützen kann. Ich bin verloren, wenn ich mich nicht mit allen Kräften, die ich besitze, schütze.« Mit einem Mal schleuderte sie ihre Stickerei auf den Boden und ging zur Tür.
    »Alys!« ertönte Lady Catherines Stimme im Befehlston. »Was fällt dir ein? Wie kannst du es wagen, ohne meine Erlaubnis den Raum zu verlassen?«
    Alys schoß wie eine Natter auf sie zu, mit vor Wut und Verzweiflung bebendem Gesicht. »Ach, macht doch, was Ihr wollt, Lady Catherine«, sagte sie mit erbitterter Stimme. »Ich habe jetzt keine Angst mehr vor Euch. Das einzige, was Ihr mir hättet wegnehmen können, ist jetzt ohnehin verloren. Ich bin nicht dazu geboren, eine Frau wie Ihr zu sein, eine Frau wie diese...« Sie machte eine scharfe, verächtliche Geste auf die vier Damen, die sie mit offenem Mund anstarrten. »Diese armseligen Sklaven. Aber jetzt habe ich mein wahres Ich erkannt. Ich bin nicht besser als irgendeine von Euch. Nichts an mir ist besonders. Ich bin eine Sünderin und eine Närrin. Aber wenigstens seh ich jetzt meinen Weg klar und deutlich vor mir. Jetzt bin ich eine Frau ohne Furcht.«
    Lady Catherine wich entsetzt vor ihrem Zorn zurück, fing sich aber wieder und versuchte es noch einmal im Befehlston. »Wage nicht, so mit mir zu sprechen, Mädchen...«
    »Ich ergreife meine Macht«, schwor Alys. »Ihr werdet mich nicht noch einmal Mädchen heißen! Ihr werdet nicht über mich bestimmen! Und Euer Gatte wird mich nicht als Spielzeug bekommen. Ihr beide habt mich dazu getrieben, und ich werde meine Macht ergreifen!«
    »Aufhören!« kreischte Catherine. Alys' Blick war wie ein Brandeisen, als sie die Tür hinter sich zuschlug. Sie hörten ihre Schritte auf den Steinstufen und das Krachen der Tür der Großen Halle.
    »Verläßt sie uns?« fragte Mistress Allingham.
    Nur Lady Catherine blieb sitzen, die übrigen drängten sich am breiten Erkerfenster und verrenkten sich die Hälse, um die Stufen von der Großen Halle in den Garten und den Pfad zum Pförtnerhaus am inneren Burggraben sehen zu können.
    »Sie geht«, bestätigte Eliza. »Sie ist im Garten und geht in Richtung Tor. Soll ich hinterherlaufen und befehlen, daß man sie zurückbringt, Mylady?«
    Lady Catherines Gesicht war aschfahl, und sie versuchte, mit zusammengekniffenem Mund ihre Ängste und Vermutungen in den Griff zu bekommen.
    »Laßt sie gehen«, sagte sie. »Laßt sie gehen.«
    Der alte Lord bemerkte Alys' Abwesenheit erst am Abend, kurz vor dem Abendessen, als er einen Brief geschrieben haben wollte. David kam in die Damengemächer, um sie zu holen, und Lady Catherines unschönes Gesicht war ausdruckslos, als sie ihm sagte, Alys wäre verschwunden.
    »Ich werde statt ihrer kommen«, sagte sie. Sie warf sich einen dunklen Umhang um die Schultern, zog die Kapuze über ihren Kopf und folgte ihm zum Gemach des alten Lords im runden Turm. Im dunklen Winkel der Treppe passierten sie Hugo, der ganz offensichtlich auf sie wartete. Er packte sie am Arm.
    »Alys«, sagte er. Nie zuvor hatte sie diesen Tonfall von ihm gehört, Sehnsucht schwang aus dem Namen des Mädchens.
    Seine Frau stülpte ihre Kapuze zurück. Ihr knochiges Gesicht funkelte vor Haß auf ihn, ihre Augen blitzten triumphierend. »Das hab ich mir gedacht«, sagte sie mit gifttriefender Stimme. »Das hab ich mir gedacht.«
    Hugo wich entsetzt zurück. »Madam, ich...«
    David wechselte einen Blick mit Hugo und verschwand, die Treppe hinauf zum Gemach des alten Lords, außer Hörweite.
    »Macht Euch nicht die Mühe, mir etwas vorzugaukeln«, sagte sie. »Ich hab mich gefragt, wodurch sie Euch und den alten Mann in ihren Bann gezogen hat. Wahrscheinlich geht sie mit Euch beiden ins Bett.« Ihr Mund zuckte vor Wut. »Mit beiden ins Bett! Er ein Tattergreis, und Ihr rennt jedem Rock hinterher! Sobald ich sie in diesem Hurenkleid gesehen habe, hab ich gewußt, was los ist. Aber ich habe gewartet und Euch beobachtet. Und ich hab gesehen, wie Ihr sie beäugt habt, und ich hab gewußt, was Ihr denkt. Gott weiß, daß ich es oft genug gesehen hab! Gott weiß, daß ich es oft genug mitansehen mußte, wie Ihr ein Weib nach dem anderen mit diesem Lächeln und diesem geilen Blick angesehen habt. Dann hab ich gesehn, wie Ihr sie vom Festmahl weggetragen habt. Zu ihrem Bett habt Ihr sie getragen, nicht wahr? Diese Närrin Eliza habt Ihr bezahlt, damit sie sich blind stellt und mich belügt und

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