Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
Vom Netzwerk:
Ländereien. Und Ihr auch. Ich will das Mädchen aus Bowes Moor, und ich werde alles riskieren — sogar das Schloß —, um sie zu bekommen.«
    Er riß sich von ihr los und ging.
    Lady Catherine blieb einige Minuten in der Kälte auf der Treppe sitzen. Dann erhob sie sich ungelenk wie eine alte Frau. Das kalte Licht des aufgehenden Mondes schien durch eine Schießscharte auf ihr spitzes, rachsüchtiges Gesicht.
    »Hexe!« zischte sie kaum hörbar.

8
    Lord Hugh saß in seinem kleinen Gemach am Kamin, als Lady Catherine, ohne anzuklopfen, hereinstürmte. Er hob seinen Blick vom Feuer und zog eine Augenbraue hoch, als er ihrer ansichtig wurde.
    »Ich habe nach der Maid geschickt«, sagte er. »Ich hab nach Alys gerufen.«
    »Sie kann nicht mehr länger Euer Sekretär sein«, sagte Catherine. Ihre Stimme war leise, zitterte aber vor Leidenschaft. »Ich muß mit Euch sprechen, Mylord. Ich muß Euch auffordern, sie suchen zu lassen und sie vor Gericht zu stellen.«
    »Was hat sie getan?« fragte Lord Hugh mit müder Stimme. »Ist sie weggelaufen? Fehlt etwas aus Eurem Gemach?«
    »Viel schlimmer!« zischte sie. »Tausendmal schlimmer als das!«
    Sie wartete ab, ob der alte Lord auch wirklich beeindruckt war. Er schien ungerührt.
    »Mylord, ich klage sie des schlimmsten aller Verbrechen an«, sagte sie. Sie keuchte vor Begierde, Alys zu ruinieren. »Ich bezichtige sie eines Verbrechens schlimmer als Mord.«
    »Was hat sie getan?« fragte er noch einmal.
    »Sie ist eine Hexe.«
    Eisige Stille erfüllte den Raum.
    »Ich glaube es nicht«, sagte er schlicht. Aber Catherine heftete sich wie eine züngelnde Natter an sein kurzes Zögern.
    »Ihr habt sie auch in Verdacht!« sagte sie triumphierend. »Ihr steht ihr näher als alle anderen! Und Ihr verdächtigt sie auch!«
    »Das ist nicht wahr«, sagte der alte Lord, doch er klang verunsichert.
    »Aber ich klage sie an!« tönte Catherine. »Ich klage sie der Hexerei an. Sie hat Lord Hugo verzaubert. Er hat mich gerade ins Gesicht beleidigt und gesagt, er wird nicht ruhen, bis er sie gehabt hat. Da ist Zauberei im Spiel, Mylord, und Euer Sohn ist das Opfer.«
    Das Gesicht des alten Lords bekam wieder ein bißchen Farbe. »Guter Gott, Catherine! Ich dachte, wir sprechen von Schwarzen Künsten! Ihr habt doch schon öfter gesehen, daß Hugo auf ein Weib scharf ist. Das geht vorüber.«
    Er streckte seine Hand nach ihr aus und quälte sich ein Lächeln ab. »Kommt«, sagt er freundlich. »Es giftet Euch, ich weiß, aber sie ist nur einer von Hugos Flirts. Das ist keine Hexerei, sondern nur der Zauber, den ein junges Mädchen ausstrahlt, mehr nicht.«
    Catherines Gesicht war weiß vor Bosheit. »Nein, Mylord«, sagte sie giftig. »Ihr versteht mich falsch. Lord Hugo hat mir gesagt, er hätte sie haben können und hat es nicht getan. Er hat geschworen, sie nicht ohne ihre Zustimmung zu nehmen. Er hat mir erzählt, daß sie ihm durch einen Zauberspruch seine Zukunft mit ihr als seinem Weib gezeigt hat. Er wird meine Mitgift an Ländereien wegwerfen, jawohl, und auch das ganze Schloß, um sie zu bekommen und den Sohn, von dem er glaubt, daß sie ihn empfangen wird. Das ist Zauberei, Mylord, keine Tändelei.«
    Der alte Lord rutschte verlegen auf seinem Stuhl hin und her. »Ich werde mit Hugo sprechen«, sagte er. Er griff auf den Tisch neben sich und läutete eine kleine Silberglocke. Ein Diener kam angelaufen und erhielt den Befehl, den jungen Lord zu suchen. Lord Hugh richtete den Blick auf Lady Catherine.
    »Ihr könnt gehen«, sagte er.
    »Nein«, sagte sie.
    Sie begegnete seinem erstaunten Blick ohne Furcht. »Ich bleibe«, sagte sie und fletschte die gelben Zähne vor Bosheit. »Ich sage, er ist verhext, ich sage, Ihr seid auch halb verhext. Hier bedarf es einer Frau mit klarem Kopf. Hier bedarf es des Hexenfängers. Ich wage es nicht, mich auf Euer Urteil zu verlassen, Mylord, um Eurer eigenen Sicherheit willen wage ich nicht, mich darauf zu verlassen.«
    Die Augen des alten Lords funkelten vor Wut. »Ihr könnt bleiben, aber Ihr müßt schweigen.«
    »Laßt doch Eliza Herring rufen«, schlug Catherine vor. »Sie folgte Mylord, als er die Hexe aus der Halle trug. Sie wird wissen, was zwischen ihnen vorgefallen ist.«
    Der alte Lord nickte.
    »Und Euren Kaplan«, drängte sie. »Pater Stephen. Er ist ein heiliger Mann und Euer ergebener Diener. Mein einziges Anliegen ist meine Sicherheit, Eure Sicherheit und die Sicherheit Lord Hugos. Wenn sie eine Hexe ist, wie ich glaube, soll

Weitere Kostenlose Bücher