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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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locker. »Wie sollte es zwischen uns beiden auch anders enden? Ich liebe dich. Ich habe dich in dem roten Kleid gesehn, das zu groß für dich war, und deinen armen, geschorenen Kopf und dein klares, kleines Gesicht, und ich wollte dich packen und dich sofort nehmen. Und ich habe gewartet und gewartet, daß die Lust darauf vergeht — statt dessen ist daraus Liebe geworden. Ich hätte dich in jener Nacht nehmen können — an Weihnachten. Ich hätte dich nehmen können, als du betrunken warst. Aber als ich dich berührte, habe ich dich lächeln sehen, und du hast meinen Namen gesagt, als wärst du seit Jahren meine Geliebte. Und als du das getan hast... Ich wollte dich nicht wie eine Hure nehmen. Ich wollte dir keine Gewalt antun. Ich wünsche mir ein gemeinsames Leben mit dir. Ich glaube nicht, daß du das zweite Gesicht hast. Ich glaube nicht an solchen Unsinn. Ich fürchte nicht, daß du eine Hexe oder eine Zauberin bist. Aber ich glaube an ein Leben für uns beide. Nein, für uns drei. Du, ich und mein Kind: ein Sohn für mich.«
    Alys schwieg einen Augenblick. Sie schaute noch einmal seine Fingerspitzen an, und dann streckte sie die Hand nach seinem Gesicht aus und berührte sanft die weiche Haut unter seinen Augen.
    »Und dein Weib?« fragte sie leise.
    »Das geht sie nichts an«, sagte Hugo prompt. »Was du und ich füreinander sind, geht sie nichts an. Außerdem wird sie dieser Tage gut bedient. Sie muß bald schwanger sein.«
    Alys drehte ihr Gesicht zu ihm und sah ihm unverwandt in die Augen. »Und wie kommt das?« fragte sie.
    Hugo zuckte die Achseln. »Weil ich zu ihr gehe«, sagte er ungeduldig.
    »Und wie kommt das?« fragte Alys noch einmal.
    »Ich weiß nicht...« Hugo brach den Satz ab. »Glaubst du, du hast das bewerkstelligt, Alys?« sagte er und hätte fast gelacht.
    Alys warf einen Blick hinter sich in den schattenverhangenen Raum und zu Lady Catherines Zimmer, wo die Frau schlafend lag, selbst noch im Schlaf lächelnd über seinen Mißbrauch ihres Körpers.
    »Ich weiß es nicht«, sagte sie barsch. »Woher soll ich es denn wissen. Ich bin nicht in den Schwarzen Künsten geübt. Ich weiß nur das, was ich bei Morach im Moor gesehen habe: wie man armen Frauen mit Angst das Geld aus der Tasche zieht. Ich weiß nicht, wieso du mit ihr schläfst, und ich weiß auch nicht, warum du ihr weh tust und sie mißbrauchst. Es widert mich an, Hugo. Ich weiß nicht, warum es zwischen euch beiden so sein muß. Ich habe dich verzaubert, damit du sie begehrst — das gebe ich zu! Aber ich hatte nicht geplant, daß du sie schlägst und anspuckst und sie zu abartigen Dingen zwingst. Ich hatte nicht geplant, daß sie dich dafür liebt!«
    »Ich weiß auch nicht, warum es so ist«, gab Hugo zu. Er setzte sich näher zu Alys und legte den Arm um ihre Schulter. Sie lehnte sich an ihn. »Es widert mich an«, sagte er mit sehr leiser Stimme. »Ich habe noch nie eine Frau so behandelt — nicht einmal die ärmste Hure. Aber irgend etwas in mir treibt mich dazu, sie zu schlagen und ihr Flüche ins Ohr zu flüstern...« Er verstummte. »Und je mehr ich es tue, je schlimmer ich bin, desto besser gefällt es ihr.«
    Er schüttelte den Kopf. »Morgens macht es mich bis in die Seele krank. Und ich kann sie nur berühren, wenn ich betrunken bin. Alys, du solltest sie sehen. Sie liegt vor mir und fleht mich an, ihr weh zu tun. Ich fühle mich... besudelt.«
    Alys nickte. »Ich habe meine Kräfte darauf verwandt, daß du ihr einen Sohn schenkst«, sagte sie leise. »Es tut mir leid, daß ich dich berührt habe. Es tut mir leid, daß ich einen solchen Zauber ausgesprochen habe. Ich wußte nicht, was ich sonst tun sollte, um meinen Platz hier zu sichern. Ich wollte Macht. Aber jetzt wünschte ich, ich hätte es nicht getan, Hugo.«
    »Glaubst du etwa, es wäre dein Zauber, der sie dazu treibt?« Hugos Blick wanderte vom Feuer zu Alys' klarem Profil. Er küßte ihre Schläfe, an der sich eine goldene Strähne ringelte. »Ich glaube nicht, daß es dein Zauber ist, meine bildschöne Alys. Catherine war wild darauf, mich zu heiraten, obwohl sie wußte, daß ich sie nicht liebte. Sie hat mich immer angefleht, es mit ihr zu treiben, selbst als wir noch ganz kleine Kinder waren. Sie hat mir immer gestattet, sie zu mißbrauchen. So schlimm wie jetzt war es aber noch nie. Ich habe mich noch nie so eingeengt gefühlt.«
    »Eingeengt?« fragte Alys.
    Hugo nickte. »Deine Sicherheit hängt von ihrer Schwangerschaft ab. Du bist zu deinem

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