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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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kleinen Zauber getrieben worden, ich dazu, mit ihr zu schlafen. Ich weiß, daß sie befriedigt werden muß, damit sie dich in Ruhe läßt.«
    »Der Zauber hat nichts damit zu tun?« fragte Alys. Sie sah ihn unverwandt an, und er beobachtete, wie ihre Miene sich erhellte, als würde er eine Last der Schuld von ihr nehmen.
    »Überhaupt nichts«, sagte er ehrlich. »Das ist alles Unsinn, und du solltest keine solche Angst vor deiner Macht haben. Ich mache, was ich will. Ich mache, was ich beschlossen habe. Ich erfülle meine Pflicht Catherine gegenüber, wie ich es schon lange hätte tun sollen. Ich mache es ohne Lust, also betrinke ich mich dafür. Und sie — dank perverser Gelüste — mag es, wenn ich betrunken und brutal mit ihr bin. Das hat nichts mit Zauber zu tun.«
    Alys entwich ein leiser Seufzer. »Ich hatte Angst«, gab sie zu. »Ich hatte Angst, alles wäre meine Schuld, und die Häßlichkeit und Bitterkeit meines Zaubers hätte bewirkt, daß du grausam zu ihr bist.«
    Hugo nahm sie in die Arme und setzte sie auf seinen Schoß, eng an sich geschmiegt, mit seiner Wange an ihrer.
    »Habe keine Angst«, sagte er. »Ich wünsche mir eine Zukunft für uns. Aber ich glaube nicht an Magie und die alten Zaubersprüche. Die Welt, die wir bauen werden, ist neu, Alys. Eine Welt frei von Aberglauben und Angst. Eine Welt, die wir entdecken können, voller neuer Länder und Abenteuer, voller Reichtum und unbekannter Möglichkeiten. Klammre dich nicht an die alten, dunklen Bräuche, Alys. Komm mit mir hinaus ins Licht, und laß das alles hinter dir.«
    Alys drehte ihr Gesicht ihm zu und legte ihre Wange an sein warmes, stoppeliges Kinn.
    »Du bist so seltsam«, sagte sie mit dem Anflug eines Lächelns. Sie hob den Kopf und berührte sein Gesicht, zeichnete mit den Fingern die Fältchen um seine Augen nach, die tiefe Kerbe zwischen seinen Augenbrauen. »Du bist mir so fremd, und trotzdem habe ich das Gefühl, ich kenne dich schon mein ganzes Leben.«
    »Mein Freund, Lord Stanwick, hat mir gesagt, ich wäre von Wollust getrieben!« sagte Hugo leise lachend. »Ich hab neulich mit ihm getrunken und ihm erzählt, daß ich so in ein Mädchen verliebt bin, daß ich Gefahr laufe, mit meiner Frau, meinem Vater und meinen Pflichten zu brechen. Er hat gelacht, bis ihm die Tränen kamen, und gesagt, er müßte dich kennenlernen. Er konnte nicht fassen, daß es ein Mädchen geben sollte, das mich vom Jagen, Huren und dem Schmieden von Zukunftsplänen abhält.«
    Alys lächelte. »Und?« fragte sie. »Bist du — wie nennst du das? — von Wollust getrieben?«
    Er griff sie fester. »Dir gehört mein Herz, Alys. Ich bin dein bis in den Tod«, sagte er schlicht.
    Alys regte sich sofort. »Sag das nicht«, sagte sie. »Rede nicht vom Tod! Ich möchte, daß wir ewig leben, ich möchte, daß wir immer jung bleiben. Ich möchte, daß diese Nacht nie zu Ende geht!«
    Er lachte. » Großer Gott! Du bist vielleicht eine Schwarzseherin, Alys. Wir werden uns lieben, solange wir jung sind, und dann werden wir zusammen alt und kommen gemeinsam in den Himmel. Was gibt es denn da zu fürchten? Glaubst du, ich komme wegen meiner paar kleinen Sünden in die Hölle? Ich habe gebeichtet! Ich bin im reinen! Und du kannst doch noch nie gesündigt haben, nicht mit diesem süßen, offenen Gesicht. Nicht meine kleine Maid Alys.«
    Alys zögerte. Sie wollte ihm von der Abtei erzählen. Sie wollte ihm erzählen, daß sie einmal jemanden geliebt hatte und auch widergeliebt wurde. Daß sie in Wahrheit gar keine Waise war, weil eine Mutter sie im Arm gehalten, sie unterrichtet und geliebt hatte. Und daß sie sie verlassen und dann verleugnet hatte.
    »Was ist denn?« fragte er.
    »Nichts«, sagte sie.
    Sie wagte es nicht.
    »Wirst du deine Zauberei aufgeben?« fragte er.
    Alys zögerte. »Warum verlangst du das von mir? Du behältst die Dinge, die dir Macht geben — deine Waffen, deinen Reichtum. Meine magischen Kräfte sind alles, was ich an Macht habe. Sie beschützen mich hier.«
    Hugo schüttelte den Kopf. » Sie ängstigen dich und geben dir das Gefühl, daß alle Sünden der Welt vor deiner Tür stehen«, sagte er unumwunden. »Behalte deine Kräuter und deinen Kristall und deine wahren Kräfte, mit denen du meinen Vater heilst. Behalte deine Medizin und vergiß deine Zaubersprüche, Alys. Sie sind eine echte Gefahr für dich, Alys. Nicht weil sie wahr sind — sie sind nämlich nur Unsinn, mit dem man Bauern erschreckt! —, sondern weil sie deinen

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