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Die weise Frau

Die weise Frau

Titel: Die weise Frau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Feinden eine Handhabe gegen dich geben. Wirf sie weg und behalte deine Medizin.«
    »Gut«, willigte sie zögernd ein. »Ich bin einverstanden. Außer wenn ich die Macht brauche, außer wenn ich sie brauche, werde ich damit aufhören.« Sie dachte an die Wachspuppen. »Ich weiß nie, ob es funktioniert oder nicht«, sagte sie offen. »Ich war mir sicher, ich hätte dich und Catherine verhext, und jetzt sagst du mir, es wäre nach eurem Geschmack.«
    Er nickte. »Wir waren immer schon so«, sagte er. »Kein Zauberspruch der Welt könnte mich dazu bringen, eine Frau so zu mißbrauchen, wenn es nicht nach ihrem Geschmack und auch nach meinem wäre.«
    »Ich werde es aufgeben«, sagte Alys. »Ohne das Gottesurteil hätte ich nie damit angefangen. Ich hatte Angst und wollte Macht — um jeden Preis.«
    Hugo drückte sie fester an sich. »Hab keine Angst«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich liebe dich, ich werde dich beschützen. Jetzt bist du von meiner Macht eingehüllt.«
    Er nahm ihre Hand und drehte die Handfläche nach oben. Als wolle er einen Bund besiegeln, drückte er einen Kuß darauf und faltete dann ihre Finger darüber. Sie nahm seine Hände, um dasselbe für ihn zu tun. Sie küßte jede einzelne Fingerspitze, als wolle sie sie segnen. Danach blieben sie vor dem Feuer sitzen, bis die dunklen Öffnungen der Schießscharten allmählich blaß wurden.
    »Ich muß gehen«, sagte Hugo.
    Alys hob ihr Gesicht, um seinen Abschiedskuß zu empfangen, Er nahm es in beide Hände und küßte ihre Lippen und dann, sehr sanft, beide Augenlider. »Schlaf«, sagte er, und in seiner Stimme schwang eine Zärtlichkeit, die sie noch nie zuvor gehört hatte.
    »Schlaf und träum von der Zeit, in der ich Tag und Nacht bei dir sein werde und keiner sich zwischen uns stellen kann.«
    »Bald«, flüsterte Alys.
    »Ich schwöre es«, sagte Hugo.
    »Ich möchte deine Frau werden, Hugo«, sagte Alys leise. »Ich will hierhergehören, genau wie du. Und ich möchte dir einen Sohn schenken, wie ich in meinem Traum sagte.«
    Er lachte leise. »Die Ehe ist etwas anderes, mein Schatz. Du und ich, wir sind dazu geschaffen, Liebende zu sein, wir sollten zusammen sein. Aber die Ehe ist Geschäft: Land, Besitz, Mitgift. Nichts für Liebende wie uns. Ich möchte, daß du mich frei und unbelastet liebst, aus freien Stücken mein bist. Keine Ehe, mein Schatz, sondern lange Nächte und Tage der Liebe und einen Sohn für mich. Jetzt schlaf und träum davon.«
    Er küßte sie noch einmal und ging. Alys blieb noch einen Augenblick sitzen und lauschte auf seine leisen Schritte die Treppe hinunter, dann trat sie vorsichtig ins Frauengemach.
    Sie schaute sich hastig um. Keine hatte sich bewegt. Alle vier schliefen immer noch tief und fest. Lautlos ging sie zu ihrem Strohsack, tastete in das Stroh, schob ihren Arm tief unter das Bett. Endlich fand sie, was sie suchte, und zog den kleinen Beutel mit den drei Wachsfiguren hervor. Sie zog ihren Mantel fester um die Schultern und ging barfuß zur Tür.
    Die Steintreppen waren eisig kalt unter ihren Füßen. Wie ein Geist ging sie durch die Tür und auf das Tor zu, das die Zugbrücke bewachte. Die Soldaten schliefen, es gab keine Gefahr, nach der sie Ausschau halten mußte. Alys schlich auf Zehenspitzen mit tauben Füßen über die Brücke und dann zum Ufer des Grabens.
    Sie schob die Hand tief in den Beutel und zog die erste Puppe heraus. Es war die Figur von Lady Catherine. Alys erschauderte bei dem Anblick und warf sie in den Graben.
    Sie hatte damit gerechnet, daß sie im grünen Wasser versinken würde. Keiner erneuerte je das Wasser im Graben oder fischte mit Netzen. Jeden Tag wurde aller möglicher Müll und Unrat hineingeworfen. Alys hatte gedacht, die kleinen Puppen würden auf den Grund sinken, und keiner würde sie je finden. Oder falls doch, dann wäre das Wachs unkenntlich, und keiner würde sie je für etwas anderes halten als Kerzen, die verschwenderisch von einem nachlässigen Diener weggeworfen worden waren.
    Die kleine Puppe sank in das eisige Wasser, tauchte aber kurz darauf wieder auf. Lady Catherines spöttisches, häßliches Lächeln starrte Alys an. Die kleinen Wachsaugen waren direkt auf sie gerichtet.
    »Nein!« rief Alys. »Geh unter.«
    Eine eisige Brise kräuselte das Wasser. Die Wachspuppe schaukelte auf den Wellen. Das Gesicht von Lady Catherine schien zu grinsen, als genösse sie Alys' Angst.
    »Versinke, verdammt noch mal!« Alys fiel auf die Knie am gefrorenen Ufer und beugte sich

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