Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds
Einzeluntersuchung über die prognostischen Qualitäten von Wettmärkten: die Studie von Arthur Hoerl und Herbert Fallin über sämtliche 1825 Rennen, die 1970 auf den Aqueduct- und Belmont-Park-Rennbahnen ausgetragen wurden. Hoerl und Fallin verglichen die tatsächliche Gewinnfrequenz jedes einzelnen Pferdes in jedem Rennen mit den Gewinnchancen, die ihm der Wettmarkt eingeräumt hatte. Sie wollten zwei Dinge eruieren: Waren die Odds (die subjektive Wahrscheinlichkeiten darstellen) gute Indikatoren der Häufigkeit, mit der ein Pferd gewinnt, und: Ergibt die Einschätzung des Wettmarktes zu den Gewinnchancen aller Pferde eine verlässliche Prognose bezüglich der Reihenfolge, mit der Pferde das Ziel erreichen?
Hoerl und Fallin gelangten zu folgender Erkenntnis: Mit nur ganz wenigen Ausnahmen entsprach die Einstufung der Pferde durch den Wettmarkt genau der Reihenfolge, in der die Tiere durchs Ziel liefen, und das völlig unabhängig von der Anzahl der in den Rennen eingesetzten Pferde – mal waren es in diesem Jahr fünf, mal zwölf Pferde: Der Wettfavorit trug in der Mehrheit der Fälle tatsächlich den Sieg davon, das laut den Wetten zweitbeste Pferd landete überwiegend auf dem zweiten Platz und so fort. Hoerl und Fallin befassten sich außerdem mit dem durchschnittlichen Schluss-Ranking der Rennpferde: Es nahm ausnahmslos, ganz genau gemäß dem Ranking der Pferde, in den Wetten ab.
Nach meinem persönlichen, in Fragen der Statistik eher naiven Verständnis ist es die Erklärung dafür, weshalb die Wetten die Prognosen eines Sieges vorwegnahmen. Als Beispiel mögen die 312 Rennen jenes Jahres dienen, in denen sieben Pferde antraten und der Favorit wettmäßig zu 33 Prozent als Sieger vorhergesagt wurde und aus den Rennen dann zu 34 Prozent als Sieger hervorging. Beim zweitplatzierten Pferd war das entsprechende Verhältnis 22 zu 21, beim drittplatzierten 16 zu 16, beim viertplatzierten 12 zu 12, beim fünftplazierten 9 zu 8, beim sechstplatzierten 6 zu 8 und beim an siebter Stelle platzierten Pferd 3 zu 2 Prozent. In den anderen Rennen kamen ähnliche Ergebnisse zustande, wenn auch nicht ganz so bestechend. Mit anderen Worten: Die subjektiven Prognosen der Wetter von Aqueduct und Belmont sagten nahezu perfekt die objektiven Wahrscheinlichkeiten voraus. Siehe dazu Arthur E. Hoerl und Herbert K. Fallin, »Reliability of Subjectice Evaluations in a High Incentive Situation«, Journal of the Royal Statistical Society 137/1974, S. 227 ff.; ebenfalls William O. Brown und Raymond D. Sauer, »Fundamentals or Noise ? Evidence from the Professional Basketball Betting Market«, Journal of Finance 48/1993, S.1193-1209.
Für die abnehmende Leistung des Wettmarkts zum Ende der National-Football-League-Saison: Richard Borghesi, »Price Predictability – Insight from the NFL Point-Spread Market« (2003), www.cba.ufl.edu/fire/phdstudents/papers/borghesipercent20pricepercent20predictability.pdf .
Die Langzeit-Verzerrung ist belegt in: Richard H. Thaler und William H. Ziemba, »Parimutuel Betting Markets – Racetracks and Lotteries«, Journal of Economic Perspectives 2/1988, S.161-174.
Seite 39f.: Lawrence Page, Sergey Brin, Rajeev Motwani und Terry Winograd, »The PageRank Citation Ranking – Bringing Order to the Web« (1998), http://www-dbpubs.standford.edu/pub/1999-66 . Siehe auch Brin und Page, »The Anatomy of a Large-Scale Hypertextual Web Search Engine« (1998), http://www-db.Stanford.edu/~backrub/google.html .
Seite 41 ff.: Die Angaben zu den Leistungen der Iowa Electronic Markets (IEM) sind entnommen Joyce Berg, Robert Forsythe, Forrest Nelson und Thomas Rietz, »Results from a Dozen Years of Election Futures Market Research«, Arbeitspapier der University of Iowa (2000), http://www.biz.uiowa.edu/iem/archive/BFNR_2000.pdf .
Siehe auch Robert Forsythe, Forrest Nelson, George R. Neumann und Jack Wright, »Anatomy of an Experimental Political Stock Market«, American Economic Review 82/1992, S.1142-1161; und Joyce Berg, Forrest Nelson und Thomas Rietz, »Accuracy and Forecast Standard Error of Prediction Markets«, Tippie College of Business-Vervielfältigung (2001), http://www.biz . uiowa.edu/iem/archive/forecasting.pdf .
Die IEM-Website enthält eine Seite mit Links zu Forschungen über die potenzielle Effektivität von Prognosemärkten: http://www.biz.uiowa.ed/iem/archive/references.html .
Ein wichtiger Hinweis: Die meisten dieser Arbeiten dokumentieren die relative Genauigkeit der Prognosen der IEM, liefern
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