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Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds

Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds

Titel: Die Weisheit der Vielen - Surowiecki, J: Weisheit der Vielen - The Wisdom of Crowds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Surowiecki
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Und eine Entscheidung, eine Aktie zu halten ist ebenso folgenreich wie die Entscheidung, sie zu verkaufen. In diesem Sinne sind alle Anleger marginal (obwohl einige von ihnen mehr Einfluss ausüben (weil sie über mehr Kapital verfügen). Und der Preis einer Aktie oder eines Wertpapiers bezieht das Urteil eines jeden Investors des Marktes ein, selbst wenn dieses Urteil sich als Inaktivität äußert, die im Effekt bedeutet, dass der momentane Preis der richtige ist.
    Damit soll keineswegs bestritten werden, dass manche Anleger klüger sind als andere oder dass die Anwesenheit kluger Händler auf einem Markt eine Rolle spielt. Je besser informiert Anleger sind, desto besser wird ihr kollektives Urteil wahrscheinlich ausfallen (sofern sie verschiedenartig sind und sie ihre Entscheidungen unabhängig treffen). Und wenn eine Gruppe eine Kognitionsaufgabe zu lösen hat, besteht, wie wir gesehen haben, immer die Möglichkeit, dass eine kleine Minderheit besser abschneidet als die Gruppe in ihrer Gesamtheit oder die meisten Individuen der Gruppe. Von 1998 an belegen die Zahlen in überzeugender Weise, dass die »marginalen Händler« Bush stark favorisierten – was natürlich hier die richtige Beurteilung darstellte, andererseits aber kaum überrascht; sonst hätte der Markt auch wieder keine kollektiv intelligente Beurteilung der Wahlchancen zu erzielen vermögen. Der Markt wäre ohne diese Händler weniger intelligent gewesen, aber – um einen eigentlich selbstverständlichen Aspekt zu erwähnen – er wäre auch weniger intelligent gewesen ohne Befürworter von Dukakis als Kandidat. (Dann wären nämlich die Gewinnchancen von Bush übertrieben worden.) Es ist unnütz, im Nachhinein die Teilnehmer eines Marktes isolieren zu wollen, die Recht gehabt hatten (weil in jeder Gruppe manche Teilnehmer richtiger urteilen als andere) – es sei denn, man wäre der Auffassung, dass es immer die gleichen Personen sind, die Recht behalten.
    Zum Urteil eines Marktes tragen dessen sämtliche Teilnehmer bei (wie auch immer sie individuell eingestuft werden); auf diese wird das Urteil der Gruppe mehr oder weniger korrekt ausfallen. Im Jahr 1988 bewegten die »marginalen Händler« sich in die richtige Richtung. Für sich genommen haben sie den Markt allerdings nicht klüger gemacht; es ist nämlich letzten Endes unmöglich, dass das kollektive Urteil einer Gruppe gescheit ausfällt, wenn das aggregierte Urteil eines großen Teiles der Mitglieder einer Gruppe (außer sie würden bloß einen geringen Prozentsatz des Kapitals kontrollieren) dumm ist. Es scheint außerdem aufschlussreich, dass in »Pari-Mutuel«-Wettmärkten so etwas wie ein »marginaler Wetter« gar nicht existiert. Jeder Wettteilnehmer, der auf ein bestimmtes Pferd setzt, erhält die gleichen Vorgaben, und der letzte Stand der Wetten ergibt sich aus allen gesetzten Wetten, stellt also einen gewichteten Durchschnitt dar. Und diese Märkte sind in ihren Prognosen, wie wir gesehen haben, die genauesten Wettmärkte.
    Seite 43 ff.: Für Details zur Hollywood Stock Exchange siehe David Pennoci, Steve Lawrence, C. Lee Giles und Finn Arup Nielsen, »The Power of Play – Efficiency and Forecast Accuracy in Web Market Games«, NEC Research Institute technical report 2000-168 (2000) http.//artificial markets.com/am/pennock-neci-tr-2000-168.pdf . Die Angaben zu den Prognosen der Oscar-Preisverleihungen sind beeindruckender als die Daten zu den Prognosen der Einspielungen an den Kinokassen. Siehe dazu auch David Pennock und Michael P. Wellman, »A Market Framework for Pooling Opinions«, eine unveröffentlichte Studie (2001); sowie Pennock und Wellman, »Representing Aggregate Belief Through the Competitive Equilibrium of a Securities Market«, Thirteenth Conference on Uncertainty in Artificial Intelligence (Juli 1997), S. 392-400, http://dpennock.com/publications.hmtl . Diese Arbeiten sind interessant, weil sie aufzeigen, dass der Preis staatlich kontingierter Effekte – von Wertpapieren, die sich auszahlen oder nicht, je nachdem ob eine künftige Situation eintritt oder nicht – das kollektive, gewichtete Durchschnittsurteil aller im Markt solcher Effekten beteiligten Anleger darstellt. Eine zum Verständnis der Verwendung von Wertpapiermärkten zum Testen neuer Produkte hilfreiche Studie ist Nicholas Chan, Ely Dahan, Adlar Kim, Andrew Lo und Tommaso Poggio, »Securities Trading of Concepts«, MIT eBusiness working paper no. 172 (2002),

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