Die Weisheit des Feuers
ist meine Bastion gegen alle Gefahren, die die Nachtjäger übersehen. Zudem hat sich ihre Fähigkeit, die Schmerzen und Kümmernisse der Menschen zu spüren, als enorm hilfreich erwiesen. Es ist leichter, jemanden zur Mithilfe zu bewegen, wenn man weiß, welche geheimen Sorgen er hat.«
»Bist du gewillt, darauf zu verzichten?«
Sie musterte ihn mit durchdringendem Blick. »Beabsichtigst du, den Fluch zu lösen, den du Elva auferlegt hast?«
»Ich möchte es versuchen. Das habe ich ihr versprochen.«
»Ich weiß, ich war dabei.« Der Lärm eines umkippenden Stuhls lenkte sie kurz ab, dann fuhr sie fort: »Deine Versprechen werden noch einmal unser Untergang sein... Elva ist unersetzlich, niemand sonst besitzt ihre Fähigkeiten. Ihre Dienste sind, wie ich selbst bezeugen kann, wertvoller als ein Berg reinen Goldes. Inzwischen glaube ich sogar, dass sie als Einzige in der Lage sein könnte, Galbatorix zu besiegen. Sie könnte jeden seiner Angriffe vorhersehen und mithilfe deiner Magie entsprechend kontern. Solange sie dabei nicht ihr Leben opfern müsste, würde sie die Oberhand behalten... Könntest du nicht vorgeben, bei deinem Heilungsversuch zu scheitern - zum Wohle der Varden, Eragon, zum Wohle ganz Alagaësias?«
»Nein«, antwortete er knapp. »Selbst wenn ich es könnte, würde ich es nicht tun. Es wäre falsch. Wenn wir Elva dazu zwingen, so zu bleiben, wie sie ist, wird sie sich gegen uns wenden. Und ich möchte die Kleine nicht zum Feind haben.« Er schwieg. Als er Nasuadas Miene sah, fügte er hinzu: »Ferner ist es gut möglich, dass ich tatsächlich scheitere. Einen so vage formulierten Zauber zu lösen, ist ein schwieriges Unterfangen... Darf ich einen Vorschlag machen?«
»Bitte.«
»Sei ehrlich zu Elva. Erklär ihr, wie wichtig sie für dich ist, und frage sie, ob sie bereit wäre, die Bürde den freien Völkern zuliebe weiterhin zu tragen. Vielleicht weigert sie sich, es wäre ihr gutes Recht. Doch dann wissen wir wenigstens, dass sie nicht die Richtige für unsere Pläne gewesen wäre. Und wenn sie deiner Bitte nachkommt, dann hat sie es aus freien Stücken getan.«
Mit einem leichten Stirnrunzeln nickte Nasuada. »Ich werde morgen mit ihr reden. Du solltest auch dabei sein und mir helfen, sie zu überzeugen. Falls es uns misslingt, versuchst du, den Fluch aufzuheben. Ich erwarte dich drei Stunden nach Sonnenaufgang in meinem Pavillon.« Und damit trat sie hinaus in die vom Fackellicht erhellte Nacht.
Viel später, als fast alle Kerzen heruntergebrannt waren und die Dorfbewohner begannen, in Zweier- und Dreiergruppen aufzubrechen, packte Roran Eragon am Arm und zog ihn nach draußen zu Saphira, damit die anderen ihn nicht hören konnten. »Was du vorhin vom Helgrind erzählt hast, war das wirklich alles?« Seine Hand umfasste Eragons Arm wie eine eiserne Fessel. Seine Augen blitzten hart und misstrauisch, aber dahinter lag eine ungewohnte Verletzlichkeit.
Eragon hielt dem Blick stand. »Wenn du mir vertraust, Roran, dann stell mir nie wieder diese Frage. Die Antwort darauf möchtest du nicht wissen, glaub mir.« Noch während er sprach, ergriff ihn tiefes Unbehagen, weil er Roran und Katrina verschwieg, dass Sloan noch lebte. Er wusste, es ging nicht anders, aber es grämte ihn, seine Familie zu belügen. Einen Moment lang erwog Eragon, seinem Cousin die Wahrheit zu sagen. Aber dann fielen ihm all die Gründe ein, die dagegen sprachen, und er hielt den Mund.
Nach kurzem Zögern ließ Roran ihn los. »Ich vertraue dir. Darum geht es doch bei einer Familie, nicht wahr? Um Vertrauen.«
»Und darum, einander umzubringen.«
Roran lachte und fuhr sich mit dem Daumen über die Nase. »Das auch.« Er ließ seine kräftigen, muskelbepackten Schultern kreisen und begann, die rechte zu massieren, was er sich seit dem Biss des Ra’zac angewöhnt hatte. »Ich hab noch eine andere Frage.«
»So?«
»Es geht um einen Gefallen, um den ich dich bitten möchte.« Ein verlegenes Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal mit dir über so was reden würde. Du bist jünger als ich, hast gerade erst das Mannesalter erreicht. Und obendrein bist du mein Cousin.«
»Was willst du? Hör auf, um den heißen Brei herumzureden.«
»Ich spreche von meiner Hochzeit«, sagte Roran und hob das Kinn. »Willst du Katrina und mich trauen? Ich würde mich sehr darüber freuen. Und ich weiß, auch Katrina wird sich sehr geehrt fühlen, wenn du uns zu Mann und Frau machst. Aber ich habe
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