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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Hand. 
»Stenr rïsa«,
 knurrte er leise.
    Der Stein rührte sich nicht.
    »Was tust du da, Hammerfaust?«, fragte Carn und setzte sich neben ihn auf den Stamm.
    Roran steckte den Stein rasch in seinen Gürtel und nahm das Brot und den Käse, den Carn ihm gebracht hatte. »Ach nichts. Ich bin bloß in Gedanken.«
    Carn nickte. »Wie die meisten, bevor sie in die Schlacht ziehen.«
    Während er aß, ließ Roran den Blick über die Männer schweifen, denen er zugeteilt worden war. Ihn eingeschlossen, bestand der Trupp aus dreißig erfahrenen Kriegern. Jeder von ihnen besaß einen Bogen und die meisten auch ein Schwert. Nur wenige hatten sich entschlossen, mit einem Speer, einer Keule oder einem Hammer zu kämpfen. Sieben oder acht der Männer waren so alt wie er, die übrigen mehrere Jahre älter. Der Älteste war ihr Hauptmann, Martland Rotbart, der frühere Graf von Thun, der schon so viele Winter erlebt hatte, dass seinen berühmten feuerroten Bart silbrige Haare durchzogen.
    Zum Dienstantritt hatte Roran sich im Zelt des Hauptmanns gemeldet. Der Graf war ein klein gewachsener Mann, muskelbepackt vom jahrelangen Reiten und vielen Schwertkämpfen. Der dichte gepflegte Bart, dem er seinen Namen verdankte, reichte ihm fast bis zum Bauchnabel. Nach einer eingehenden Musterung hatte Martland zur Begrüßung zu Roran gesagt: »Nasuada hat mir viel von dir erzählt, Junge, und auch von meinen Männern habe ich zahllose Geschichten und Gerüchte über dich gehört. Du weißt ja, wie das ist. Zweifellos hast du bemerkenswerte Heldentaten vollbracht. Die Ra’zac in ihrem Unterschlupf zu erledigen, war bestimmt eine knifflige Angelegenheit. Natürlich hat dein Cousin dir dabei geholfen, nicht?... Du magst es gewohnt sein, dass die Leute aus deinem Dorf deinen Befehlen folgen, aber jetzt bist du ein Teil der Varden, Junge. Genauer gesagt, du bist einer meiner Krieger. Wir sind nicht deine Familie oder deine früheren Nachbarn. Unsere Pflicht ist es, Nasuadas Befehle auszuführen, und das tun wir auch, ganz gleich, was wir von der jeweiligen Order halten mögen. Solange du unter mir dienst, tust du, was ich dir sage, wann ich es dir sage und genau so, wie ich es dir sage. Ich schwöre bei den Gebeinen meiner toten Mutter - möge sie in Frieden ruhen -, dass ich dir sonst persönlich die Haut vom Rücken peitsche, egal mit wem du verwandt bist. Verstanden?«
    »Jawohl, Hauptmann!«
    »Ausgezeichnet. Ein entschlossener Mann, der sich anständig benimmt, etwas gesunden Menschenverstand zeigt und lange genug am Leben bleibt, kann bei den Varden schnell aufsteigen. Ob dir das gelingt, Roran, hängt einzig und allein davon ab, ob ich dich für fähig halte, ein eigenes Kommando zu übernehmen. Aber sei gewarnt, glaub ja nicht, dass Schmeicheleien mich beeindrucken. Mich schert es nicht, ob du mich liebst oder hasst. Für mich zählt nur, ob du auch tust, was man dir befiehlt.«
    »Verstanden, Hauptmann!«
    »Ob du mich wirklich verstanden hast, Hammerfaust, wird sich noch zeigen. Nun geh und melde dich bei Ulhart, meiner rechten Hand.«
    Roran schluckte den letzten Bissen Brot hinunter und spülte mit einem kräftigen Schluck aus seinem Weinschlauch nach. Er wünschte, es hätte etwas Warmes zum Abendessen gegeben, aber sie waren tief im Feindesland und Galbatorix’ Soldaten hätten ein Feuer bemerken können. Seufzend streckte er die Beine aus. Seine Knie waren wund gescheuert, denn die letzten drei Tage hatte er von morgens bis abends auf Schneefeuer gesessen.
    Irgendwo in seinem Hinterkopf spürte Roran einen leichten, aber stetigen Druck, einen mentalen Reiz, der ihn Tag und Nacht in dieselbe Richtung wies: in Richtung Katrina. Die Ursache für dieses Gefühl war der Ehering, den Eragon ihm gegeben hatte. Es war für Roran tröstlich zu wissen, dass er und Katrina sich durch die Ringe überall in Alagaësia finden würden, selbst wenn sie beide blind und taub wären.
    Er hörte, wie Carn neben ihm ein paar Sätze in der alten Sprache murmelte, und musste lächeln. Carn war ihr Magier und sollte gewährleisten, dass ein feindlicher Zauberer den Trupp nicht mit einem simplen Fingerschnippen auslöschen konnte. Von einigen anderen Männern hatte Roran erfahren, dass Carn kein sonderlich starker Magier war - er rang mit jedem einzelnen Zauber -, aber dass er diese Schwäche durch besonders raffinierte Zaubersprüche wettmachte und ebenso durch sein großes Talent, sich in den Geist seiner Gegner einzuschleichen. Er hatte ein

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