Die Weisheit des Feuers
Sonst, das schwöre ich, gehe ich für den Rest der Ewigkeit in euren Hallen um!«
»Jawohl!«
Wieder sausten Bolzen auf Roran und seine Leute zu, aber Carns Schutzzauber lenkte sie ab, und sie schlugen in Hauswände oder den Boden ein oder verschwanden himmelwärts.
Roran beobachtete, wie seine Leute den Karren auf die Straße zogen. Als sie fast fertig waren, hob er das Kinn, holte tief Luft und brüllte in Richtung der Soldaten. »He, ihr da, ihr feigen Aasköter! Wir sind nur elf und versperren euch doch den Weg! Ihr müsst uns schon beiseitefegen, wenn ihr hier durchwollt. Versucht es, wenn ihr den Mumm dazu habt! Was? Ihr zögert? Und so was nennt sich Männer, ihr missgebildeten Maden, ihr widerlichen, schweinsgesichtigen Mörder? Eure Väter waren sabbernde Idioten, die man nach ihrer Geburt hätte ersäufen sollen! Und eure Mütter waren pockennarbige Huren und Gespielinnen der Urgals!« Roran lächelte zufrieden, als etliche Soldaten ein Wutgeheul anstimmten und seine Beleidigungen erwiderten. Einen schien jedoch der Mut verlassen zu haben, denn er sprang auf und rannte nach Norden davon, wobei er den Schild vor sich hielt und verzweifelt Haken schlug, um den Pfeilen der Bogenschützen zu entkommen. Vergeblich. Die Varden erschossen ihn, bevor er auch nur hundert Schritte weit gekommen war. »Ha!«, rief Roran. »Feiglinge seid ihr allesamt, ihr verlausten Flussratten! Vielleicht verleiht euch das ja Rückgrat: Mein Name ist Roran Hammerfaust und Eragon Schattentöter ist mein Cousin! Tötet mich und euer mörderischer König wird euch mit einem Adelstitel belohnen, vielleicht sogar mit noch mehr. Aber ihr müsst mich mit einer Klinge niederstrecken. Eure Armbrüste können mir nichts anhaben. Kommt schon, ihr lahmen Enten, ihr Blutegel, ihr ausgehungerten, weißbäuchigen Zecken! Kommt und besiegt mich, wenn ihr könnt!«
Etwa dreißig Soldaten stießen wilde Schlachtrufe aus, ließen die Armbrüste fallen, zückten blitzende Schwerter und rannten im Schutz ihrer erhobenen Schilde auf Roran und seine Männer zu.
Hinter ihm sagte Harald: »Roran, es sind viel mehr als wir.«
»Ja.« Roran ließ die heranstürmenden Soldaten nicht aus den Augen. Vier von ihnen strauchelten und blieben, von zahlreichen Pfeilen durchbohrt, reglos liegen.
»Wenn sie uns alle auf einmal angreifen, haben wir keine Chance.«
»Stimmt, aber das werden sie nicht tun. Sieh doch, wie verwirrt und unorganisiert sie sind. Ihr Befehlshaber muss gefallen sein. Solange wir unsere Formation halten, können sie uns nicht besiegen.«
»Aber Hammerfaust, wir allein können niemals so viele Männer töten!«
Jetzt maß Roran Harald mit einem Blick. »Natürlich können wir das! Wir kämpfen für unsere Familien und um unsere Heimat und unser Land zurückzuerobern! Sie dagegen kämpfen, weil Galbatorix sie zwingt, und sind nicht mit dem Herzen dabei. Also denkt an eure Familien und an eure Heimat und vergesst nicht, was ihr verteidigt. Ein Mann, der für etwas Größeres kämpft als für sich, kann mit Leichtigkeit selbst hundert Feinde töten!« Noch während er das sagte, beschwor Roran im Geiste ein Bild von Katrina in ihrem blauen Hochzeitskleid herauf; er roch den Duft ihrer Haut und hörte ihre leise Stimme, wenn sie sich nachts unterhielten.
Katrina.
Dann waren die Soldaten bei ihnen, und eine Weile hörte Roran nichts außer das Klirren von Schwertern auf seinem Schild, das Dröhnen, mit dem sein Hammer auf die Helme der Soldaten herabsauste, und die Todesschreie der Feinde, die er mit seinen Hieben niederstreckte. Die Soldaten stürzten sich mit dem Mut der Verzweiflung auf sie, aber sie hielten ihm und seinen Männern nicht stand. Als er den letzten Angreifer erledigt hatte, lachte Roran beinahe übermütig auf. Was für eine Freude war es, diejenigen zu zerschmettern, die seiner Frau und seinem ungeborenen Kind Böses wollten!
Erleichtert stellte er fest, dass keiner seiner Leute ernsthaft verletzt worden war. Auch bemerkte er, dass während des Kampfes einige Bogenschützen von den Dächern heruntergestiegen waren, um jetzt zu Pferde an ihrer Seite zu kämpfen. Roran grinste die Neuankömmlinge an. »Willkommen in der Schlacht!«
»Danke für dieses wahrhaft herzliche Willkommen«, erwiderte einer.
Roran deutete mit dem blutverschmierten Hammer auf die rechte Seite der Gasse. »Du, du und du, stapelt die Leichen dort drüben auf. Bildet aus den Toten und dem Karren einen Trichter, damit nur zwei oder drei Soldaten
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