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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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und niemand kann darauf hoffen, sich mit deinem Ruhm zu messen. Oh mächtiger Gûntera, König aller Götter, höre mein Flehen: Die Zeit ist gekommen, einen neuen sterblichen Herrscher für unsere irdischen Angelegenheiten zu ernennen. Bist du bereit, deinen Segen Orik, Sohn von Thrifks, zu gewähren und ihn in der Tradition seiner Vorgänger zu krönen?«
    Zuerst dachte Eragon, Gannels Bitte würde unbeantwortet bleiben, denn er fühlte keine Welle der Magie von dem Zwerg ausgehen, als er geendet hatte. Doch dann stupste Saphira ihn an und sagte: 
Schau.
    Eragon folgte ihrem Blick und bemerkte in dreißig Fuß Höhe inmitten der herabschwebenden Rosenblätter eine Stelle, wo keine Blätter fielen, als ob ihnen dort ein unsichtbarer Gegenstand im Weg wäre. Das Gebilde weitete sich aus, reichte nun bis zum Boden, und das von Rosenblättern umrahmte Nichts nahm die Gestalt eines Wesens mit Armen und Beinen an wie ein Zwerg oder Mensch oder Elf oder Urgal, aber mit Proportionen, die anders waren als bei jedem Volk, das Eragon kannte: Der Kopf war fast schulterbreit, die massigen Arme reichten bis unter die Knie, und während der Torso gewaltig schien, waren die Beine kurz und krumm.
    Feine, klare Strahlen wässrigen Lichts entströmten den Umrissen, dann entstand das verschwommene Abbild eines riesigen männlichen Wesens mit struppigem Haarschopf. Der Gott, wenn er einer war, trug nichts außer einem Lendenschurz. Sein Gesicht war finster und würdevoll und wirkte gleichermaßen grausam und gütig, als könnte er zwischen diesen beiden Extremen ohne Vorwarnung hin und her wechseln.
    Während er all diese Einzelheiten bemerkte, nahm Eragon außerdem die Gegenwart eines fremdartigen, allumfassenden Bewusstseins wahr, eines Bewusstseins von unergründlicher Tiefe, das aufblitzte und donnerte und in unerwartete Richtungen wogte wie ein sommerlicher Gewittersturm. Seine Haut kribbelte, ein Kälteschauer lief ihm über den Rücken. Er wusste nicht, was er da gespürt hatte, aber Angst packte ihn und er blickte Hilfe suchend zu Saphira. Sie starrte auf die riesige Erscheinung vor ihr, ein ungewöhnlich intensives Funkeln in den Augen.
    Wie auf ein lautloses Kommando sanken die Zwerge auf die Knie.
    Der Gott erhob seine Stimme und sie klang wie herabrollende Felsbrocken, wie der peitschende Wind über kahlen Berggipfeln und wie heranbrandende Wellen an einem steinigen Ufer. Er sprach in der Zwergensprache, und obwohl Eragon ihn nicht verstand, erschauderte er unter der Wortgewalt des Gottes. Dreimal stellte er Orik eine Frage und dreimal antwortete der Zwerg mit vergleichsweise leiser, dünner Stimme. Offenbar zufrieden mit den Antworten, streckte die Erscheinung die glühenden Arme aus und legte die Fingerspitzen an Oriks Schläfen.
    Die Luft zwischen den Fingern des Gottes flirrte, und auf Oriks Haupt erschien der edelsteinbesetzte Goldhelm, den Hrothgar getragen hatte. Dann klopfte sich der Gott auf den Bauch, lachte dröhnend und löste sich auf. Die Rosenblüten schwebten nun wieder ungehindert herab.
    »Ûn qroth Gûntera!«, rief Gannel aus und die Trompeten erklangen wieder.
    Orik richtete sich auf, stieg auf das Podium, wandte sich den Versammelten zu und setzte sich auf den harten schwarzen Granitthron.
    »Nal, Grimstnzborith Orik!«, riefen die Zwerge und schlugen mit den Streitäxten auf ihre Schilde und stampften mit den Füßen auf den Boden. »Nal, Grimstnzborith Orik! Nal, Grimstnzborith Orik!«
    »Es lebe König Orik!«, rief Eragon.
    Saphira krümmte den Hals und erwies dem neuen König ihre Ehrerbietung mit einem gewaltigen Brüllen und einem Feuerstrahl, der über die Zwerge hinwegfegte und eine Schneise in die herabschwebenden Rosenblüten brannte. Eragon tränten die Augen, als die Hitzewelle über ihn hereinbrach.
    Dann kniete Gannel vor Orik nieder und sagte etwas in der Zwergensprache. Als er fertig war, berührte Orik das Haupt des Priesters, der sich erhob und an seinen Platz zurückkehrte. Danach trat Nado vor den Thron und sagte in etwa die gleichen Worte zu Orik, so wie auch Manndrâth und Hadfala und nach und nach alle anderen Clan-Oberhäupter, mit Ausnahme von Grimstborith Vermûnd, der von der Krönung ausgeschlossen war.
    Wahrscheinlich haben sie Orik ihre Treue gelobt,
 sagte Eragon zu Saphira.
    Haben sie das nicht schon getan?
    Ja, aber nicht in der Öffentlichkeit.
 Eragon beobachtete, wie Thordris vor den Thron trat, und fragte dann: 
Saphira, was, glaubst du, haben wir gerade

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