Die Weisheit des Feuers
du jemals von den Ketzerischen Königen und Königinnen gehört?«
Eragon schüttelte den Kopf.
»Es waren die Knurlan, denen Gûnteras Segen verwehrt blieb und die nichtsdestotrotz darauf bestanden haben, den Thron zu besteigen.« Orik verzog den Mund. »Ihre Herrschaft war ausnahmslos unglücklich und von kurzer Dauer.«
Eragons Brustkorb verengte sich. »Das heißt, wenn Gûntera dich nicht gekrönt hätte, wärst du jetzt nicht König, obwohl die Clan-Versammlung dich gewählt hat?«
»Entweder das oder ich wäre König eines Volkes, das Krieg gegen sich selbst führt.« Orik zuckte mit dem Schultern. »Ich habe mir darüber keine großen Sorgen gemacht. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt, da die Varden dabei sind, ins Imperium einzufallen, würde nur ein Wahnsinniger riskieren, unser Volk zu spalten, nur um mir den Thron zu verwehren, und
Gûntera
ist zwar vieles, aber wahnsinnig ist er nicht.«
»Aber ganz sicher warst du dir nicht?«, sagte Eragon.
Orik schüttelte den Kopf. »Nicht, bis er mir den Helm aufgesetzt hat.«
WEISE WORTE
V erzeihung« sagte Eragon, als er gegen die Wasserschale stieß. Nasuada runzelte die Stirn. Als das Wasser in der Schale kleine Wellen schlug, wurde ihr Gesicht unscharf und zog sich in die Länge. »Wofür?«, fragte sie. »Ich denke, Glückwünsche sind wohl eher angebracht. Du hast alles erreicht, weswegen ich dich nach Tronjheim entsendet habe, wenn nicht mehr.«
»Nein, ich...« Eragon verstummte, als ihm klar wurde, dass sie die Bewegung des Wassers gar nicht bemerkt hatte. Der Zauber war so gewirkt, dass Nasuada durch ihren Spiegel einen ungehinderten Blick auf Saphira und ihn hatte, nicht auf die Gegenstände, in die sie beide schauten. »Ich bin nur gegen die Schale gestoßen, das ist alles.«
»Oh. Dann möchte ich dir hiermit ausdrücklich meinen Glückwunsch aussprechen, Eragon. Indem du sichergestellt hast, dass Orik König wird...«
»Auch wenn mir das nur gelungen ist, weil ein Anschlag auf mich verübt wurde?«
Nasuada lächelte. »Ja, auch wenn es dir nur gelungen ist, weil ein Anschlag auf dich verübt wurde, hast du unser Bündnis mit den Zwergen gefestigt, und das könnte den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. Jetzt stellt sich die Frage, wie lange es dauert, bis die gesamte Zwergenarmee sich unserer Streitmacht anschließt.«
»Orik hat den Kriegern bereits befohlen, sich für den Abmarsch bereit zu machen«, erklärte Eragon. »Es wird vermutlich einige Tage dauern, bis die Clans ihre Heere aufgestellt haben, aber danach werden sie unverzüglich abrücken.«
»Ausgezeichnet. Wir können ihre Unterstützung gut gebrauchen. Was mich zur nächsten Frage führt: Wann können wir mit eurer Rückkehr rechnen? In drei, vier Tagen?«
Saphira raschelte mit den Flügeln und ihr heißer Atem traf auf Eragons Nacken. Er sah sie an, dann wählte er seine Worte mit Bedacht: »Das kommt darauf an. Erinnerst du dich, was wir vor meiner Abreise besprochen haben?«
Nasuada schürzte die Lippen. »Natürlich, Eragon. Ich...« Sie wandte sich ab und lauschte, während ein Mann zu ihr sprach. Seine Worte waren für Eragon und Saphira nur ein unverständliches Gemurmel. Dann blickte Nasuada wieder in den Spiegel. »Soeben ist Hauptmann Edrics Trupp zurückgekehrt. Es scheint viele Opfer gegeben zu haben, aber es heißt, Roran hätte überlebt.«
»Wurde er verletzt?«, fragte Eragon.
»Ich lasse es dich wissen, sobald ich es herausgefunden habe. Ich würde mir aber keine allzu großen Sorgen machen. Roran hat das Glück eines...« Wieder richtete eine Person, die sie nicht sehen konnten, das Wort an Nasuada, und sie trat aus ihrem Blickfeld.
Eragon konnte seine Ungeduld kaum zähmen, während er wartete.
»Verzeih bitte«, sagte Nasuada, als ihr Gesicht wieder in der Wasserschale erschien. »Wir stehen nicht weit von Feinster und müssen uns ständig mit Soldatentrupps herumschlagen, die Fürstin Lorana aus der Stadt schickt, um uns das Leben schwer zu machen... Eragon, Saphira, wir brauchen euch in dieser Schlacht. Wenn Feinsters Bewohner nur Menschen, Zwerge und Urgals vor ihren Stadtmauern sehen, glauben sie womöglich, die Stadt halten zu können, und werden sich umso heftiger wehren. Natürlich können sie Feinster nicht halten, aber das müssen sie erst noch erkennen. Wenn sie sehen, dass ein Drache und sein Reiter die Angriffe gegen sie anführen, werden sie den Willen zu kämpfen rasch verlieren.«
»Aber...«
Nasuada hob die
Weitere Kostenlose Bücher