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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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Erschöpfung legte sich über Nasuadas Züge. »Müsst ihr denn wirklich bis nach Ellesméra fliegen? Würde es nicht genügen, eure Lehrmeister mit der Traumsicht zu kontaktieren, sobald ihr den schützenden Zauber um Du Weldenvarden passiert habt? Die Zeitersparnis könnte entscheidend sein.«
    »Ich weiß nicht. Wir können es versuchen.«
    Nasuada schloss einen Moment lang die Augen. Mit heiserer Stimme sagte sie: »Ich könnte unsere Ankunft in Feinster vielleicht um vier Tage verzögern... Geht nach Ellesméra oder lasst es bleiben; die Entscheidung liegt bei euch. Falls ihr hinfliegt, dann bleibt so lange wie nötig. Du hast recht; wenn ihr keinen Weg findet, wie man Galbatorix bezwingen kann, dann gibt es keine Hoffnung auf einen Sieg. Aber seid euch bitte darüber im Klaren, welches gewaltige Risiko wir eingehen und wie viele meiner Krieger ich dafür opfere, um euch diesen Aufschub zu gewähren. Und wie viele Varden zusätzlich sterben werden, falls wir Feinster ohne euch belagern müssen.«
    Eragon nickte ernst. »Ich vergesse es nicht.«
    »Das hoffe ich sehr. So, und nun macht euch auf den Weg! Wartet nicht länger! Brecht sofort auf. Flieg schnell wie ein herabstoßender Falke, Saphira, und lass dich durch nichts aufhalten.« Nasuada führte die Fingerspitzen an die Lippen und drückte sie auf die unsichtbare Spiegeloberfläche, auf der, wie er wusste, sein und Saphiras Ebenbild zu sehen war. »Viel Glück, Eragon, Saphira. Ich fürchte, unser Wiedersehen wird auf dem Schlachtfeld stattfinden.«
    Dann trat sie aus dem Blickfeld der beiden, Eragon löste den Zauber und das Wasser in der Schale wurde klar.
     
     

AM SCHANDPFAHL
    R oran saß kerzengerade da und starrte an Nasuada vorbei, den Blick auf eine Falte in der karmesinroten Zeltwand gerichtet.
    Er spürte, wie Nasuada ihn musterte, aber er weigerte sich, sie anzusehen. Während des langen, dumpfen Schweigens, das sie einhüllte, malte er sich eine Fülle schrecklicher Strafen aus, und seine Schläfen pochten mit fiebriger Intensität. Er wünschte, er könnte das stickige Zelt verlassen und draußen die kühle Luft atmen.
    »Was soll ich mit dir machen, Roran?«
    Er drückte das Rückgrat noch stärker durch. »Was immer Ihr wünscht, Herrin.«
    »Eine bewundernswerte Antwort, Hammerfaust, die allerdings nicht das Dilemma löst, in dem ich mich befinde.« Nasuada nahm einen Schluck aus ihrem Weinkelch. »Du hast dich zweimal einer direkten Anweisung von Hauptmann Edric widersetzt. Hättest du sie allerdings befolgt, könnten weder er noch du oder der Rest eures Trupps uns davon berichten, denn ihr wärt alle nicht mehr am Leben. Nach deiner eigenen Aussage hast du wissentlich Befehlsverweigerung begangen, und ich 
muss
 dich dafür bestrafen, wenn ich die Disziplin in meiner Armee aufrechterhalten will.«
    »Ja, Herrin.«
    Ihre Miene verdüsterte sich. »Verdammt, Hammerfaust. Wenn du nicht Eragons Cousin wärst und dein Schachzug etwas weniger erfolgreich gewesen wäre, dann würde ich dich für dein Fehlverhalten aufknüpfen und hängen lassen.«
    Roran schluckte, als er sich vorstellte, wie sich die Schlinge langsam um seinen Hals zusammenzog.
    Mit dem Mittelfinger der rechten Hand klopfte Nasuada immer schneller auf die Armlehne ihres hochlehnigen Stuhls, bis sie innehielt und fragte: »Möchtest du weiterhin für die Varden kämpfen, Roran?«
    »Ja, Herrin«, sagte er, ohne zu zögern.
    »Was würdest du auf dich nehmen, um in meiner Armee zu bleiben?«
    Roran gestattete es sich nicht, darüber nachzugrübeln, was diese Frage einschloss. »Was immer es bedarf, Herrin.«
    Die Anspannung auf ihrem Gesicht ließ nach und Nasuada nickte, offenbar zufrieden. »Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest. Die Tradition und vorangegangene ähnliche Fälle lassen mir nur drei Möglichkeiten: Erstens, ich kann dich an den Galgen bringen, aber das tue ich nicht... aus vielerlei Gründen. Zweitens, ich verurteile dich zu dreißig Peitschenhieben und entlasse dich danach aus den Reihen der Varden. Oder drittens, ich gebe dir fünfzig Peitschenhiebe und behalte dich unter meinem Kommando.«
    Fünfzig Peitschenhiebe sind nicht viel mehr als dreißig,
 versuchte Roran, sich Mut zu machen. Er befeuchtete die Lippen. »Würde man mich vor den Augen aller auspeitschen?«
    Nasuadas Brauen hoben sich. »Dein Stolz hat hier nichts zu suchen, Hammerfaust. Deine Strafe muss hart sein, damit sie andere davon abhält, dir nachzueifern, und sie muss in der

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