Die Weisheit des Feuers
weiß es nicht! Ich weiß es wirklich nicht! Bitte...«
Glaedr schnaubte und eine Mischung aus Rauch und Feuer schoss aus seinen Nüstern.
Ist das nicht offensichtlich? Brom ist dein Vater.
EINE LIEBE OHNE ZUKUNFT
E ragon starrte den goldenen Drachen mit offenem Mund an. »Wie?«, rief er. Bevor Glaedr oder Oromis antworten konnte, fuhr er zu Saphira herum und schrie mit seinem Geist und seiner Stimme gleichzeitig: »Du hast es gewusst? Du wusstest es und hast mich die ganze Zeit über in dem Glauben gelassen, Morzan wäre mein Vater, obwohl es... obwohl ich... ich...« Schwer atmend geriet er ins Stottern und brachte keinen zusammenhängenden Satz mehr heraus. Erinnerungen an Brom überfluteten ihn und spülten alle anderen Gedanken fort. Er überdachte noch einmal alles, was Brom gesagt hatte, und plötzlich hatte er Gewissheit. Es verlangte ihn noch immer nach Erklärungen, aber er brauchte sie nicht mehr, um die Aufrichtigkeit des Drachen zu prüfen. Eragon spürte, dass Glaedr die Wahrheit gesagt hatte.
Er fuhr zusammen, als Oromis ihm die Hand auf die Schulter legte. »Eragon, du musst dich beruhigen«, sagte der Elf mit sanfter Stimme. »Denk an die Meditationsübungen, die ich dir beigebracht habe. Atme bewusst und konzentriere dich darauf, alle Anspannung aus deinen Gliedern in die Erde abfließen zu lassen... ja, gut so. Und noch mal, und tief atmen.«
Eragons Hände hörten auf zu zittern und sein rasender Herzschlag beruhigte sich. Als er wieder klar denken konnte, sah er Saphira erneut an und fragte leise: »Du wusstest es?«
Der Drache hob den Kopf ein wenig an.
Ach, Eragon, ich wollte es dir sagen. Es hat mir wehgetan zu sehen, wie Murtaghs Worte dich quälten, und dir nicht helfen zu können. Ich hab es versucht - immer wieder habe ich es versucht -, aber wie Oromis und Glaedr hatte ich in der alten Sprache geschworen, Broms Identität vor dir geheim zu halten. Ich konnte meinen Schwur nicht brechen.
»W-wann hat er es dir erzählt?«, fragte Eragon, so aufgewühlt, dass er immer noch laut sprach.
Am Tag, nachdem die Urgals uns vor Teirm angegriffen hatten, als du noch bewusstlos warst.
»Als er dir erklärt hat, wie wir in Gil’ead Kontakt zu den Varden aufnehmen können?«
Ja. Bevor ich wusste, was er mir sagen wollte, hat er mich schwören lassen, nie mit dir darüber zu reden, es sei denn, du würdest es selbst herausfinden. Bedauerlicherweise bin ich darauf eingegangen.
»Hat er dir sonst noch irgendwas erzählt?« Eragons Zorn flammte wieder auf. »Irgendwelche anderen Geheimnisse, über die ich besser Bescheid wissen sollte, zum Beispiel, dass Murtagh nicht mein einziger Bruder ist, oder vielleicht, wie man Galbatorix besiegt?«
In den zwei Tagen, als ich mit Brom hinter den Urgals her war, hat er mir sein ganzes Leben erzählt. Falls er starb und du die Wahrheit herausfinden würdest, sollte sein Sohn wissen, was für ein Mensch er war und warum er sich so verhalten hat, wie er es tat. Außerdem hat Brom mir ein Geschenk für dich gegeben.
Ein Geschenk?
Eine Erinnerung an ihn, in der er als Vater zu dir spricht und nicht als Geschichtenerzähler.
»Bevor Saphira diese Erinnerung mit dir teilt«, sagte Oromis, und Eragon wurde klar, dass sie den Elf hatte zuhören lassen, »ist es wohl am besten, wenn du erfährst, wie das alles gekommen ist. Willst du mir eine Weile zuhören, Eragon?«
Eragon war hin und her gerissen, aber schließlich nickte er.
Oromis nahm bedächtig den gläsernen Pokal und trank einen Schluck Wein, dann sagte er: »Wie du ja weißt, war sowohl Brom als auch Morzan mein Schüler. Brom, der drei Jahre jünger war, verehrte Morzan so sehr, dass er sich von ihm erniedrigen, herumkommandieren und auch sonst überaus schändlich behandeln ließ.«
Mit rauer Stimme sagte Eragon: »Schwer vorstellbar, dass Brom sich von irgendjemandem herumkommandieren ließ.«
Oromis nickte ruckartig wie ein Vogel. »Und doch war es so. Brom liebte Morzan wie einen Bruder, trotz seines Verhaltens. Erst als Morzan die Drachenreiter an Galbatorix verriet und die Abtrünnigen Broms Drachen Saphira umbrachten, erkannte er Morzans wahren Charakter. Und so groß seine Zuneigung für ihn auch gewesen war, der Hass, der an ihre Stelle trat, stand dazu wie ein Waldbrand im Vergleich zu einer Kerze. Brom schwor, Morzan zu bekämpfen, wie und wo immer er konnte, seine Pläne zu durchkreuzen und seine Bestrebungen zunichte zu machen. Ich warnte ihn vor einem Weg, der so mit
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