Die Weisheit des Feuers
sich bei Lord Fiolr für seine großzügige Erlaubnis, sich das Schwert Támerlein anzusehen.
Schließlich sagte der Lord: »So lange ist Támerlein nun schon das hochgeschätzte Eigentum meiner Familie und es liegt ganz besonders mir am Herzen. Kennt Ihr die Geschichte von Támerlein, Schattentöter?«
»Nein«, erwiderte Eragon.
»Meine Gefährtin war die überaus weise und schöne Naudra. Ihr Bruder Arva war zur Zeit des Niedergangs Drachenreiter. Naudra war gerade bei ihm zu Besuch in Ilirea, als Galbatorix und die Abtrünnigen über die Stadt hinwegfegten wie ein Sturm aus dem Norden. Arva kämpfte an der Seite der anderen Drachenreiter, um Ilirea zu verteidigen, doch Kialandí, ein Abtrünniger, versetzte ihm einen tödlichen Stoß. Als er sterbend auf den Zinnen von Ilirea lag, gab Arva Naudra sein Schwert Támerlein, um sich damit zu verteidigen. Sie konnte sich freikämpfen und kehrte mit einem anderen Reiter und seinem Drachen hierher zurück. Jedoch starb sie bald darauf an ihren Verletzungen.«
Mit einem Finger strich Lord Fiolr über den Stab und die Perle begann leicht zu schimmern. »Támerlein ist mir so kostbar wie die Luft in meinen Lungen. Ich würde mich eher von meinem Leben trennen als von diesem Schwert. Doch unglücklicherweise sind weder ich noch meine Verwandten würdig, diese Waffe zu führen. Támerlein ist für einen Reiter gemacht und Reiter sind wir nicht. Ich bin bereit, Euch das Schwert zu leihen, Schattentöter, um Euch in Euerm Kampf behilflich zu sein. Dennoch wird Támerlein im Besitz des Hauses Valtharos verbleiben, und Ihr müsst mir versprechen, es zurückzugeben, wann immer ich oder meine Erben es verlangen.«
Eragon gab ihm sein Wort, dann führte Lord Fiolr ihn und Saphira zu einem langen polierten Tisch, der aus dem lebenden Holz des Fußbodens herauswuchs. Am einen Ende befand sich ein reich verzierter Ständer und darauf ruhten das Schwert Támerlein und seine Scheide.
Die Klinge strahlte in einem satten Dunkelgrün, ebenso wie die Scheide. Den Knauf schmückte ein großer Smaragd. Das Heft war aus gebläutem Stahl. Die Parierstange war mit einer Reihe von Schriftzeichen verziert. Auf Elfisch stand dort:
Ich bin Támerlein, der Bringer des ewigen Schlafes.
Es hatte dieselbe Länge wie Zar’roc, aber die Klinge war breiter, die Spitze runder und das Heft massiver. Es war eine wunderschöne und tödliche Waffe, aber Eragon sah auf den ersten Blick, dass Rhunön Támerlein für jemanden mit einem anderen Kampfstil geschmiedet hatte als seinen. Dieses Schwert war ideal für einen Kämpfer, der sich hauptsächlich aufs Hauen und Stechen verließ, aber weniger geeignet für die schnelleren, eleganteren Techniken, die Brom ihm beigebracht hatte.
Sobald sich seine Finger um das Heft schlossen, merkte er, dass es für seine Hand zu groß war, und da wusste er, Támerlein war nicht sein Schwert. Anders als Zar’roc fühlte es sich nicht an wie die Verlängerung seines Armes. Und dennoch zögerte er, denn wo sonst konnte er hoffen, ein so stolzes Schwert zu finden? Arvindr, das andere Schwert, das Oromis erwähnt hatte, ruhte in einer Stadt, die Hunderte Meilen entfernt lag.
Da sagte Saphira:
Nimm es nicht. Eine Waffe, mit der du in die Schlacht ziehst und von der dein und mein Leben abhängt, muss vollkommen zu dir passen. Alles andere genügt nicht. Im Übrigen gefallen mir die Bedingungen nicht, die Lord Fiolr an sein Geschenk geknüpft hat.
So legte Eragon das Schwert wieder auf den Ständer zurück, entschuldigte sich bei Lord Fiolr und erklärte ihm, warum er es nicht annehmen könne. Der hagere Elf wirkte nicht besonders enttäuscht. Eragon meinte im Gegenteil eine gewisse Genugtuung in seinem grimmigen Blick zu erkennen.
Von den Hallen der Familie Valtharos suchten sich Eragon und Saphira auf eigene Faust ihren Weg durch den düsteren Wald zu dem Laubengang aus Hartriegelsträuchern, der in den Innenhof von Rhunöns Haus führte. Als sie aus dem Gang traten, hörte Eragon das Klirren eines Hammers auf einem Meißel. Rhunön saß auf einer Bank neben der offenen Schmiede, die sich mitten im Hof befand, und arbeitete an einem Stahlblock, der vor ihr lag. Was einmal daraus werden sollte, konnte er nicht erkennen, denn das Stück war noch völlig roh.
»Du lebst also noch, Schattentöter«, sagte Rhunön, ohne von ihrer Arbeit aufzublicken. Ihre Stimme war rau wie ein schartiger Mühlstein. »Oromis hat mir erzählt, dass du Zar’roc an Morzans Sohn
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