Die Weisheit des Feuers
schaffen, das diesen Namen verdient.
Bevor Eragon ihr gut zureden konnte, mischte sich Saphira ein.
Das Werkzeug macht nicht den Künstler, Rhunön-Elda. Gewiss findest du einen Weg, dieses kleine Hindernis zu überwinden.
Kleines Hindernis?,
schnaubte Rhunön verächtlich.
Meine Koordination ist nicht besser als die eines Lehrlings. Ich bin eine Fremde in einem fremden Haus.
Grummelnd vertiefte sie sich in Überlegungen, die Eragon nicht verstand.
Also gut,
meinte sie schließlich.
Ich habe vielleicht eine Lösung, aber ich warne dich: Ich werde nicht mit der Arbeit fortfahren, wenn ich nicht fähig bin, mein übliches Niveau an Handwerkskunst abzuliefern.
Wie ihre Lösung aussah, erklärte sie weder Eragon noch Saphira, sondern legte eine Stahlplatte nach der anderen auf den Amboss und zertrümmerte sie zu Stücken, die nicht größer als Rosenblätter waren. Die Hälfte der Plättchen aus härterem Sternenstahl schichtete sie zu einem Barren auf, den sie mit Lehm beschmierte und in Birkenrinde packte, um ihn zusammenzuhalten. Diesen Barren legte sie auf eine massive Eisenschaufel mit einem sieben Fuß langen Stiel, die ähnlich aussah wie die Brotschieber der Bäcker.
Rhunön platzierte die Schaufel in der Mitte der Esse und ließ Eragon so weit zurücktreten, wie er konnte, ohne den Stiel loszulassen. Dann bat sie Saphira, Feuer zu speien, und erneut erstrahlte der Innenhof in bläulichem Licht. Die Hitze war so gewaltig, dass Eragon das Gefühl hatte, seine nackte Haut würde knusprig gebraten. Selbst die Granitsteine der Esse glühten hellgelb.
In einem Holzkohlenfeuer hätte der Sternenstahl frühestens nach einer halben Stunde die richtige Temperatur erreicht, aber in dem Inferno von Saphiras Drachenfeuer dauerte es nur ein paar Minuten. Sobald der Sternenstahl weiß glühte, wies Rhunön Saphira an aufzuhören. Als sie das Maul schloss, senkte sich Dunkelheit über die Werkstatt.
Rhunön trieb Eragon zur Eile an, der den glühenden Sternenstahl in der Lehmkruste zum Amboss trug, wo sie die Stahlplättchen mit einem Hammer zu einem Ganzen verband. Unablässig ließ sie den Hammer auf das Metall hinabsausen, bis sie es zu einem länglichen Block getrieben hatte, den sie in der Mitte durchschnitt. Die beiden Stücke legte sie aufeinander und schmiedete sie zusammen. Der glockenhelle Ton des Hammers auf dem Metall hallte von den uralten Bäumen rund um den Innenhof wider.
Nachdem der Sternenstahl von weiß auf gelb abgekühlt war, trug Eragon ihn auf Rhunöns Anweisung zur Esse zurück, wo Saphira das Metall wieder mit ihrem Feuer überzog. Sechsmal erhitzte und faltete Rhunön den Sternenstahl, und jedes Mal wurde das Metall glatter und geschmeidiger, bis es sich schließlich biegen ließ, ohne zu brechen.
Während Eragon unter Rhunöns Kontrolle den Stahl bearbeitete, begann die Elfe zu singen, sowohl mit ihrer eigenen als auch mit Eragons Stimme. Gemeinsam brachten sie eine durchaus angenehme Melodie zustande, die sich dem Rhythmus der Hammerschläge anpasste. Eragon lief ein Schauer über den Rücken, als er spürte, welche Kraft in den gesungenen Worten lag, und er begriff, dass das Duett ein Zauber des Machens, Formens und Bindens war. Mit den beiden Stimmen besang Rhunön das Metall auf dem Amboss, beschrieb seine Eigenschaften und veränderte diese dabei auf eine Art, die Eragons Verständnis überstieg. Sie belegte den Sternenstahl mit einem dichten Netz von Beschwörungen, die ihn stärker und widerstandsfähiger machten als jedes andere Metall. Rhunön sang auch von dem Hammer in Eragons Fäusten, und unter dem sanften Einfluss ihrer Stimme landete jeder Schlag, den sie mit seinem Arm führte, genau an der richtigen Stelle.
Rhunön löschte den Stahl nach dem sechsten und letzten Falten ab und ließ Eragon den gesamten Vorgang mit der anderen Hälfte des harten Sternenstahls wiederholen, aus der er einen länglichen Block formte wie aus der ersten Hälfte. Dann sammelte sie die Bruchstücke des weicheren Stahls zusammen, die sie zehnmal faltete und hämmerte, bevor sie sie zu einem kurzen, dicken Keil trieb.
Als Nächstes ließ die Elfe Saphira die beiden harten, länglichen Stahlstücke erneut erhitzen. Rhunön legte die glänzenden langen Stücke nebeneinander auf den Amboss, packte sie mit zwei Greifzangen und wickelte sie siebenmal umeinander. Funken stoben in die Luft, als sie den Metallzopf zu einem Stück Metall zusammenschmiedete. Diesen Sternenstahl faltete, schmiedete
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