Die Weisheit des Feuers
und hämmerte sie weitere sechs Mal. Als sie mit dem Zustand des Metalls zufrieden war, trieb Rhunön den Sternenstahl zu einer dicken rechteckigen Platte, die sie mit einem scharfen Meißel der Länge nach zerteilte. Jede der beiden Hälften bog sie dann so zurecht, dass sie jeweils ein V bildeten.
All das,
staunte Eragon,
hat sie in anderthalb Stunden geschafft.
Er bewunderte die Schnelligkeit der Elfe, obwohl es sein Körper war, der die Handgriffe ausführte. Noch nie zuvor hatte er einen Schmied Metall mit einer solchen Leichtigkeit bearbeiten sehen. Wofür Horst Stunden gebraucht hätte, dazu benötigte Rhunön wenige Minuten. Und egal wie anstrengend die Arbeit war, die Elfe sang, umwebte den Sternenstahl mit ihren Beschwörungen und führte gleichzeitig Eragons Arm mit unfehlbarer Präzision.
Eragon versank in einen Rausch aus Feuer und Funkensprühen, Hämmern und Verausgabung, aus dem er nur auftauchte, als Rhunön seinen Blick durch den Innenhof gleiten ließ und er am Rand des Hofs drei schlanke Gestalten auszumachen glaubte. Einen Herzschlag später bestätigte Saphira seine Vermutung.
Eragon, wir sind nicht allein.
Wer ist das?
, erkundigte er sich.
Saphira schickte ein Bild der kleinen ergrauten Werkatze Maud an sein Bewusstsein, die in ihrer menschlichen Gestalt zwischen zwei hellhäutigen Elfen stand, die kaum größer waren als sie selbst. Es waren ein Elf und eine Elfe, die beide selbst an den Maßstäben der Elfen gemessen außerordentlich schön waren. Ihre ernsten, tropfenförmigen Gesichter wirkten gleichzeitig weise und unschuldig, was es Eragon unmöglich machte, ihr Alter zu schätzen. Ihre Haut glänzte schwach silbern, als wären die beiden Elfen so erfüllt von Energie, dass sie durch die Haut hindurchdrang.
Eragon fragte Rhunön, wer die Elfen seien, als sie seinem Körper eine kleine Ruhepause gönnte. Rhunön sah kurz zu ihnen hinüber, und ohne ihr Lied zu unterbrechen, sagte sie in seinem Geist:
Das sind Alanna und Dusan, die einzigen Elfenkinder in Ellesméra. Als sie vor zwölf Jahren empfangen wurden, haben wir ein großes Fest gefeiert.
Sie sind anders als alle Elfen, die ich bisher kennengelernt habe,
stellte Eragon fest
.
Unsere Kinder sind etwas Besonderes, Schattentöter. Sie sind mit speziellen Gaben gesegnet, Gaben der Anmut und der Macht, mit denen kein erwachsener Elf je mithalten könnte. Während wir altern, verwelkt unsere Blüte ein wenig, wenngleich uns auch die Magie der frühen Jahre nie vollkommen verlässt.
Rhunön verschwendete keine Zeit mehr mit Gerede. Sie ließ Eragon den Keil aus weicherem Stahl zwischen die beiden v-förmigen Streifen legen und den Stahl so lange bearbeiten, bis die Streifen den Keil fast ganz umhüllten und die Spannung die drei Stücke zusammenhielt. Dann schmiedete Rhunön die Stücke zu einem Ganzen, zog das noch heiße Metall in die Länge und formte den groben Umriss eines Schwertes. Der weiche Stahl bildete das Rückgrat der Klinge, die beiden härteren Streifen die Seiten, die Schneiden und die Spitze. Sobald die Form die Länge des fertigen Schwertes fast erreicht hatte, widmete Eragon sich auf Rhunöns Geheiß dem Griffzapfen und hämmerte langsam die Klinge hinauf, wobei er die endgültigen Proportionen des Schwertes festlegte.
Danach sollte Saphira einzelne Abschnitte der Klinge erhitzen, die jeweils nicht breiter als sechs oder sieben Zoll waren, was sie dadurch erreichten, dass Rhunön die Klinge über eine Drachennüster hielt, aus der Saphira dann einen einzelnen Feuerstrahl schnaubte. Immer wenn ihr Feuer aufflackerte, flohen zahllose Schatten zum Rand des Innenhofs.
Eragon sah staunend zu, wie sich der grobe Klumpen Metall unter seinen Händen in eine elegante Kriegswaffe verwandelte. Mit jedem Schlag wurden die Umrisse des Schwertes deutlicher, als
wollte
der Sternenstahl ein Schwert sein und könnte es kaum erwarten, die Form anzunehmen, die Rhunön für ihn vorgesehen hatte.
Schließlich näherte sich die Schmiedearbeit dem Ende, und auf dem Amboss lag eine lange schwarze Klinge, die, auch wenn sie noch rau und unvollendet war, eine tödliche Zielstrebigkeit ausstrahlte.
Rhunön erlaubte Eragon, seine müden Arme auszuruhen, während das Schwert an der Luft abkühlte. Dann brachte sie es durch ihn zu einer anderen Ecke der Werkstatt, wo sechs verschiedene Schleifräder standen. Auf einer Werkbank daneben lag eine Sammlung von Feilen, Schabmessern und Wetzsteinen. Sie fixierte das Schwert
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