Die Weisheit des Feuers
erdrückenden Hitze des Kampfes. Glaedr streckte die Zunge-trocken-und-klebrig heraus und labte sich an dem frischen Nass.
Er schlug noch einmal mit den Flügeln und das Himmels-Wasser teilte sich vor ihm und enthüllte die Sonne-sengend-grell und die Erde-grün-braun-neblig.
Wo ist er denn?,
dachte Glaedr und hielt nach Dorn Ausschau. Der Würger-klein-und-rot hatte sich in schwindelnde Höhen geflüchtet, in die kein Vogel aufstieg, wo die Luft dünn war und der Atem Wasser-Rauch.
»Glaedr, hinter uns!«, rief Oromis.
Glaedr wirbelte herum, aber er war nicht schnell genug. Der rote Drache krachte in seine rechte Schulter und ließ ihn schwanken. Knurrend schlang Glaedr sein verbliebenes Vorderbein um das Küken-wild-schnappend-und-kratzend und versuchte, das Leben aus Dorns zappelndem Körper zu quetschen. Der rote Drache brüllte, befreite sich halb aus der eisernen Umarmung und schlug Glaedr die Klauen in die Brust. Glaedr bog den Hals nach unten, grub die Zähne in Dorns Hinterlauf und hielt ihn fest, obwohl der rote Drache sich wand und um sich schlug wie eine Wildkatze in der Falle. Blut-heiß-und-salzig strömte in Glaedrs Maul.
Im Fallen hörte Glaedr das Klirren von Schwertern auf Schilden, als Oromis und Murtagh sich einen kurzen Schlagabtausch lieferten. Dorn krümmte sich und Glaedr erhaschte einen Blick auf Morzan-Sohn-Murtagh. Auf Glaedr wirkte der Mensch verängstigt, aber er war sich nicht sicher. Obwohl er schon so lange mit Oromis verbunden war, fiel es ihm immer noch schwer, in den weichen, flachen Gesichtern der Keine-Hörner-zwei-Beine zu lesen; vor allem da sie auch keinen Schwanz hatten.
Das Klirren brach ab und Murtagh rief: »Sei verflucht dafür, dass du dich nicht eher gezeigt hast! Sei verflucht! Du hättest uns helfen können! Du hättest...« Einen Moment lang schien Murtagh an seiner Zunge zu würgen.
Glaedr stöhnte, als eine unsichtbare Kraft ihren Sturz so abrupt abfing, dass ihm Dorns Bein fast aus dem Maul gerissen wurde, und sie dann alle vier aufwärtstrug, immer höher und höher, bis die Stadt-zertrampelter-Ameisenhaufen unter ihnen nur noch ein verschwommener Fleck war und selbst Glaedr in der dünnen Luft kaum noch atmen konnte.
Was macht das Jüngelchen da?,
fragte sich Glaedr besorgt.
Will er sich etwa umbringen?
Da ergriff Murtagh wieder das Wort, und seine Stimme klang voller und tiefer als zuvor und hallte, als stünde er in einem leeren Saal. Glaedr standen die Schuppen an den Schultern zu Berge, als er die Stimme ihres Erzfeindes erkannte.
»Ihr seid also noch am Leben, Oromis, Glaedr«, sagte Galbatorix. Seine Worte waren geschliffen und klar wie die eines glänzenden Redners und sein Tonfall war von ausgesuchter Liebenswürdigkeit. »Schon lange habe ich vermutet, dass die Elfen einen Drachen oder Reiter vor mir verstecken. Wie erfreulich, dass sich mein Verdacht jetzt bestätigt.«
»Fort mit dir, elender Schwur-Brecher!«, rief Oromis. »Du sollst an uns wenig Freude haben!«
Galbatorix lachte in sich hinein. »Was für eine schroffe Begrüßung. Schäm dich, Oromis-Elda! Wo bleibt die berühmte Höflichkeit der Elfen? Ist sie euch in den letzten hundert Jahren etwa abhandengekommen?«
»Du verdienst nicht mehr Höflichkeit als ein tollwütiger Hund.«
»Aber, aber, Oromis. Denk an das, was du zu mir gesagt hast, als ich vor dir und den anderen Ältesten stand: ›Zorn ist ein Gift. Du musst es aus deinem Herzen verbannen, sonst verdirbt es das Gute in dir.‹ Du solltest deine eigenen Ratschläge beherzigen.«
»Du kannst mich nicht mit deiner Schlangenzunge aus der Fassung bringen, Galbatorix. Du bist ein Ungeheuer, und wir werden dich auslöschen, selbst wenn es uns das Leben kostet.«
»Aber warum sollte es das, Oromis? Warum willst du dich gegen mich auflehnen? Es stimmt mich traurig, dass dein Hass deine Weisheit verzerrt, denn du warst einmal weise, Oromis, vielleicht das weiseste Mitglied unseres Ordens. Du warst der Erste, der den Wahnsinn erkannte, der meine Seele zerfraß, und du warst es auch, der die anderen Elfen überredet hat, meinen Wunsch nach einem neuen Drachenei abzulehnen. Das war sehr klug von dir, Oromis. Vergeblich, aber klug. Und irgendwie hast du es geschafft, Kialandí und Formora zu entkommen, obwohl sie dich bereits gebrochen hatten. Dann hast du dich so lange versteckt, bis all deine Feinde tot waren, bis auf einen. Auch das war klug von dir, Elf.«
Nach einer kurzen Pause sprach er weiter: »Es gibt keinen
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