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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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näherte sich plötzlich bereits dem Dorf in Gesellschaft von drei Waffenknechten. Nun noch zu verschwinden, wo die sicheren Mauern Eastcrofts und ein gemütliches Bett kaum eine Wegstunde entfernt lagen, hätte selbst den größten Dummkopf überlegen lassen, warum er - Eragon - das Dorf meiden wollte. Deshalb fügte er sich in sein Schicksal und ging im Geiste die Geschichte durch, die er sich zurechtgelegt hatte, um seine Reise zu erklären.
    Der riesig erscheinende Sonnenball stand zwei Fingerbreit über dem Horizont, als Eragon das erste Mal Eastcroft erblickte, ein mittelgroßes, von einer hohen Palisadenmauer umschlossenes Dorf. Es war fast dunkel, als er es schließlich erreichte und durch das Tor schritt. Er hörte, wie der Wachmann die Waffenknechte fragte, ob hinter ihnen noch jemand auf der Straße unterwegs gewesen wäre.
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Oh, das reicht mir als Auskunft«, sagte der Wachmann. »Falls noch irgendwelche Nachzügler eintreffen, müssen sie bis morgen warten, um reinzukommen.« Einem Mann, der auf der anderen Seite des Tores stand, rief er zu: »Schließen wir es!« Zusammen schoben sie das fünfzehn Fuß hohe, eisenbeschlagene Tor zu und verriegelten es mit vier dicken Eichenbalken.
    Als würden sie eine Belagerung erwarten,
 dachte Eragon, dann musste er über sich selbst lächeln. 
Nun, wer rechnet heutzutage nicht mit Schwierigkeiten?
 Noch vor einigen Monaten hätte es ihm Sorgen bereitet, in Eastcroft eingeschlossen zu sein. Heute aber war er überzeugt, die Stadtbefestigung mit bloßen Händen überwinden zu können. Niemand würde seine Flucht ins Dunkel der Nacht bemerken, wenn er sich mithilfe von Magie verbarg. Aber er zog es vor zu bleiben, denn er war todmüde, und einen Zauber zu wirken, hätte die Aufmerksamkeit anderer Magier wecken können, die sich möglicherweise in der Nähe aufhielten.
    Nachdem er erst wenige Schritte auf der staubigen Straße in Richtung Dorfplatz gemacht hatte, blaffte ihn ein Wachmann an und streckte ihm eine Laterne ins Gesicht. »Bleib stehen! Du warst noch nie in Eastcroft, oder?«
    »Das ist mein erster Besuch.«
    Der stämmige Wachmann legte den Kopf schräg. »Hast du hier Familie oder Freunde, die du besuchst?«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Und was führt dich nach Eastcroft?«
    »Nichts. Ich bin auf der Durchreise nach Süden, um die Familie meiner Schwester abzuholen und nach Dras-Leona zurückzubringen.« Der Wachmann nahm die Erklärung teilnahmslos hin. 
Vielleicht glaubt er mir nicht,
 überlegte Eragon. 
Oder er hat schon so viele Geschichten wie meine gehört, dass sie ihn nicht mehr interessieren.
    »Dann geh zum Haus der Reisenden, gleich am Hauptbrunnen. Dort findest du Kost und Logis. Aber sei gewarnt, wir in Eastcroft kennen keine Gnade mit Mördern, Dieben oder Bettlern. Wir haben kräftige Prügelstöcke und einen feinen Galgen. Hast du verstanden, Bursche?«
    »Ja, Herr.«
    »Dann geh jetzt. Nein, warte! Wie heißt du, Fremder?«
    »Bergan.«
    Daraufhin setzte der Wachmann seine abendliche Runde fort. Eragon wartete, bis das Laternenlicht hinter der nächsten Hausecke verschwunden war, bevor er zum Nachrichtenbrett hinüberging, das links von den Toren hing.
    Über einem halben Dutzend Steckbriefen von gesuchten Verbrechern hingen zwei große Pergamente. Eines zeigte Eragon, das andere Roran. Beide wurden als Verräter an der Krone bezeichnet. Interessiert betrachtete Eragon die Plakate und staunte über die ausgesetzte Belohnung: Wer einen der Gesuchten fing, bekam eine ganze Grafschaft. Die Zeichnung von Roran war ziemlich treffend, sogar mit Vollbart, den er seit seiner Flucht aus Carvahall trug. Eragons Porträt hingegen zeigte ihn so, wie er vor der Blutschwur-Zeremonie ausgesehen hatte, als seine Züge noch rein menschlich gewesen waren.
    Wie die Dinge sich doch verändert haben,
 dachte er.
    Dann ging er durchs Dorf und fand das Haus der Reisenden. Der Schankraum hatte eine niedrige Decke mit teerbefleckten Balken. Gelbe Talgkerzen verströmten warmes flackerndes Licht und erfüllten die Luft mit wabernden Rauchschwaden. Sand und Stroh bedeckten den Boden und knirschten unter Eragons Stiefeln. Zu seiner Linken gab es Tische und Stühle und eine große Feuerstelle, an der ein kleiner Junge ein Schwein am Spieß drehte. Gegenüber befand sich ein langer Tresen, an dem sich Horden durstiger Männer drängelten.
    Etwa sechzig Gäste füllten den Raum bis auf den letzten Platz. Das Stimmengewirr wäre

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