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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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ihrer Gegenwart entspannter, da Arya ihm nicht mehr so fremd erschien.
    Die Elfe brach das Schweigen. »Saphira sagt, du seist zurückgeblieben, um den letzten Ra’zac zu töten und den Helgrind zu erkunden. Ist das die Wahrheit?«
    »Teilweise.«
    »Und wie lautet die ganze Wahrheit?«
    Mit weniger würde sie sich nicht zufriedengeben, das wusste Eragon. »Versprich mir, dass du ohne meine Erlaubnis niemandem verrätst, was ich dir erzähle.«
    »Ich verspreche es«, sagte sie in der alten Sprache.
    Dann erzählte er ihr von Sloan, warum er ihn nicht zu den Varden gebracht hatte und von seinem Fluch, der dem Metzger die Chance gab, sich zu bessern und das Augenlicht zurückzuerlangen. »Was auch geschieht«, beendete er seinen Bericht, »Roran und Katrina dürfen niemals erfahren, dass Sloan noch lebt. Sollten sie es herausfinden, gäbe es nur endlose Scherereien.«
    Arya setzte sich auf die Bettkante und starrte lange auf die flackernde Flamme der Öllampe. »Du hättest ihn töten sollen«, sagte sie schließlich.
    »Vielleicht, aber ich konnte es nicht.«
    »Dass einem eine Aufgabe missfällt, ist noch lange kein Grund, sich vor ihr zu drücken. Du warst feige.«
    Ihr Vorwurf erzürnte Eragon. »Ach wirklich? Jeder, der fähig ist, ein Messer zu halten, hätte Sloan umbringen können. Was ich getan habe, war viel schwieriger.«
    »Körperlich vielleicht, aber nicht in moralischer Hinsicht.«
    »Ich habe ihn nicht getötet, weil ich es für falsch hielt.« Eragon legte die Stirn in Falten, während er nach den richtigen Worten suchte, sein Verhalten zu erklären. »Ich hatte keine Angst davor … Im Kampf töte ich ja auch, ohne zu zögern... Aber ich fälle kein Urteil darüber, wer leben darf und wer sterben muss. Dazu fehlt mir die Erfahrung und die Weisheit... Jeder Mensch hat eine Grenze, die er nicht überschreitet, Arya, und meine habe ich gefunden, als ich auf Sloan hinunterblickte. Selbst wenn Galbatorix mein Gefangener wäre, würde ich ihn nicht töten. Ich würde ihn zu Nasuada und König Orrin bringen, und falls sie ihn zum Tode verurteilten, würde ich ihm freudig den Kopf abschlagen, aber vorher nicht. Meinetwegen nenne es Schwäche, aber so bin ich nun mal und ich werde mich nicht dafür entschuldigen.«
    »Willst du lieber ein Werkzeug in den Händen anderer sein?«
    »Ich werde den Völkern, so gut ich kann, dienen. Ich habe nie nach Führerschaft gestrebt. Alagaësia braucht nicht noch einen Tyrannenkönig.«
    Arya rieb sich die Schläfen. »Warum muss bei dir immer alles so kompliziert sein, Eragon? Egal wo du hingehst, überall bringst du dich in Schwierigkeiten. Es ist so, als würdest du dich absichtlich durch jedes Dornengestrüpp kämpfen, das es im Land gibt.«
    »Deine Mutter hat mehr oder weniger das Gleiche gesagt.«
    »Das überrascht mich nicht... Nun, sei’s drum. Keiner von uns beiden ist gewillt, seine Meinung zu ändern, und wir haben dringlichere Sorgen, als über Gerechtigkeit und Moral zu streiten. In Zukunft tätest du allerdings gut daran, dich zu erinnern, wer du bist und was du für die Völker Alagaësias bedeutest.«
    »Das vergesse ich nie.« Eragon machte eine Pause, wartete auf eine Antwort, doch Arya ließ seine Bemerkung unkommentiert. An die Tischkante gelehnt, erklärte er: »Du hättest nicht nach mir suchen müssen. Es war alles in Ordnung.«
    »Natürlich musste ich es tun.«
    »Wie hast du mich überhaupt gefunden?«
    »Ich habe überlegt, welchen Weg du vom Helgrind aus nehmen würdest. Zum Glück lag ich einigermaßen richtig, als ich an einem Ort vierzig Meilen westlich von hier landete. Das war nahe genug, um dich aufzuspüren, indem ich dem Flüstern der Natur lauschte.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ein Drachenreiter bewegt sich nicht unbemerkt auf dieser Welt, Eragon. Wer Ohren hat, um zu hören, und Augen, um zu sehen, kann die Zeichen mühelos lesen. Die Vögel verkünden dein Kommen, die Tiere am Boden wittern dich und die Bäume und Gräser erinnern sich an deine Berührung. Das Band zwischen einem Reiter und seinem Drachen ist so stark, dass jene, die für die Schwingungen in der Natur empfänglich sind, es spüren können.«
    »Den Trick musst du mir irgendwann mal beibringen.«
    »Es ist kein Trick, lediglich die Kunst, auf das zu achten, was einen umgibt.«
    »Aber warum bist du nach Eastcroft gekommen? Es wäre doch sicherer gewesen, sich außerhalb des Dorfes zu treffen.«
    »Die Umstände haben mich dazu gezwungen, wie dich vermutlich

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