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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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vergessen.
    Vielleicht.
    Ein Schwarm Stare schoss über den Nachmittagshimmel wie Fische durch den Ozean.
    Eragon blickte ihnen nach. Im Palancar-Tal, wohin die Stare im Frühjahr zurückkehrten, bildeten sie oft so große Gruppen, dass sie den Tag zur Nacht machten. Dieser Schwarm hier war nicht so riesig. Aber er erinnerte ihn an die Abende, als er mit Roran und Garrow auf der Veranda Pfefferminztee getrunken und dabei die umhersausende schwarze Wolke beobachtet hatte.
    Gedankenverloren hielt er inne und setzte sich auf einen Fels, um sich die Stiefel neu zu schnüren.
    Das Wetter war umgeschlagen: Es war kühler geworden und der graue Schmierfleck im Westen deutete auf einen aufziehenden Sturm hin. Die Vegetation war üppig, mit Moos und Schilf und grünen Wiesen. Einige Meilen entfernt erhoben sich fünf Hügel aus dem ansonsten flachen Land. Den mittleren krönte ein dichter Eichenhain. Verschwommen erkannte Eragon zwischen den Bäumen die bröckelnden Mauern eines lange verlassenen Gebäudes, das irgendein Volk vor Urzeiten erbaut hatte.
    Seine Neugier war geweckt, und so beschloss Eragon, zwischen den Ruinen ein bisschen Abwechslung in seine sonst fleischlose Kost zu bringen. Bestimmt gab es dort viele Tiere, und eine kleine Jagd bot einen Vorwand, sich ein bisschen umzuschauen, bevor er seinen Weg fortsetzte.
    Nach einer Stunde erreichte Eragon den Fuß des ersten Hügels und traf dort auf die Überreste einer uralten, mit kleinen Steinquadern kunstvoll gepflasterten Straße. Er folgte ihr hinauf zu den Ruinen und wunderte sich dabei über ihre ungewöhnliche Bauweise. Bei den Menschen, Elfen oder Zwergen hatte er so etwas noch nie gesehen.
    Während er den mittleren Hügel erklomm, fand Eragon im Schatten der Bäume ein wenig Abkühlung. Nahe dem Gipfel wurde es flacher und der Eichenhain öffnete sich zu einer weiten Lichtung. Auf ihr stand ein Turm ohne Spitze. Der untere Teil war breit und wie ein Baumstamm geriffelt. Danach verjüngte er sich, erhob sich mehr als dreißig Fuß in den Himmel und endete in einer scharf gezackten Linie. Die obere Turmhälfte lag auf dem Boden, in unzählige Bruchstücke zerschmettert.
    Erregung packte Eragon. Vermutlich hatte er hier einen elfischen Außenposten entdeckt, der lange vor dem Ende der Drachenreiter erbaut worden war. Kein anderes Volk besaß das Geschick oder den Sinn für solche Bauwerke.
    Dann entdeckte er einen Gemüsegarten auf der anderen Seite der Lichtung.
    Ein Mann saß gebückt zwischen den Pflanzen und jätete Unkraut in einem Zuckererbsenbeet. Sein Gesicht lag im Schatten. Sein Bart war so lang, dass die Haare wie ein Haufen ungesponnene Wolle auf seinem Schoß lagen.
    »Nun, hilfst du mir beim Jäten?«, fragte der Mann, ohne aufzuschauen. »Wenn ja, bringt dir das eine Mahlzeit ein.«
    Eragon zögerte, wusste nicht, was er tun sollte. Dann dachte er: 
Warum sollte ich mich vor einem alten Einsiedler fürchten?,
 und ging zu ihm hinüber. »Ich bin Bergan... Bergan, Sohn von Garrow.«
    Der Alte brummte. »Tenga, Sohn von Ingvar.«
    Eragon stellte den Rucksack ab, in dem die Rüstung klapperte. Die nächste Stunde arbeitete er schweigend an Tengas Seite. Er wusste, er sollte nicht so lange bleiben, aber es machte ihm Spaß. Die Arbeit hielt ihn vom Grübeln ab. Während er Unkraut jätete, schickte er seinen Geist aus und berührte die vielen Lebewesen auf der Lichtung. Er genoss das Gefühl der Verbundenheit mit ihnen.
    Nachdem sie auch die letzten Reste Gras, Portulak und Löwenzahn zwischen den Erbsen herausgerissen hatten, folgte Eragon Tenga zu einer schmalen Tür im Turm. Dahinter lagen eine geräumige Küche und ein Esszimmer. In der Mitte des Raumes führte eine Wendeltreppe in den ersten Stock. Überall lagen Bücher, Schriftrollen und stapelweise Pergament, sogar auf dem Fußboden.
    Tenga zeigte auf den kleinen Holzhaufen in der Feuerstelle. Knisternd gingen die Äste in Flammen auf. Eragon spannte sich an, bereit für einen körperlichen und geistigen Zweikampf mit Tenga.
    Der Alte schien seine Reaktion gar nicht zu bemerken. Er wuselte geschäftig in der Küche herum, holte für ihr Mittagessen Becher, Geschirr und Messer heraus und stellte Reste seiner letzten Mahlzeit auf den Tisch. Währenddessen murmelte er leise in seinen wallenden Rauschebart.
    Alle Sinne geschärft, setzte Eragon sich auf eine freie Stuhlecke. 
Er hat nicht die alte Sprache benutzt,
 dachte er. 
Und selbst wenn er den Zauberspruch im Geiste gesagt hat, hat er

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