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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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pechschwarz. Zuerst dachte Nasuada, er wäre dunkelhäutig wie sie und trüge schwarze Kleider. Doch als er näher kam, erkannte sie, dass der Elf lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet war und einen geflochtenen Stoffgürtel mit einem Beutel daran trug. Ansonsten war er mit mitternachtsblauem Fell bedeckt, das in der Sonne glänzte. Im Allgemeinen war dieser Pelz ziemlich kurz - eine glatte, geschmeidige Rüstung, unter der sich die Muskeln deutlich abzeichneten -, doch an den Fußknöcheln und Innenseiten der Unterarme war er eine halbe Handbreit lang. Zwischen den Schulterblättern wuchs eine struppige Mähne, die senkrecht vom Körper abstand und sich über den gesamten Rücken bis zum Steißbein zog. Ein fransiger Pony beschattete die Brauen und an den spitzen Ohren sprossen luchsähnliche Haarbüschel. Ansonsten waren die Härchen im Gesicht so kurz und fein, dass nur ihre blaue Farbe sie verriet. Die Augen waren leuchtend gelb. Statt Fingernägeln ragte aus jedem der Mittelfinger eine Klaue hervor. Und als der Elf vor Nasuada stehen blieb, fiel ihr auf, dass ihn ein ganz bestimmter Duft umgab: eine Mischung aus Moschus, trockenen Kiefernwäldern, geöltem Leder und Rauch. Der Geruch war so intensiv und so unverkennbar männlich, dass es Nasuada abwechselnd heiß und kalt wurde. Ihre Haut kribbelte vor Aufregung, und sie errötete und war heilfroh, dass man es ihr wenigstens nicht ansah.
    Die restlichen Elfen sahen eher so aus, wie sie es erwartet hatte. In Gestalt und Hautfarbe ähnelten sie Arya, mit kurzen dunkelorangefarbenen und kiefernnadelgrünen Wämsern. Es waren sechs Männer und sechs Frauen. Sie hatten alle rabenschwarze Haare, mit Ausnahme von zwei Frauen, deren Haar wie Sternenlicht schimmerte. Es war unmöglich, ihr Alter zu bestimmen, denn ihre glatten Gesichter zeigten keinerlei Falten. Es waren neben Arya die ersten Elfen, denen Nasuada begegnete, und sie brannte darauf, herauszufinden, ob Arya eine typische Vertreterin ihres Volkes war.
    Der Anführer legte jetzt, ebenso wie seine Gefährten, zwei Finger an die Lippen und verbeugte sich. Dann drehte er die rechte Hand vor der Brust und sagte: »Seid gegrüßt und beglückwünscht, Nasuada, Tochter von Ajihad. 
Atra Esterní ono thelduin
.« Sein Akzent war stärker als Aryas, ein rhythmischer Singsang, der seine Worte in Musik verwandelte.
    »Atra du Evarínya ono varda«
, erwiderte Nasuada seinen Gruß, wie sie es von Arya gelernt hatte.
    Der Elf lächelte und entblößte Zähne, die spitzer waren als gewöhnlich. »Ich bin Bloëdhgarm, Sohn von Ildrid der Schönen.« Er stellte die anderen Elfen vor, ehe er fortfuhr: »Wir bringen Euch glückliche Kunde von Königin Islanzadi. Letzte Nacht ist es unseren Magiern gelungen, die Tore von Ceunon zu zerstören. In diesem Augenblick rücken unsere Truppen durch die Straßen der Stadt zu dem Turm vor, in dem sich Fürst Tarrant verbarrikadiert hat. Einige wenige leisten noch Widerstand, aber die Stadt ist besetzt und wir werden Ceunon bald ganz unter unserer Kontrolle haben.«
    Nasuadas Leibwächter und die hinter ihnen versammelten Varden brachen in Jubelrufe aus. Nasuada freute sich auch über den Sieg, aber böse Ahnungen und eine gewisse Unruhe dämpften ihre Hochstimmung. Ihr stand plötzlich vor Augen, wie Elfen - so starke wie Bloëdhgarm - in die Häuser der Menschen eindrangen. 
Welche unheimlichen Mächte habe ich da entfesselt?,
 fragte sie sich. Dann sagte sie: »Das sind wirklich gute Nachrichten, und ich bin sehr erfreut, sie zu vernehmen. Nachdem Ceunon eingenommen ist, sind wir Urû’baen schon ein Stück näher gerückt und damit auch Galbatorix und dem Ziel unserer Bemühungen.« Dann fügte sie weniger förmlich hinzu: »Ich hoffe, Königin Islanzadi wird die Menschen von Ceunon mit Sanftmut behandeln, jedenfalls jene, die nichts für Galbatorix übrighaben, aber nicht die Mittel oder den Mut besitzen, sich dem Imperium entgegenzustellen.«
    »Königin Islanzadi lässt gegenüber ihren Untertanen, selbst wenn sie es gegen ihren Willen sind, stets Milde und Barmherzigkeit walten. Aber falls jemand es wagt, sich uns in den Weg zu stellen, dann fegen wir ihn hinweg wie die Herbststürme das Laub.«
    »Ich erwarte nicht weniger von einem Volk, das so alt und mächtig ist wie Eures«, gab Nasuada zurück. Nachdem der Höflichkeit mit ein paar weiteren zunehmend banaleren Floskeln Genüge getan war, hielt Nasuada es für angebracht, nach dem Grund für den Besuch der Elfen zu

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