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Die Weisheit des Feuers

Die Weisheit des Feuers

Titel: Die Weisheit des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Paolini
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die leeren Flure von Tronjheim hatte hallen hören. Zerstreut sagte sie: »Ich wünschte, Eragon oder Arya wären hier, denn sie hätten in Euren Geist eindringen können, ohne um ihren Verstand fürchten zu müssen.«
    Erneut erlag sie der betörenden Wirkung von Bloëdhgarms Duft und stellte sich vor, wie es sich anfühlen musste, mit den Händen durch seine Mähne zu fahren. Sie kam erst wieder zu sich, als Elva sie am linken Arm zog und damit zwang, sich zu ihr hinabzubeugen und das Ohr an den Mund des Hexenkindes zu legen. Mit leiser, rauer Stimme sagte Elva: »Andorn. Denk an den Geschmack von Andorn.«
    Nasuada folgte der Aufforderung und beschwor eine Erinnerung aus dem vergangenen Jahr herauf, als sie bei einem Festmahl König Hrothgars Andorn-Naschzeug gegessen hatte. Schon der Gedanke an den bitteren Geschmack der Bonbons trocknete ihr den Mund aus und neutralisierte den verführerischen Moschusduft. Um ihre vorübergehende Geistesabwesenheit zu überspielen, sagte sie: »Meine kleine Begleiterin hier fragt sich, warum Ihr so anders ausseht als die übrigen Elfen. Ich muss gestehen, dass ich auch ein wenig neugierig bin. Eure Erscheinung entspricht nicht dem, was wir von einem Elf erwartet hätten. Wärt Ihr wohl so freundlich, uns die Gründe für Euer eher 
animalisches
 Äußeres zu erklären?«
    Bloëdhgarm zuckte mit den Schultern und sein Fell kräuselte sich schimmernd. »Es gefällt mir einfach«, sagte er. »Manche schreiben Gedichte über Sonne und Mond, andere züchten Blumen, bauen prächtige Häuser oder komponieren Musik. Sosehr ich all diese Kunstformen auch schätze, ich glaube doch, dass wahre Schönheit nur in den Fängen des Wolfes, dem Fell der Waldkatze und den Augen des Adlers zu finden ist. Also habe ich mir diese Attribute angeeignet. In hundert Jahren interessieren mich die Landtiere vielleicht nicht mehr, und ich komme zu dem Schluss, dass nur die Tiere des Meeres alles Schöne verkörpern. Dann lege ich mir ein Schuppenkleid zu, verwandle meine Hände in Flossen und meine Füße in einen Schwanz. Bloëdhgarm verschwindet in den Wellen und ward nie mehr in Alagaësia gesehen.«
    Falls er scherzte, wie Nasuada annahm, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken. Ganz im Gegenteil war er so ernst, dass Nasuada sich fragte, ob er sich wohl über sie lustig machte. »Sehr interessant«, erwiderte sie. »Ich hoffe, das Bedürfnis, ein Fisch zu werden, überkommt Euch nicht so bald, denn wir brauchen Euch vorläufig noch auf dem Trockenen. Sollte Galbatorix allerdings darauf verfallen, auch die Haie und Lachse versklaven zu wollen, nun ja, dann könnte ein Magier, der unter Wasser atmen kann, möglicherweise ganz nützlich sein.«
    Ohne Vorwarnung erfüllte plötzlich das silberhelle Gelächter der zwölf Elfen die Luft und die Vögel im Umkreis von über einer Meile brachen in Gezwitscher aus. Ihr fröhlicher Gesang hörte sich an wie das Plätschern von Wassertropfen auf Glas. Nasuada musste unwillkürlich lächeln und auch die Leibwächter um sie herum verzogen die Mundwinkel. Selbst die beiden Urgals wirkten ganz ausgelassen vor Freude. Und als die Elfen verstummten und die Welt wieder nüchtern wurde, war Nasuada traurig, als erwache sie aus einem schönen Traum. Ein paar Herzschläge lang verdüsterte ein Tränenschleier ihren Blick, dann war auch das vorbei.
    Bloëdhgarm lächelte jetzt zum ersten Mal und wirkte dabei gleichzeitig gut aussehend und erschreckend. »Es wird uns eine Ehre sein, einer Frau zu dienen, die so intelligent, fähig und geistreich ist wie Ihr, Nasuada. Irgendwann, wenn es Eure Pflichten erlauben, würde ich Euch gern unser Runenspiel zeigen. Ich bin sicher, Ihr wärt eine beeindruckende Gegnerin.«
    Der plötzliche Stimmungswechsel der Elfen erinnerte sie an ein Wort, das die Zwerge früher in ihrem Beisein oft verwendet hatten, um die Elfen zu beschreiben: 
kapriziös.
 Als Mädchen war ihr das ziemlich harmlos vorgekommen, denn es hatte ihre damalige Vorstellung von den Elfen nur bestätigt. Sie waren Wesen, die von einem Vergnügen zum andern flatterten wie Feen in einem Blumengarten. Doch jetzt begriff sie, was die Zwerge in Wirklichkeit gemeint hatten: 
Vorsicht! Bei einem Elf kann man nie wissen, was er im nächsten Moment tut.
 Sie seufzte innerlich bei der Aussicht, sich schon wieder mit einer so unberechenbaren Spezies herumschlagen zu müssen. 
Ist das Leben eigentlich immer so kompliziert?,
 fragte sie sich. 
Oder liegt es an mir?
    Sie

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