Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
leid, dass Sie das hier wegen mir mitmachen müssen .«
» Mm… Ich habe auch daran gedacht… oder das heißt, Wilma und ich haben darüber gesprochen, Sie könnten vielleicht… «
Stanley schwieg verlegen.
» Selbstverständlich! Wie viel haben Sie ihnen bezahlt? «
» Zweitausend Schilling .«
Caroline griff in ihre rechte Hosentasche und holte das Bündel Geldscheine hervor. Sie zählte viertausend Schilling ab und legte sie auf das Armaturenbrett.
» Bitte! Behalten Sie alles .«
Stanley schaute auf das Geldbündel und sah aus, als wollte er protestieren. Dann nickte er und richtete den Blick wieder auf die Straße.
Sie verließen Pumwani und fuhren durch ein großes Industriegebiet. Viereckige Gebäude– einige fertig, andere im Bau befindlich– erhoben sich auf beiden Seiten der breiten Straße. Der graue Beton verlieh der Umgebung eine trostlose Atmosphäre. Nach einigen Minuten bog Stanley von der großen Straße in eine kleinere ab und verringerte das Tempo.
Vor ihnen erhob sich eine schwere Betonmauer. Der einzige Durchgang in der mehrere Meter hohen Mauer wurde von einem schweren Gittertor und einem kleinen Pförtnerhäuschen ausgefüllt. Meterweise dicker Stacheldraht oben auf der Mauer erinnerte daran, dass man diesen Ort nicht verließ, wie es einem passte. Langsam fuhr Stanley zu einem leeren Platz.
Als sie parkten, wurde Caroline bewusst, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie in das Gefängnis hineinkommen sollte.
» Wissen Sie, wie man hineinkommt? « , fragte sie Stanley.
Er schüttelte den Kopf.
» Das Einzige, was ich weiß, ist, dass es nicht einfach wird, ohne den Wachmännern einen guten Grund zu geben, uns hineinzulassen .«
So viel hatte sie erraten. Sie dachte nach.
» Ich bin Juristin– ich kann sagen, ich sei seine Anwältin. Als seine Anwältin muss ich das Recht haben, ihn zu sehen .«
» Die Wachmänner werden wohl dennoch etwas erwarten .«
» Wie viel? «
Stanley zuckte mit den Schultern.
» Sie lassen uns sicher nicht unter sechstausend hinein, Madam .«
Caroline rechnete. Vierhundert Kronen, um einen » Mandanten « zu sprechen. Es gab nichts dazu zu sagen, dass es die kenianische Gesellschaft schwerhatte, ein gut funktionierender Rechtsstaat zu werden. Aber jetzt war ihr das egal. Sie griff in die Hosentasche und zog den Rest der Scheine heraus. Es waren genau sechstausend Schilling. Sie hoffte, es würde reichen.
» Sie müssen nicht mitgehen « , sagte sie.
» Wilma bringt mich um, wenn ich das nicht tue .«
» Okay .«
Sie stiegen aus dem Auto aus und gingen zu dem Pförtnerhäuschen, in dem ein Wachmann saß und Zeitung las. Als sie näher kamen, ließ er die Zeitung langsam sinken, und Caroline sah, dass nur eines seiner Augen geöffnet war. Das andere war geschlossen, geschwollen wie ein halber, brauner Tennisball mitten im Gesicht.
Der Wachmann kniff das geöffnete Auge zusammen.
» Ja? « Seine Stimme war tief.
Caroline streckte den Rücken, so gut sie dies bei den Schmerzen konnte, durch. Das hier würde in Bluse und Kostüm leichter sein, aber sie musste es mit aufrechter Haltung und fester Stimme schaffen.
» Wir sind gekommen, um mit meinem Mandanten, Theodor, zu sprechen. Er stammt aus Katari .«
» Habt ihr einen Termin? «
» Ja « , log sie.
» Und wie ist der Name? « Der Mann hinter dem Fenster sah von Caroline zu Stanley.
» Caroline Kayser .«
Bedächtig faltete der Wachmann die Zeitung zusammen und legte sie neben einer Tasse ab, bevor er langsam mit seinem dicken Zeigefinger über eine Seite des großen Buches glitt, das aufgeschlagen vor ihm auf dem Tisch lag.
» Dort steht niemand mit dem Namen. « Er sah zu ihr auf.
» Das muss ein Fehler sein. Würden Sie freundlicherweise noch einmal nachsehen « , befahl Caroline bestimmt, während sie versuchte zu überlegen, was der nächste Schritt wäre.
Der Wachmann seufzte und ließ den Finger noch einmal wandern.
» Nein .«
» Nun, aber wir sind gekommen, um mit meinem Mandanten zu sprechen, und ich möchte Sie bitten, uns hineinzulassen .«
» Das kann ich nicht, wenn ihr keinen Termin habt .«
» Aber wir haben einen Termin ausgemacht. Offensichtlich ist irgendetwas schiefgelaufen, wenn er nicht ins Protokoll aufgenommen wurde .«
» Der Termin steht nicht im Buch, und das ist es, auf was ich mich beziehe « , gab der Wachmann in einem Tonfall bekannt, der anzeigte, dass das Gespräch beendet war.
Caroline schob ihre Hand in die Hosentasche und nahm die Scheine
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