Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)

heraus.
    » Ich würde es wirklich schätzen, wenn ich die Erlaubnis bekommen könnte, meinen Mandanten zu sehen « , sagte sie und schob das Geld durch das Fenster.
    Der Wachmann schielte auf das Geld und sah mit Abscheu im Blick Caroline an.
    » Ich weiß gut, ihr glaubt, man kann sich hier in Kenia Zugang zu allem erkaufen, aber wir sind tatsächlichhier, um unsere Arbeit ordentlich zu erledigen « , sagte er, ohne Anstalten zu machen, das Geld entgegenzunehmen.
    » Aber… «
    » Und wenn Sie mich entschuldigen würden, ich habe zu tun. « Er griff nach seiner Zeitung.
    Caroline starrte ihn an und dann Stanley, der bedauernd mit den Schultern zuckte. Dann kam ihr eine Idee.
    » Das bin nicht nur ich, die der Ansicht ist, es ist wichtig, dass ich mit meinem Mandanten spreche « , sagte sie und lehnte sich vor.
    Der Wachmann schaute mit einem uninteressierten Blick zu ihr auf.
    » Ja dann . «
    » Diese Auffassung teile ich mit Ihrem Polizeipräsidenten, Mr Ogato .«
    Der Wachmann zog die Augenbrauen nach oben. Das geschlossene Auge öffnete sich einen Spalt.
    » Ich habe heute Morgen mit ihm gesprochen, und er bat mich, persönlich von ihm zu grüßen und mitzuteilen,dass er es schätzen würde, wenn ihr mir helfen würdet .«
    Es war still, während der Mann nachdachte.
    » Warum sollte ich glauben, dass Sie mit ihm gesprochen haben? « , fragte er und kniff erneut das eine Auge zusammen.
    » Weil ich es sage. Wir können ihn sofort anrufen, wenn Sie es von ihm selbst hören möchten. Aber ich glaube nicht, dass er erfreut sein wird, erneut gestört zu werden. « Caroline nahm ihr Handy und tippte eine Nummer ein. Als sie auf sieben Tasten gedrückt hatte, winkte der Wachmann abwehrend mit der Hand.
    » Gehen Sie da rüber « , kommandierte er und zeigte auf eine Stahlbank, die ein paar Meter entfernt an der langen Gefängnismauer stand.
    Caroline und Stanley taten, wie befohlen, und beobachteten, wie der Wachmann den Telefonhörer abnahm und ein kurzes Gespräch führte.
    » Kommen Sie her « , befahl er. » Gleich kommt ein Wachmann und holt Sie ab « , teilte er Caroline mit. » Aber nur Sie .«
    Sie nickte. Sie hatte keine Lust, ohne Stanley in das Gebäude hinter der Betonmauer hineinzugehen, aber sie spürte, dass es ein sehr schlechter Zeitpunkt war, Forderungen zu stellen.
    » Vielen Dank .«
    Der Wachmann brummte irgendetwas und wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Zeitung zu. Als Caroline auf den Fensterrahmen schaute, war das Geld verschwunden.
    » Werden Sie auf mich warten « , fragte sie Stanley, als sie sich wieder auf die Bank gesetzt hatten.
    » Selbstverständlich, Madam. « Er nickte. » Ich bin genau hier, wenn Sie herauskommen .«
    Im gleichen Moment ertönte ein Knirschen. Das Gefängnistor wurde geöffnet, und ein in Uniform gekleideter Wachmann trat heraus. Er grüßte den Wachmann im Pförtnerhäuschen, der auf Caroline zeigte.
    » Hier entlang, Madam .«
    Mit nervösen Schritten ging Caroline zu dem Gittertor.
    Der Wachmann trug eine hellbraune Uniform mit leuchtenden Emblemen auf den Schultern. Am Gürtel hing ein schwerer Schlüsselbund, und die Glatze war teilweise von einem dunkelgrünen Barett bedeckt. An den Füßen trug er hohe, schwarze Stiefel, die unterhalb der Knie geschnürt waren.
    Sie gingen durch das Tor und über ein fünf Meter breites Stück trockener Erde, das sich wie ein Keil zwischen der Betonmauer und dem Gefängnis erstreckte. An dem Gefängnisgebäude klopfte der Wachmann an eine kleine Luke neben einem soliden, grünen Eisentor. Die Luke wurde zur Seite geschoben, und ein müdes Gesicht schaute heraus. Kurz darauf ging die Tür auf.
    Als sie eintraten, standen sie am Anfang eines langen Ganges. Der Wachmann lief los, und Caroline folgte ihm. Der Gang war schmal und dunkel, und die feuchten Wände rochen widerlich. Am Ende des Ganges führte eine Eisentreppe in den ersten Stock. Der Gefängniswärter lief, zwei Stufen auf einmal nehmend, hinauf, und es klirrte, wenn der Schlüsselbund sein Bein traf. Caroline hielt Schritt, so gut es ihr verletzter Knöchel und das schmerzende Schlüsselbein zuließen.
    Oben an der Treppe befand sich ein langer Gang, der sowohl schmaler als auch dunkler war als der, den sie gekommen waren. Caroline ging dicht hinter dem Wachmann. Vor der letzten Tür des Ganges blieb er stehen, fummelte einen großen Schlüssel aus dem Schlüsselbund heraus, schob ihn in das Schlüsselloch unter dem Türgriff und drehte ihn zweimal um. Es