Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
erklang ein Klicken. Danach suchte er einen kleineren Schlüssel, steckte ihn in ein weiteres Schloss in Augenhöhe und drehte ihn um.
Dann öffnete er die Tür.
» Treten Sie ein. « Er machte Caroline ein Zeichen.
Sie tat, wie ihr gesagt wurde.
» Warten Sie hier. « Der Wachmann schloss die Tür hinter sich, als er ging.
Sie sah sich in dem Raum um. Eine kalte, graue Mauer umgab ihn auf allen Seiten, und von der Decke baumelte eine nackte Birne an einer staubigen Leitung. Die einzigen Möbel in dem Raum waren ein kleiner Tisch und zwei schmale Holzstühle, die jeweils auf einer Seite des Tisches platziert waren. In der Mitte der einen Wand ließ ein kleines Fenster einen Streifen Licht in das Zimmer. Caroline ging dorthin und schaute durch die Gitterstäbe.
Unter ihr lag ein großer Hof. Er war von der gleichen grauen Betonmauer mit Stacheldraht obendrauf umgeben, die sie vor dem Gefängnis gesehen hatte. Der Hof war voller schwarzer Männer, die in kleinen Gruppen zusammensaßen, einige auf Bänken, andere auf der Erde. Die meisten von ihnen waren in grau-weiß gestreifte Gefängnisanzüge gekleidet. Ihre Gesichter waren leer und mutlos. Als ob sie warten würden und schon lange gewartet hatten.
Caroline ging zu dem Tisch zurück und zog einen der Stühle hervor. Ihr Knöchel tat jetzt so weh, dass sie gezwungen war, sich hinzusetzen.
Während sie wartete, verstärkte die Angst den Griff um ihren Nacken. Mit jeder Minute wurde Caroline nervöser. Kam der Wachmann bald zurück? Was sollte sie machen, wenn er sie vergaß? Wie konnte sie wissen, dass er nicht etwas Schlimmes mit ihr machen würde? Der Wachmann könnte jetzt bereits auf dem Rückweg sein. Vielleicht war das der Grund gewesen, warum Stanley nicht die Erlaubnis bekommen hatte mitzugehen?
Draußen auf dem Gang ertönten Schritte, und Caroline spannte ihre Muskeln an. Was, verdammt noch mal, sollte sie tun? Hier war niemand, der sie hören würde, und selbst wenn, wären ihm ihre Hilferufe sicher egal. Verzweifelt suchte sie in ihrer Tasche nach ihrem Handy, aber in diesem Augenblick wurde die Türklinke nach unten gedrückt. Sie hielt die Luft an.
Der Gefängniswärter trat als Erstes ins Zimmer. Caroline starrte auf die Tür und ballte unter dem Tisch ihre Hände zu Fäusten.
Aber es kamen keine weiteren Männer. Herein trat stattdessen ein junger Mann mit verheulten Augen. Sie schaute auf seine schmale, gebogene Nase und wusste, dass er es war. Der Mann vor ihr war der Sohn des Dorfvorsitzenden Theodor aus Katari.
» Ihr habt zehn Minuten « , gab der Wachmann bekannt, schaute auf seine Uhr und verließ den Raum. Er schloss die Tür hinter sich, und Caroline hörte, wie sich der schwere Schlüssel zweimal in dem Schloss drehte. Theodor schaute sie mit geröteten Augen an.
» Wer bist du? «
» Mein Name ist Caroline, und ich komme von Dana Oil .«
Ein scharfer Geruch aus Urin und Schweiß breitete sich in dem Raum aus, sodass es ihr fast den Magen umdrehte. Sie musste all ihre Willensstärke aufbringen, um die Hand zur Begrüßung auszustrecken. Glücklicherweise setzte er sich einfach auf den Stuhl, ohne ihre Geste zu erwidern.
» Was willst du? «
Caroline dachte kurz nach. Zehn Minuten waren nicht viel Zeit. Dieses Mal war sie gezwungen, direkt zur Sache zu kommen.
» Ich brauche von dir Antworten auf ein paar Fragen . «
Der Sohn des Vorsitzenden sah sie lange an, ohne etwas zu sagen.
» Du und ein anderer, ihr habt Mama Lucy umgebracht. Warum? «
Er antwortete nicht.
» Warum? « , wiederholte Caroline.
» Warum sollte ich darauf antworten? « , fragte er schließlich mit belegter Stimme.
» Weil ich dir helfen kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du Lust hast, länger hier drin zu sein als unbedingt notwendig .«
Sie wies in Richtung Gefängnishof.
Theodor wischte sich die Nase am Ärmel der grau gestreiften Gefängnisjacke ab.
» Wir waren gezwungen, es zu tun . «
Caroline schaute ihn verwundert an.
» Dazu gezwungen? Wie kann man dazu gezwungen werden, jemanden umzubringen? «
» Wir waren gezwungen, sie zum Schweigen zu bringen .«
» Warum wart ihr das? «
» Sie hat zu viel Lärm gemacht .«
» Aber das konnte euch doch wohl egal sein? Sie wohnte doch nicht in Katari . «
» Wenn sie weiter Radau gemacht hätte, hätte mein Vater seinen Status verloren .«
» Status– was hat Status mit dem hier zu tun? «
Caroline zog die Augenbrauen zusammen.
» Katari ist es gut gegangen, nachdem dein
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