Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
wäre es dieses Mal er, der im Zentrum des Seminars stehen würde– er, dem die anderen auf dem Weg zum Mittagessen mit den Blicken folgen würden, um sich unbemerkt zu beeilen und sich an den Tisch zu setzen, an dem er sich niederließ.
17
» Ogato « war ein weitverbreiteter Name in Kenia.
So viel konnte Caroline feststellen, nachdem sie den Morgen darauf verwendet hatte, über Google » Ogato « mit Dana Oil zu kombinieren sowie in den internationalen Gelben Seiten nachzuschlagen.
Zwei interessante Ergebnisse hatte die Recherche aber doch ergeben: Ein Mitarbeiter in Kenias Naturressourcen-Verwaltung hieß Ogato, ebenso Nairobis Polizeipräsident. Zwei Männer– wie sie glaubte, aber sie hatten beide afrikanische Vornamen, sodass sie es nicht mit Sicherheit sagen konnte–, die es beide wert waren, näher unter die Lupe genommen zu werden.
Caroline wägte die Situation ab.
Eine Frau war ermordet worden, mindestens drei Mädchen hatte man angeblich vergewaltigt. Vielleicht mehr. Das Dorf beschuldigte Dana Oil dieser Verbrechen. Sie konnte auf der falschen Fährte sein, so viel Kraft darauf zu verwenden, John Hansen in die Karten zu schauen, aber allmählich gab es viele Pfeile, die auf den Nairobi-Chef von Dana Oil wiesen. Caroline war gezwungen zu wissen, ob sie in ihren Bemühungen, die Kritik an dem Unternehmen zum Verstummen zu bringen, gegen einen inneren oder einen äußeren Feind arbeitete. Das Einzige, was sie mit Sicherheit wusste, war, dass John Hansen in seinem Notizbuch einen Betrag an einen Ogato vermerkt hatte und dass sowohl die Naturressourcen-Verwaltung als auch die Polizei einen Mitarbeiter mit diesem Namen beschäftigte. Dafür, dass das Geld die Bezahlung für den Mord an Mama Lucy war, hatte sie keine Beweise. Noch nicht.
Außerdem musste sie eine bessere Geschichte parat haben, wenn sie mit Markvart sprach, als die, dass sie in John Hansens Büro eingebrochen war.
Caroline schickte eine SMS an Martin, ob er eventuell Lust hatte, heute mit ihr zu Mittag zu essen. Er antwortete umgehend, dass er sie um dreizehn Uhr » an unserem gewohnten Ort « treffen wolle.
Sie dachte über die Strategie für das Treffen nach. Sie konnte Martin nicht von dem gestrigen späten Besuch in John Hansens Büro erzählen, aber sie konnte versuchen herauszufinden, ob er jemanden mit dem Namen Ogato kannte.
Eine Viertelstunde vor ein Uhr verließ Caroline das Hotel.
» Taxi, Madam? « Es war derselbe Türsteher wie gestern.
» Nein danke .«
Er musste es jetzt doch langsam begreifen!
Sie ging los. Im Tageslicht war die Stadt weniger Furcht einflößend, aber angenehm war sie immer noch nicht.
Als sie ankam, war Martin bereits da. Er gab ihr einen der Wangenküsse, die anscheinend anstatt eines Händedrucks Brauch waren, sobald man sich südlich der dänisch-deutschen Grenze befand. Normalerweise verabscheute sie es, wenn ihr männliche Geschäftskollegen einen Kuss auf die Wange drückten. Die Männer begrüßten sich doch auch nicht mit Wangenkuss. Aber Martins Begrüßung verursachte ein angenehmes Ziehen in ihrem Magen.
Sie setzten sich an den Tisch.
Er fragte sie nach ihrer Arbeit und ihrer bisherigen Karriere. Sie antwortete wie immer, dass sie einige Jahre in einer Anwaltskanzlei gearbeitet hatte, um dann mit einem einstudierten Lächeln hinzuzufügen, dass es » keinen Grund dafür gibt, jemanden damit zu langweilen « . Daran schloss sie eine Frage bezüglich der Karriere des Gegenübers an, und das reichte in der Regel aus, um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Die meisten Menschen wollten doch sowieso lieber von sich selbst erzählen.
Aber Martin antwortete nur kurz auf ihre Frage und kehrte dann zu ihr zurück.
» So einfach kommst du nicht davon– erzähl mir ein bisschen mehr von dir. Für welche Anwaltskanzlei hast du gearbeitet? «
» Eine große .«
» Nun bin ich ja nicht ganz minderbemittelt, was das dänische Geschäftsleben angeht, also kenne ich sie vielleicht, wenn du mir sagst, welche es war? « Er lächelte schief.
» Toft, Kring & Kayser « , murmelte Caroline und konzentrierte sich darauf, eine dünne Schicht Butter auf das Stück Brot zu kratzen, das sie aus dem Brotkorb geangelt hatte.
» Die nicht zu kennen ist kaum möglich! Das ist doch eine der Allergrößten… «
Er unterbrach sich selbst, schaute sie einen Augenblick lang an, und dann konnte sie sehen, wie die Puzzleteilchen an ihren Platz fielen.
» Caroline Kayser. Selbstverständlich! Ist der
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