Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
war. Vielleicht bereute er es, einer Zusammenarbeit mit Dana Oil zugestimmt zu haben. Es wäre nicht das erste Mal, dass eine NGO in der Zusammenarbeit mit einem Unternehmen Möglichkeiten sah, das schmale Budget aufzubessern, es aber hinterher bereute, weil die Zusammenarbeit ihre ethischen Grundsätze kompromittierte. Konnte der Brief Daniels Weg sein, die Zusammenarbeit zu beenden?
Die übrigen Personen, die von ihrem Katari-Besuch wussten, waren der Agent- 007 -Chauffeur und Martin. Und Markvart, selbstverständlich. Hatte sie seither mit Tim Wright gesprochen? Daran erinnerte sie sich nicht. Aber sein Motiv, einen Drohbrief zu schicken, war schwer zu erkennen, und das Gleiche galt für die anderen.
Das Handy klingelte, und Caroline griff danach. Markvarts Nummer leuchtete im Display auf. Sie räusperte sich und hoffte, ihre Stimme würde nicht allzu belegt klingen. Würde sie Markvart von dem Brief erzählen, müsste sie mit dem nächsten Flugzeug nach Hause fliegen.
Ihr Chef begann bereits zu sprechen, bevor sie Hallo sagen konnte.
» Ich weiß, du magst John Hansen nicht .«
» In diesem Punkt bin ich wohl nicht die Einzige « , antwortete Caroline, überrascht von der Einleitung ihres Chefs.
» Aber in einem Unternehmen wie Dana Oil sind wir gezwungen, professionell zu sein « , antwortete Markvart.
» Natürlich .«
» Wir müssen in der Lage sein, mit Leuten, ungeachtet unserer persönlichen Einstellung ihnen gegenüber, zusammenzuarbeiten .«
» Das versteht sich von selbst « , antwortete Caroline und spürte, wie der Knoten im Magen zu wachsen begann.
» Anscheinend versteht sich das nicht von selbst, Caroline. Ich habe Beschwerden über deine Arbeit erhalten .«
Ihr Magen zog sich mit voller Kraft zusammen.
» Von wem? «
» John Hansen hat sich bei Allan Steenberg über dich beschwert. Er sagt, du willst nicht mit den Leuten des Lokalbüros zusammenarbeiten und seist dabei, ihre Arbeit da unten zu zerstören .«
» Das stimmt nicht! « Caroline hörte ihre eigene Stimme um mehrere Dezibel ansteigen. » Er ist es, John Hansen, der nicht mit mir zusammenarbeiten will! «
» Ich bin mir im Klaren darüber, dass du das so siehst, Caroline, aber manchmal ist man gezwungen, nach dem Balken in seinem eigenen Auge anstatt dem Splitter in dem Auge des anderen zu suchen .«
» Ganz ehrlich, Markvart, du weißt, wie er ist! Wir haben darüber gesprochen, bevor ich hierhergeflogen bin. John Hansen wollte nicht, dass ich komme. Es ist unmöglich, mit ihm zusammenzuarbeiten .«
» Aber wir haben auch darüber gesprochen, dass du es trotzdem tun sollst .«
» Ich habe alles getan, was ich konnte .«
» Vielleicht ist alles, was du konntest, nicht genug gewesen. Und ungeachtet dessen, sitzt Allan Steenberg in der Direktion und nimmt die Mitteilung von John Hansen sehr ernst .«
Caroline holte tief Luft. Ich werde dir, verdammt noch mal, einen Pfahl an einer ganz bestimmten Stelle verpassen, dachte sie.
» Allan Steenberg hat mich darum gebeten– mir tatsächlich befohlen–, dich aus Kenia abzuziehen .«
Der Knoten im Magen wurde hart wie ein Stein.
» Aber bevor ich diesen Entschluss fasse, möchte ich dich um eine ehrliche Antwort bitten .«
» Ja? «
» Steenberg sagt, deine Arbeit bringt sowohl dich als auch das Unternehmen in Gefahr. Ist das wahr? «
Carolines Mund wurde trocken, und sie war außerstande zu antworten.
Wie konnte er das wissen?
Sie wusste, zu lügen war ausgeschlossen. Wer auch immer den Brief geschrieben hatte, der auf dem Badezimmerboden lag, würde ganz einfach einen neuen verfassen, der aufdeckte, dass sie eine Warnung erhalten hatte, und dann wäre sie fertig in der Firma. Eine Lüge von diesem Kaliber würde Markvart nicht durchgehen lassen.
» Es stimmt, ich habe eine anonyme Drohung erhalten .«
» Was? Warum, in aller Welt, hast du mir davon nichts erzählt? «
» Ich habe sie erst heute Abend bekommen. « Caroline biss sich fest auf die Unterlippe.
» Wie lautet diese Drohung? «
Sie berichtete, was in dem Brief stand und wie sie ihn bekommen hatte. Als sie schwieg, räusperte sich Markvart.
» Das entscheidet die Sache. Du kommst nach Hause. Sofort .«
» Aber es kann doch sonst jemand sein, der den Brief geschickt hat. Er bedeutet vielleicht überhaupt nichts, und ich bin gerade dabei, eine Richtung in… «
» Caroline, stopp. Ich weiß gut, du hättest die Aufgabe gern gelöst, aber sie ist anscheinend zu groß für dich, und jetzt ist Schluss.
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