Die weiße Bestie: Thriller (German Edition)
.«
» Ja .«
» Und du passt auf dich auf? «
» Das verspreche ich .«
» Gut. Auf Wiederhören .«
» Auf Wiederhören, Markvart .«
Caroline hielt das Handy fest in der Hand. Das hier war ihre letzte und einzige Chance, mit einem Erfolg nach Hause zurückzukommen. Sie sah sich in dem Zimmer um. Sie hatte wirklich Bedarf, mit jemandem zu sprechen. Also rief sie eine Nummer auf, die sie im Schlaf kannte.
Der Anrufbeantworter.
» Du hast Kasper angerufen– hinterlass eine Nachricht. « Sie legte auf.
Viktor antwortete auch nicht.
Nach einem Augenblick des Zögerns fand sie eine Nummer, die sie weniger gut kannte, und wählte sie. Als sie auflegte, war der Trost in seinem schwarzen Mercedes mit Alufelgen auf dem Weg.
Caroline und Martin setzten sich in die Hotelbar und bestellten jeder einen Gin Tonic.
» Ohne Eis « , teilte Caroline dem Kellner mit.
» Du siehst ganz schön angeschlagen aus « , sagte Martin und schaute Caroline mit schräg gelegtem Kopf an.
» Danke. « Caroline lächelte ironisch.
» Du weißt, was ich meine. Das muss ein schöner Schreck gewesen sein. Wer, glaubst du, kann diesen Brief geschickt haben? «
» Ich habe keine Ahnung, ich habe wirklich keine Ahnung. Jemand, der etwas sehr Ernstes zu verbergen hat .«
Martin nickte.
» Und was willst du jetzt tun? «
» Mit meiner Arbeit weitermachen « , antwortete Caroline entschlossen und nahm einen Schluck des Drinks, den der Kellner vor sie gestellt hatte. Uh, das brannte im Magen, sie hätte wohl erst etwas essen sollen.
» Das hört sich nach einer sehr gefährlichen Entscheidung an .«
» Das ist es vielleicht auch. Aber… «
» Aber was? «
» Ich habe keine andere Wahl .«
» Was meinst du? «
» Die Absprache mit meinem Chef lautet, dass ich dafür sorgen soll, dass von den Einheimischen hier in Kenia keine weiteren Klagen über Dana Oil kommen. Wenn ich das kann, bleibe ich von der großen Kündigungsrunde mit großer Sicherheit verschont, wenn ich es aber nicht kann… «
Sie ließ den Blick durch die Hotelbar wandern, die voller Männer in Anzügen und Frauen mit schweren Perlenhalsketten war.
» Was dann? «
» Dann heißt es Lebewohl, Dana Oil, was mich betrifft .«
Martin hob fragend die Augenbrauen.
» Und eine Kündigung würde so entsetzlich sein, dass du bereit bist, dein Leben aufs Spiel zu setzen, um sie zu vermeiden? «
Caroline nickte zögerlich.
» Das würde sie wohl… Ja, das würde sie .«
» Warum? «
» Das würde sie einfach. « Sie starrte auf ihren Drink.
» Komm schon, Caroline .«
» Es gibt etwas, das ich geraderücken muss .«
» Ja, das spürt man deutlich. Was kann so schlimm gewesen sein, das es wert ist, sein Leben dafür zu riskieren? «
Caroline hob den Kopf und schaute Martin lange an. Sie studierte die Linie, die die Sonnenbrille um die Augen herum und auf den sonnengebräunten Wangen hinterlassen hatte.
Das Gespräch endete immer hier.
Niemand bekam das Recht, näher in ihr privates, gedemütigtes Universum vorzudringen. Auch nicht ein Mann wie Martin, der das Ganze anscheinend im Griff hatte. Aber heute stand die Tür einen Spalt offen; aufgeschoben von der Angst, dem Erbrochenen, der Einsamkeit.
» Mir wurde schon ein Mal gekündigt .«
» Menschen haben Schlimmeres überlebt .«
» Von meinem Vater .«
» Autsch .«
Caroline nickte, und dann begann sie zu erzählen.
Als die drei Jahre Bachelor-Ausbildung des Jurastudiums überstanden waren und es an der Zeit war, mit dem zweijährigen Aufbaustudium zu beginnen, hatte der Vater eine Sitzung in seinem Büro einberufen. Ohne weitere Einleitung hatte er Caroline einen Platz als Assessorin in seiner Firma angeboten, vorausgesetzt natürlich, sie schaffte das Aufbaustudium mit zufriedenstellenden Noten.
Caroline hatte akzeptiert und tatsächlich nicht überlegt, ob es andere Möglichkeiten gab, die besser für sie gewesen wären. Die wenigsten neu ausgebildeten Juristen sagten nein zu einer Stelle in Dänemarks renommiertester Rechtsanwaltskanzlei, und noch weniger sagten nein zu ihrem Vater.
Das erste Jahr in der Firma war gut verlaufen. Nicht hervorragend, aber gut genug. Sie hatte die kameradschaftliche Atmosphäre bei den jungen Assessoren genossen. Zwischendurch war mal eine Bemerkung über ihren Status als Tochter des Chefs gefallen, aber im Alltag hatte das keine Rolle gespielt. Sie war ebenso fleißig, ebenso engagiert und ein ebenso emsiger Gast in der Freitagsbar wie ihre Kollegen gewesen.
Das
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