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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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mit ihrem Kopftuch schlief, hatte Tuon keine Anstalten gemacht, ihr Haupt zu bedecken. Eine kindgroße Frau, die ihr Haar kürzer als jeder Mann trug, der nicht gerade eine Glatze bekam, wäre selbst in der Nacht aufgefallen. Setalle und Selucia folgten immer ein kleines Stück hinter ihnen in der Dunkelheit, die Zofe der Lady, um ihre Herrin beschützend im Auge zu halten, und Setalle, um die Zofe im Auge zu behalten. Zumindest glaubte Mat, dass es sich so verhielt. Für Wächterin und Gefangene waren die beiden schrecklich freundlich zueinander. Er hatte gehört, wie Setalle Selucia davor gewarnt hatte, er sei bei Frauen ein richtiger Schurke, was aus ihrem Mund unerhört war! Und Selucia hatte seelenruhig erwidert, dass ihre Lady ihm beide Arme brechen würde, wenn er auch nur die geringste Respektlosigkeit zeigte, so als wären sie gar keine Gefangenen.
    Er glaubte, diese Spaziergänge dazu nutzen zu können, etwas mehr über Tuon zu erfahren - sie sprach nicht viel, wenn sie über das Steine-Spielbrett gebeugt saß -, aber sie hatte so ihre Art, seine Fragen zu ignorieren oder das Thema zu ändern, für gewöhnlich kam sie auf ihn.
    »Das Gebiet der Zwei Flüsse besteht hauptsächlich aus Wäldern und Bauernhöfen«, sagte er, als sie die Hauptstraße des Wanderzirkus entlangschlenderten. Wolken verbargen den Mond, die bunten Wagen stellten dunkle Umrisse dar, die man nicht voneinander unterscheiden konnte, und die Plattformen der Artisten, die die Straße säumten, waren bloße Schatten. »Jeder baut Tabak an und züchtet Schafe. Mein Vater züchtet auch Rinder und handelt mit Pferden, aber hauptsächlich sind es Tabak und Schafe, von einem Ende zum anderen.«
    »Euer Vater ist Pferdehändler«, murmelte Tuon. »Und was tut Ihr, Spielzeug?«
    Er warf einen Blick über die Schulter zu den beiden Frauen, die zehn Schritte hinter ihnen wie Geister daherglitten. Setalle war vermutlich nicht nahe genug, um etwas zu verstehen, wenn er seine Stimme gesenkt hielt, aber er entschied sich, ehrlich zu sein. Davon abgesehen war der Zirkus in der Dunkelheit totenstill. Sie hörte es vielleicht doch, und sie wusste, was er in Ebou Dar gemacht hatte.
    »Ich bin ein Spieler«, sagte er.
    »Mein Vater bezeichnete sich selbst als einen Spieler«, sagte Tuon leise. »Er starb wegen einer schlechten Wette.«
    Und wie sollte man bitte schön herausfinden, was das wieder zu bedeuten hatte?
    In einer anderen Nacht, in der sie an einer Reihe von Tierkäfigen vorbeigingen, sagte er: »Was macht Ihr, um Euch zu vergnügen, Tuon? Einfach nur, weil Ihr Spaß daran habt. Mal abgesehen von einer Partie Steine.« Er konnte förmlich fühlen, wie sich Selucia dreißig Schritte entfernt aufregte, weil er sie beim Namen nannte, aber Tuon schien es nicht zu stören. Das glaubte er zumindest.
    »Ich richte Pferde und Damane ab«, sagte sie und schaute in einen Käfig, in dem ein schlafender Löwe lag.
    Das Tier war nur ein großer Schatten, der hinter dicken Gitterstäben im Stroh lag. »Hat er wirklich eine schwarze Mähne? In Seanchan gibt es keine Löwen mit schwarzen Mähnen.«
    Sie richtete Damane ab? Zum Vergnügen? Beim Licht!
    »Pferde? Was für Pferde?« Vermutlich waren es Streitrösser, wenn sie verfluchte Damane abrichtete. Zum Vergnügen.
    »Frau Anan sagte mir, Ihr seid ein Schurke, Spielzeug.« Ihr Tonfall war kühl, nicht kalt. Beherrscht. Sie wandte sich ihm zu, das Gesicht in den Schatten ihrer Kapuze verborgen. »Wie viele Frauen habt Ihr geküsst?« Der Löwe erwachte und röchelte, ein tiefer Laut, bei dem sich garantiert bei jedermann die Haare sträubten. Tuon zuckte nicht einmal zusammen.
    »Sieht aus, als würde es bald wieder regnen«, erwiderte er schwach. »Selucia wird mir die Haut abziehen, wenn ich Euch durchnässt zurückbringe.« Er hörte, wie sie leise lachte. Was hatte er denn bloß so Komisches gesagt?
    Natürlich musste ein Preis entrichtet werden. Vielleicht liefen die Dinge ja so, wie er wollte, vielleicht auch nicht, aber wenn man glaubte, dass sie es taten, war da immer ein Preisschild dran.
    »Ein Haufen schnatternder Elstern«, beschwerte er sich bei Egeanin. Die nachmittägliche Sonne stand am Horizont, eine rotgoldene, halb von den Wolken verborgene Scheibe, die den Wanderzirkus in lange Schatten tauchte. Ausnahmsweise regnete es einmal nicht, und trotz der Kälte saßen sie zusammengekauert unter dem grünen Wagen, den sie sich teilten, und spielten eine Partie Steine, und jeder, der vorbeiging,

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