Die Weiße Burg
könnte alles von ihm bekommen, was ihr in den Sinn kam. Er dachte den ganzen Tag darüber nach, während Luca seine Vorstellung gab, dachte darüber nach und schwitzte, während einige Seanchaner kamen, um die Artisten anzustarren. Er dachte darüber nach, während die Wagen in östlicher Richtung durch die Hügel rollten und langsamer fuhren als je zuvor, aber er wusste, welche Antwort er ihr geben musste.
Am dritten Tag nach der Überfahrt erreichten sie die Salzstadt Jurador, und er sagte Tuon, dass er es tun würde. Sie lächelte ihn an, und die Würfel in seinem Kopf verstummten wie abgeschnitten. Das würde er nie mehr vergessen. Sie lächelte, und dann verstummten die Würfel. Das reichte aus, um einen Mann in Tränen ausbrechen zu lassen!
KAPITEL 15
Etwas flackert auf
»Das sein Wahnsinn«, knurrte Domon von seinem Platz aus, wo er mit verschränkten Armen stand, als wollte er den Weg aus dem Wagen blockieren. Vielleicht tat er es ja tatsächlich. Sein Kinn war stur nach vorn geschoben und präsentierte einen Bart, der zwar gestutzt, aber noch immer länger als das Haar auf seinem Kopf war, und seine Hände waren in ständiger Bewegung wie bei einem Mann, der daran dachte, sie zu Fäusten zu ballen oder mit etwas zu ringen. Domon war ein breiter Mann und gar nicht so fett, wie es auf den ersten Blick aussah. Mat wollte Faustschläge oder einen Ringkampf vermeiden, wenn es ging.
Er band das schwarze Seidentuch um seinen Hals zu Ende, verbarg die Narbe und schob die langen Enden unter seinen Mantel. Die Wahrscheinlichkeit, dass es in Jurador jemanden gab, der über einen Mann aus Ebou Dar mit einem schwarzen Tuch Bescheid wusste... Nun, die Chancen schienen gut zu stehen, selbst wenn man sein Glück abzog. Natürlich musste man immer in Betracht ziehen, dass er ta'veren war, aber wenn er Suroth oder einer Gruppe von Dienern aus dem Tarasin-Palast begegnen würde, hätte er auch mit einem um den Kopf gewickelten Handtuch im Bett liegen bleiben können, und es würde trotzdem geschehen. Manchmal musste man einfach auf sein Glück vertrauen. Das Problem war nur, dass an diesem Morgen beim Aufwachen wieder die Würfel in seinem Kopf rollten. Sie prallten noch immer gegen die Innenseiten seines Schädels.
»Ich habe es versprochen«, sagte er. Es war gut, wieder vernünftige Kleidung zu tragen. Der Mantel bestand aus feinem grünem Tuch, wies einen erstklassigen Schnitt auf und hing bis fast zu seinen Knien und den umgeschlagenen Stiefelstulpen. Es gab keine Stickereien - vielleicht hätten ein paar nicht geschadet -, aber an den Ärmeln war ein Hauch von Spitze. Und er trug ein gutes Seidenhemd. Er wünschte sich, er hätte einen Spiegel gehabt. An einem solchen Tag musste sich ein Mann von seiner besten Seite präsentieren. Er hob den Umhang vom Bett auf und schwang ihn sich über die Schultern. Nicht so ein grelles Ding, wie Luca sie immer trug. Dunkelgrau, fast so dunkel wie die Nacht. Nur das Futter war rot. Die Umhangnadel bestand aus einfachen Silberknoten, die nicht größer als seine Daumen waren.
»Sie hat ihr Wort gegeben, Bayle«, sagte Egeanin. »Ihr Wort. Das wird sie nicht brechen, niemals.« Egeanin klang völlig überzeugt. Jedenfalls überzeugter, als Mat es war. Aber manchmal musste ein Mann ein Risiko eingehen. Selbst wenn es sein Hals war, den er riskierte. Er hatte es versprochen. Und er hatte sein Glück.
»Es sein trotzdem Wahnsinn«, murrte Domon. Aber er trat mürrisch von der Tür weg, als Mat seinen breitkrempigen schwarzen Hut aufsetzte. Nun ja, jedenfalls, als Egeanin ihn mit einem schnellen Ruck ihres Kopfes dazu aufforderte. Seinen finsteren Blick behielt er aber bei.
Sie folgte Mat aus dem Wagen, schaute finster drein und fummelte an der langen schwarzen Perücke herum. Vielleicht fühlte sie sich damit noch immer unbehaglich, vielleicht saß sie jetzt auch anders, nachdem Egeanins Haar seit einem Monat darunter gewachsen war. Aber noch nicht genug, um ohne Perücke gehen zu können. Nicht, bevor mindestens weitere hundert Meilen zwischen ihnen und Ebou Dar lagen. Vielleicht würde es nicht sicher sein, bevor sie die Damonaberge nach Murandy hinein überquert hatten.
Der Himmel war wolkenlos, die Sonne erklomm gerade den Horizont und stand noch hinter der Segeltuchmauer des Wanderzirkus, und der Morgen war nur warm im Vergleich mit einem Schneesturm. Es war nicht die Kühle eines Spätwintermorgens bei den Zwei Flüssen, sondern eine Kälte, die tief in einen hinkroch
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