Die Weiße Burg
und den Atem in kaum sichtbare Wölkchen verwandelte. Die Zirkusleute eilten umher wie Ameisen in einem Ameisenhaufen, dem man einen Tritt versetzt hatte, und erfüllten die Luft mit lautstarken Rufen, wer die Jonglierreifen weggeräumt oder sich ein Paar rot gestreifter Hosen geliehen oder die Auftrittplattform verrückt hatte. Es sah aus und klang wie der Anfang eines Aufruhrs, aber in keiner der Stimmen lag echte Wut. Sie brüllten ständig herum und fuchtelten mit den Armen, aber vor einer Vorstellung kam es nie zu Handgreiflichkeiten, und irgendwie würde jeder Artist an seinem Platz sein, bevor man die ersten Zuschauer einließ. Sie waren ja vielleicht langsam wie die Schnecken, wenn es darum ging, sich reisefertig zu machen, aber eine Vorstellung bedeutete Geld, und dafür konnten sie sich flink bewegen.
»Ihr glaubt ernsthaft, Ihr könntet sie heiraten«, murmelte Egeanin, die an seiner Seite ging und dabei gegen ihre abgetragenen braunen Wollröcke trat. An Egeanin war nichts Zierliches. Sie hatte einen großen Schritt, und sie hielt mühelos mit. Ob Kleid oder nicht, sie schien ein Schwert an der Hüfte zu brauchen. »Es gibt keine andere Erklärung. Bayle hat Recht. Ihr seid wahnsinnig!«
Mat grinste. »Die Frage ist doch, will sie mich heiraten? Manchmal heiraten die seltsamsten Leute.« Wenn man wusste, dass man hängen würde, konnte man nur noch eines machen: die Henkersschlinge angrinsen. Also grinste er und ließ sie mit einem Stirnrunzeln auf dem harten Gesicht dort stehen. Er glaubte sie leise fluchen zu hören, auch wenn er es nicht verstand. Sie war schließlich nicht diejenige, die die letzte Person auf der Welt heiraten musste, die sie wollte. Eine Adlige, die nur aus kühler Reserviertheit bestand und die Nase hoch in der Luft trug, wo er Tavernenmädchen mit schmachtendem Lächeln und willigen Blicken mochte. Eine Thronerbin, aber nicht irgendein Thron, vielmehr der Kristallthron, der Kaiserliche Thron von Seanchan. Eine Frau, die seinen Kopf wie ein Rad kreiseln und ihn sich fragen ließ, ob er sie gefangen hielt oder sie ihn. Wenn einen das Schicksal an der Kehle packte, blieb einem nichts anderes übrig, als zu grinsen.
Er schritt fröhlich aus, bis er in Sichtweite des fensterlosen purpurnen Wagens war, und dann blieb er abrupt stehen. Eine Gruppe Akrobaten, vier schlanke Männer, die sich die Chavana-Brüder nannten, obwohl es offensichtlich war, dass sie nicht nur vier verschiedene Mütter hatten, sondern aus verschiedenen Ländern stammten, kamen aus einem grünen Wagen geschossen, brüllten einander an und gestikulierten wild. Sie warfen dem purpurnen Wagen und Mat einen Blick zu, aber für mehr waren sie zu sehr in ihren Streit vertieft und hatten es zu eilig. Gorderan lehnte an einem der purpurnen Räder, kratzte sich am Kopf und betrachtete stirnrunzelnd die beiden Frauen, die am Fuß der hölzernen Treppe des Wagens standen. Zwei Frauen, beide in dunkle Umhänge gekleidet, mit verhüllten Gesichtern, und doch war das geblümte Kopftuch, das aus der Kapuze der größeren Frau hervorlugte, unverkennbar. Nun ja. Er hätte wissen müssen, dass Tuon ihre Zofe dabei haben wollte. Adlige machten keinen Schritt ohne ihre Zofen. Ob der Einsatz nun einen Pfennig oder eine Krone war, am Ende kam es nur darauf an, wie die Würfel fielen. Sie hatten ihre Chance gehabt, ihn zu verraten. Trotzdem setzte er jetzt das zweite Mal auf eine Frau. Auf zwei Frauen. Welcher Narr würde das tun, zweimal auf dieselbe Marke? Aber er musste die Würfel werfen. Eigentlich rollten sie schon.
Er begegnete Selucias kaltem Blick mit einem Lächeln und riss den Hut herunter, um vor Tuon einen eleganten Kratzfuß zu machen. Nichts Übertriebenes, nur mit einem kleinen Herumwirbeln des Umhangs. »Seid Ihr zum Einkaufen bereit?« Beinahe hätte er sie meine Lady genannt, aber solange sie nicht bereit war, seinen Namen...
»Ich bin schon seit einer Stunde bereit, Spielzeug«, erwiderte Tuon kühl. Sie ergriff seinen Umhang an einer Ekke, hob sie hoch und betrachtete das rote Futter und seinen Mantel, bevor sie den Umhang wieder losließ. »Spitze steht Euch. Vielleicht lasse ich Eure Gewänder mit Spitze schmücken, wenn ich Euch zu einem Pokalträger mache.«
Einen Augenblick lang ließ ihn sein Lächeln im Stich. Konnte sie ihn auch dann noch zu einem Da'covale machen, wenn sie ihn heiratete? Er würde Egeanin danach fragen müssen. Beim Licht, warum konnten es Frauen einem niemals leicht machen?
»Soll ich
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