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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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einer Verabschiedung von Gleichgestellten nahe kam, »man hat mir aufgetragen, heute beim Mittagessen zu helfen, und ich möchte die Köche nicht verärgern.« Ihre dunklen Augen richteten sich kurz auf Egwene, und sie nickte an sich selbst gerichtet.
    »Dann geh«, erwiderte Tiana scharf. »Ich würde nur ungern hören, dass man dich fürs Zuspätkommen geschlagen hat.«
    Sharina knickste ungerührt ein weiteres Mal vor Tiana, weder zu schnell noch zu lange, dann vor den Sitzenden und Egwene - mit einem Blick, der zwar durchbohrend, aber zu kurz war, um als Beleidigung aufgefasst werden zu können -, und als die Zeltplane hinter ihr zurückfiel, stieß Tiana verzweifelt die Luft aus.
    »Nicola macht weniger Ärger als andere«, sagte sie finster, und Janya schüttelte den Kopf.
    »Sharina macht keine Probleme, Tiana.« Sie sprach so schnell wie immer, aber leise, damit ihre Stimme nicht bis ins Zelt hineintrug. Meinungsverschiedenheiten zwischen Schwestern wurden niemals vor Novizinnen ausgetragen. Vor allem dann nicht, wenn es dabei um eine Novizin ging.
    »Sie kennt die Regeln bereits besser als jede Aufgenommene, und schiebt niemals auch nur einen Zeh über die Grenze. Sie drückt sich nicht vor den schmutzigsten Arbeiten, und sie ist die Erste, die einer anderen Novizin hilft, wenn es nötig ist. Sharina ist einfach so, wie sie ist. Beim Licht, Ihr könnt doch keiner Novizin erlauben, Euch einzuschüchtern.«
    Tiana versteifte sich und wollte widersprechen, aber sobald Janya sich einmal an einem Thema festgebissen hatte, war es nicht einfach, einen Einwand anzubringen. »Nicola hingegen macht alle möglichen Probleme, Mutter«, fuhr die Braune hastig fort. »Seit wir herausgefunden haben, dass sie Vorhersehen kann, macht sie es zweibis dreimal täglich, wie sie erzählt. Oder vielmehr wie Areina erzählt. Nicola ist schlau genug zu wissen, dass sie sich nicht an das erinnern kann, was sie sagt, wenn sie Vorhersieht, aber Areina scheint immer da zu sein und sich an alles zu erinnern, und sie hilft ihr bei der Interpretation. Manches gehört zu den Dingen, die sich jeder im Lager mit einem Funken Verstand und einer leichtgläubigen Natur einfallen lassen könnte - Schlachten mit den Seanchanern oder den Asha'man, eine gefangene Amyrlin, der Wiedergeborene Drache, der neun unmögliche Taten vollbringt, Visionen, die Tarmon Gai'don oder ein verdorbener Magen sein könnten -, und der Rest ist zufälligerweise stets ein Hinweis darauf, dass man Nicola schneller lernen lassen sollte. Sie übertreibt es immer mit ihrer Gier. Ich glaube, die meisten anderen Novizinnen haben aufgehört, ihr zu glauben.«
    »Sie steckt auch überall ihre Nase hinein«, sagte Salita, als Janya Luft holen musste. »Sie und die Pferdefrau.« Ihr Gesicht blieb kühl und unbewegt, und sie zupfte die Stola zurecht, als wäre sie vollauf damit beschäftigt, aber sie sprach etwas zu hastig, vielleicht aus Furcht, die Braune würde das Gespräch wieder an sich reißen. »Sie haben beide eine Prügelstrafe bekommen, weil sie Schwestern belauscht haben, und ich selbst habe Nicola dabei erwischt, wie sie einen Blick in eine der Reisestellen werfen wollte. Sie behauptete, nur sehen zu wollen, wie sich ein Wegetor öffnete, aber ich glaube, sie wollte das Gewebe lernen. Ungeduld kann ich verstehen, aber Täuschungen können nicht geduldet werden. Ich glaube nicht länger, dass sich Nicola die Stola verdienen wird, und ehrlich gesagt frage ich mich mittlerweile, ob man sie nicht besser früher als später fortschicken sollte. Das Novizinnenbuch mag jedermann offen stehen«, kam sie mit einem ausdruckslosen Blick auf Egwene zum Ende, »aber wir müssen unsere Ansprüche nicht völlig herabsetzen.«
    Tiana schürzte stirnrunzelnd die Lippen, was das Grübchen wieder hervorhob. Man hätte fast vergessen können, dass sie seit über dreißig Jahren die Stola trug, und sie für eine Novizin halten können. »Solange ich die Oberin der Novizinnen bin, habe ich die Entscheidung zu treffen, ob ein Mädchen weggeschickt wird«, sagte sie hitzig, »und ich habe nicht vor, ein Mädchen mit Nicolas Potenzial zu verlieren.« Eines Tages würde Nicola in der Einen Macht sehr stark sein. »Oder Sharinas«, fügte sie mit einer Grimasse hinzu und glättete gereizt die Röcke. Sharinas Potenzial war wirklich erstaunlich, es ging weit über jeden in der Erinnerung hinaus, ausgenommen vielleicht Nynaeve, und übertraf selbst Egwenes. Einige glaubten, sie könnte so stark

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