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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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werden, wie es nur möglich war, allerdings waren das nur Spekulationen. »Wenn Nicola Euch gestört hat, Mutter, werde ich mich darum kümmern.«
    »Ich war nur neugierig«, sagte Egwene bedächtig und schluckte die Bemerkung herunter, dass man die junge Frau und ihre Freundin streng beobachten sollte. Sie wollte nicht über Nicola sprechen. Es konnte zu schnell passieren, dass sie vor die Wahl gestellt wurde, entweder lügen oder Dinge enthüllen zu müssen, die sie nicht zu enthüllen wagte. Zu dumm, dass sie Siuan nicht erlaubt hatte, für zwei unauffällige Todesfälle zu sorgen.
    Der Gedanke ließ sie entsetzt den Kopf hochreißen.
    Hatte sie sich so weit von Emondsfelde entfernt? Ihr war klar, dass sie früher oder später Männern befehlen musste, in die Schlacht zu ziehen und zu sterben, und sie glaubte auch, dazu fähig zu sein, in großer Not einen Tod anzuordnen. Wenn ein Tod den Tod von Tausenden oder sogar Hunderttausenden verhindern konnte, war es dann nicht richtig, ihn zu befehlen? Aber die von Nicola und Areina ausgehende Gefahr bestand lediglich darin, dass sie Geheimnisse ausplaudern konnten, die Egwene al'Vere Unannehmlichkeiten bereitet hätten. Oh, Myrelle und die anderen hätten Glück gehabt, mit der Prügelstrafe davonzukommen, und sie würden das mit Sicherheit für mehr als nur unangenehm halten, aber Schmerzen, gleichgültig, wie heftig sie auch sein würden, boten keinen ausreichenden Grund, um deswegen zu töten.
    Unvermittelt wurde Egwene sich bewusst, dass sie die Stirn runzelte und Tiana und die beiden Sitzenden sie beobachteten. Janya machte sich nicht einmal die Mühe, ihre Neugier hinter einer Maske aus Gelassenheit zu verbergen. Um ihre Verlegenheit zu überspielen, richtete Egwene ihr Stirnrunzeln auf den Tisch, an dem Kairen und Ashmanaille wieder an der Arbeit saßen. Das Weiß an Ashmanailles Becher war ein Stück emporgeklettert, aber in dieser kurzen Zeit hatte Kairen aufgeholt. Sogar mehr als aufgeholt, da ihr Pokal mehr als doppelt so groß wie der Becher war.
    »Eure Fertigkeiten werden besser, Kairen«, sagte Egwene anerkennend.
    Die Blaue schaute zu ihr hoch und holte tief Luft. Ihr ovales Gesicht wurde zu einem Abbild kühler Gelassenheit, in dessen Mitte diese so kalt blickenden blauen Augen saßen. »Dafür braucht man keine große Fertigkeiten, Mutter. Man muss nur das Gewebe weben und warten.« Das letzte Wort wies einen Unterton von Schärfe auf, und was das anging, hatte es vor dem »Mutter« ein leichtes Zögern gegeben. Kairen war in Salidar auf eine sehr wichtige Mission geschickt worden, nur um miterleben zu müssen, wie alles auseinander brach - auch wenn das nicht ihre Schuld war -, und als sie in Murandy wieder zu ihnen gestoßen war, war alles, was sie zurückgelassen hatte, auf den Kopf gestellt gewesen und ein Mädchen, an das sie sich als Novizin erinnern konnte, trug die Stola der Amyrlin. In der letzten Zeit hatte Kairen viel Zeit mit Lelaine verbracht.
    »Sie wird besser - in einigen Dingen«, sagte Janya mit einem bezeichnenden Blick für die Blaue Schwester. Janya war vermutlich genau wie die anderen Sitzenden davon überzeugt gewesen, dass der Saal eine Marionette erhielt, wenn er Egwene zur Amyrlin erhob, aber sie schien akzeptiert zu haben, dass sie nun die Stola trug und von jedem den nötigen Respekt verdiente. »Natürlich bezweifle ich, dass sie Leane einholt, falls sie sich nicht große Mühe gibt, und Euch sicher auch nicht, Mutter. Tatsächlich könnte die junge Bodewhin sie einholen. Ich selbst möchte mich nicht von einer Novizin überflügeln lassen, aber vermutlich denkt da jeder anders.« Rote Flecken kamen auf Kairens Wangen zum Vorschein, ihr Blick fiel auf den Pokal.
    Tiana schnaubte. »Bodewhin ist ein braves Mädchen, aber sie albert ständig mit den anderen Novizinnen herum, wenn Shar...« Sie holte tief Luft. »Wenn man sie nicht im Auge behält. Gestern haben sie und Altyhn Conly versucht, zwei Gegenstände gleichzeitig zu bearbeiten, nur um zu sehen, was passiert, und die Dinge verschmolzen zu einem soliden Klumpen. Natürlich völlig unverkäuflich, es sei denn, man fände jemanden, der zwei zur Hälfte aus Eisen und Cuendillar bestehende Becher, die aneinander kleben, haben will. Und das Licht weiß, was den Mädchen hätte zustoßen können. Anscheinend ist es noch einmal gut gegangen, aber wer weiß, was beim nächsten Mal geschieht?«
    »Sorgt dafür, dass es kein nächstes Mal gibt«, sagte Egwene gedankenverloren,

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