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Die Weiße Burg

Die Weiße Burg

Titel: Die Weiße Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jordan
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auf ihrer Pritsche herumwälzte. Ihre Bemühungen waren erfolgreich, jedenfalls teilweise. Wenigstens zuckte sie nur selten während eines Traums, in dem sie gezwungen wurde, einen Karren voller Aes Sedai eine schlammige Straße entlangzuziehen.
    Andere Träume kamen.
    Mat stand auf einer Dorfwiese und spielte Kegeln. Die mit Stroh gedeckten Häuser blieben vage, wie es in Träumen üblich war - manchmal waren die Dächer aus Schiefer; manchmal schienen die Häuser aus Stein erbaut zu sein, dann wiederum aus Holz -, aber er war scharf und klar, mit einem prächtigen grünen Mantel bekleidet und diesem schwarzen Hut mit der breiten Krempe, genau wie an dem Tag, an dem er nach Salidar geritten kam. Es war kein anderes menschliches Wesen in Sicht. Er rieb die Kugel zwischen den Händen, nahm kurz Anlauf und rollte sie lässig über das niedrige Gras. Alle neun Kegel fielen, stoben auseinander, als hätte man ihnen einen Tritt verpasst. Mat drehte sich um und ergriff die nächste Kugel, und die Kegel standen wieder aufrecht. Nein, es war ein neuer Satz Kegel. Die alten lagen immer noch da, wie sie umgestürzt waren. Er warf die Kugel erneut, ein gemächlicher Unterhandwurf. Und Egwene wollte schreien. Die Kegel bestanden nicht aus Holz. Sie waren Männer, die dort standen und die Kugel auf sich zukommen sahen. Keiner bewegte sich, bis die Kugel sie in alle Richtungen schleuderte. Mat drehte sich um, um noch eine Kugel zu nehmen, und da waren mehr Kegel, neue Männer, die in ordentlicher Formation zwischen den Männern standen, die wie tot am Boden lagen. Nein, sie waren tot. Ungerührt kegelte Mat weiter.
    Es war ein Wahrtraum; Egwene wusste das, lange bevor er verblich. Der kurze Blick in eine Zukunft, die möglicherweise eintraf, eine Warnung, worauf man aufpassen sollte. Wahrträume waren immer Möglichkeiten, keine Gewissheiten - das musste sie sich oft ins Gedächtnis zurückrufen; Träumen war nicht das Gleiche wie Vorhersehen -, aber das hier war eine schreckliche Möglichkeit. Jeder der menschlichen Kegel hatte für Tausende von Männern gestanden. Das wusste sie mit Sicherheit. Und ein Feuerwerker war ein Teil davon. Mat war einmal einem Feuerwerker begegnet, aber das war vor langer Zeit gewesen. Das hier hatte mit etwas zu tun, das kürzlich geschehen war. Die Feuerwerker waren in alle Winde verstreut, ihre Gildenhäuser gab es nicht mehr. Einige von ihnen übten ihr Handwerk bei einem Wanderzirkus aus, wie jenem, mit dem Elayne und Nynaeve einige Zeit lang gereist waren. Mat konnte überall einem Feuerwerker begegnen. Aber es war nur eine mögliche Zukunft. Düster und blutig, aber nur eine Möglichkeit von vielen. Doch sie hatte mindestens zweimal davon geträumt. Nicht genau denselben Traum, aber er hatte immer die gleiche Bedeutung gehabt. Machte es das wahrscheinlicher, dass es Realität wurde? Sie würde eine Weise Frau fragen müssen, um das herauszufinden, und sie war zunehmend zurückhaltender, was das anging. Jede Frage, die sie stellte, enthüllte ihnen etwas, und ihre Ziele waren nicht die Egwenes. Um von den Aiel zu retten, was sie konnten, würden sie die Weiße Burg zu Staub zermalmen lassen. Egwene musste an mehr als an eine Person, eine Nation denken.
    Mehr Träume.
    Sie kämpfte sich einen schmalen, steinigen Pfad an einer Klippe hinauf. Sie war von Wolken umgeben, die den Boden unten und den Kamm in der Höhe verbargen, aber Egwene wusste, dass beide sehr weit weg waren. Sie musste ihre Schritte sorgfältig setzen. Der Pfad war ein bröckeliger Sims, kaum breit genug, damit sie dort mit einer an die Klippe gepressten Schulter stehen konnte, ein Sims, der mit faustgroßem Geröll übersät war, das sich unter einem falschen Schritt drehen und sie über den Rand schicken konnte. Es hatte fast den Anschein, als wäre das wie die Träume, einen Mühlstein zu schieben und Karren zu ziehen, aber sie wusste, dass es sich um einen Wahrtraum handelte.
    Plötzlich gab der Sims mit dem Knirschen berstenden Steins unter ihr nach, und sie griff wild nach der Klippe, ihre Finger suchten hektisch einen Halt. Ihre Fingerspitzen glitten in einen winzigen Spalt, und ihr Sturz endete mit einem Ruck, der ihr beinahe die Arme ausriss. Ihre Füße baumelten in den Wolken, und sie hörte, wie die fallenden Steine gegen die Klippe krachten, bis das Geräusch verblich, ohne dass die Brocken den Boden erreichten. Undeutlich konnte sie zu ihrer Linken die Bruchkante des Pfads sehen. Zehn Fuß entfernt hätte der Pfad

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