Die Weiße Burg
Weberin, etwas, das Alviarin bekannt war, weil die Schwarze Ajah sämtliche Geheimnisse der anderen Ajahs kannte, oder zumindest fast alle, und nach Suanas Dafürhalten waren ihre Ansichten die Ansichten ihrer Ajah.
Doesine, die andere anwesende Gelbe, warf Suana einen Seitenblick zu, sagte aber nichts. Blass und jungenhaft schlank sah Doesine aus, als wollte sie gar nicht hier sein, ein hübscher, schmollender Junge, den man an seinem Ohr hergezerrt hatte. Sitzende sperrten sich oft, wenn die Anführerinnen ihrer Ajah ihnen den Arm verdrehten, aber es war durchaus möglich, dass Suana eine Möglichkeit gefunden hatte.
»Auch viele Weiße befürworten Gespräche«, sagte Ferane und betrachtete stirnrunzelnd einen Tintenfleck auf einem dicken Finger. »Unter den gegebenen Umständen ist es ein logischer Schritt.« Sie war die Erste Denkerin, die Anführerin der Weißen Ajah, aber im Gegensatz zu Suana war sie bereit, ihre Ansichten nicht über die ihrer Ajah zu stellen. Jedenfalls meistens. Ferane erschien oft so unbestimmbar wie die schlimmste Braune - das lange schwarze Haar, das ihr rundes Gesicht einrahmte, hätte einen Kamm benötigt, ein paar der Fransen ihrer Stola waren anscheinend sorglos in ihren Frühstückstee getaucht worden -, aber sie konnte die geringste Lücke in der Logik einer Beweisführung erkennen. Sie hätte genauso gut allein dort stehen können, da sie einfach nicht glaubte, irgendwelche Unterstützung von den anderen Sitzenden der Weißen zu benötigen.
Elaida lehnte sich auf ihren hohen Stuhl zurück und schaute finster drein, ihre Finger strichen schneller über die Schildkröte, und Andaya meldete sich schnell zu Wort und schaute nur ungefähr in Elaidas Richtung, während sie vorgab, den Sitz ihrer mit grauen Fransen versehenen Stola auf ihren Armen zu richten.
»Worauf es ankommt, Mutter, ist Folgendes: Wir müssen einen Weg finden, diesen Konflikt friedlich zu beenden«, sagte sie, und ihr tarabonischer Akzent schlug stark in ihren Worten durch, so wie immer, wenn sie sich unbehaglich fühlte. Oftmals schüchtern in Elaidas Nähe, schaute sie Yukiri an, als hoffte sie auf Unterstützung, aber die schlanke kleine Frau wandte den Kopf leicht ab. Für eine so winzige Frau war Yukiri erstaunlich stur; im Gegensatz zu Doesine hätte sie sich zu nichts zwingen lassen. Warum also war sie hier, wenn sie es nicht sein wollte? Andaya erkannte, dass sie auf sich gestellt war, und sprach hastig weiter. »Es darf nicht zugelassen werden, dass es in den Straßen von Tar Valon oder in der Burg zu Kämpfen kommt, vor allem nicht hier; nicht noch einmal. Bis jetzt scheinen sich die Rebellen damit zufrieden zu geben, dort zu sitzen und die Stadt zu beobachten, aber das wird nicht ewig so bleiben. Sie haben das Schnelle Reisen wieder entdeckt, Mutter, und haben es benutzt, um ein Heer über Hunderte von Meilen zu transportieren. Wir müssen mit Gesprächen beginnen, bevor sie sich dazu entscheiden, dieses Heer mit einem Wegetor nach Tar Valon zu bringen, oder alles ist verloren, selbst wenn wir gewinnen.«
Alviarin krallte die Fäuste in die Röcke und schluckte.
Sie hatte das Gefühl, ihr würden gleich die Augen aus dem Kopf fallen. Die Rebellen kannten das Schnelle Reisen? Sie standen bereits vor Tar Valon? Und diese Närrinnen wollten reden? Sie konnte sorgfältig in die Wege geleitete Pläne sich wie Nebel im Sommer auflösen sehen. Vielleicht würde der Dunkle König ja doch zuhören, wenn sie besonders innig betete.
Elaidas finstere Miene hellte sich nicht auf, aber sie stellte die Elfenbeinschildkröte sehr sorgfältig ab, und ihre Stimme klang fast normal. So normal wie früher, bevor Alviarin sie an die Kandare genommen hatte, mit Stahl unter den sanften Worten. »Sind die Braunen und Grünen auch für Gespräche?«
»Die Braunen«, begann Shevan, schürzte dann nachdenklich die Lippen und änderte offensichtlich das, was sie hatte sagen wollen. Nach außen hin schien sie völlig gelassen zu sein, aber sie rieb unbewusst mit den langen Daumen über die knochigen Zeigefinger. »Die Haltung der Braunen ist ziemlich sicher, was die historischen Präzedenzfälle angeht. Ihr habt alle die geheimen Chroniken gelesen oder hättet es tun sollen. Wann auch immer die Burg in sich gespalten war, hat die Welt eine Katastrophe erlebt. Da die Letzte Schlacht droht, und überdies in einer Welt, in der es die Schwarze Burg gibt, können wir es uns nicht länger leisten, auch nur einen Tag länger als
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