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Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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diese Worte eine strahlende Braut geschrieben hatte, doch warum ausgerechnet sie dieses Tagebuch erhalten sollte, konnte sie sich nicht denken.
       Eine bleierne Müdigkeit überfiel das Mädchen. Die Buchstaben begannen vor Christinas Augen zu tanzen und formten bunte Bilder, die ihr fremd und gleichzeitig sehr vertraut waren. Sie sah ein Steinhaus inmitten blühender Blumen. Eine Frau stand davor und schien nach jemandem Ausschau zu halten. Ganz deutlich konnte sie die Freude spüren, die sie in diesem Moment empfand, die Erwartung, mit der sie, schützend die Hand vor die Augen gehalten, in die Ferne schaute.
       Mit einem Mal wusste Christina auch, dass diese Frau auf einen Mann wartete, auf den Mann, von dem sie in ihrem Tagebuch berichtete. Auf Peter, den sie vor einiger Zeit geheiratet hatte.
       Christina fühlte sich wie eine heimliche Beobachterin, die aus ihrem sicheren Versteck in ein Leben blicken durfte, das für sie selbst eine große Bedeutung hatte. Dabei merkte sie gar nicht, dass ihr das Tagebuch aus der Hand und auf den Boden gefallen war. Bereits im Halbschlaf war sie, noch angezogen, in ihr Kissen gesunken, und um ihren Mund spielte ein sanftes Lächeln.
       So fand Charlene ihre geliebte Tochter spät in der Nacht, als sie mit Ashton aus der Wirtsstube nach oben kam. Beide standen noch eine ganze Zeitlang am Bett der Tochter, nachdem Charlene sie sorgfältig umgekleidet und zugedeckt hatte.
       "Sie ist ein wunderbares Kind", flüsterte sie ihrem Mann zu. "Dem Himmel sei Dank, dass wir gerade sie haben dürfen. Ein Leben ohne sie kann ich mir nicht mehr vorstellen."
       Ashton nickte und legte einen Arm um die schmale Taille seiner Frau. „Ich verspreche dir, Darling, dass ich bis an mein Lebensende immer das Wohl meiner kleinen Familie über mein eigenes Wohl stellen werde.“ In seiner Stimme lag so ein feierlicher Ernst, dass Charlene Tränen in die Augen stiegen. Doch sie wollte jetzt nicht weinen, denn Ashton hätte das mit Sicherheit nicht verstanden.
       Ihr Blick fiel auf das alte Buch, das aufgeschlagen auf dem Boden lag. Sie beugte sich hinunter und hob es auf. Verwundert begann sie, darin zu blättern. „Was ist das für ein altes Ding?“, fragte sie, ohne den Blick davon zu wenden. „Das hat Christina ganz gewiss nicht von zuhause mitgebracht. Ich habe es jedenfalls noch nicht gesehen.“
       „Es wird zum Inventar dieses Etablissements gehören“, meinte Ashton schmunzelnd und schaute seiner geliebten Frau über die Schulter. „Es scheint tatsächlich ziemlich alt zu sein“, stellte er überrascht fest. „Soll ich den Wirt danach fragen?“ Seine Stimme hatte sich mit einem Mal verändert. Alle Zärtlichkeit war daraus verschwunden.
       Charlene wich zurück. „Nein“, antwortete sie zögernd. „Lass es lieber. Ich werde es auf den Tisch dort legen und morgen, wenn wir gefahren sind, haben wir es längst vergessen.“ Sie wusste selbst nicht, weshalb sie auf einmal so eine schreckliche Angst in sich verspürte.
       "Wie du meinst." Ashton zuckte die Schultern. "Ich geh jetzt ins Bett, bin hundemüde. Morgen haben wir noch einmal einen schweren Tag, aber bis zum späten Abend müssten wir die Fahrt eigentlich geschafft haben. Für den Notfall, falls wir langsamer vorankommen als ich berechnet habe, gibt es noch eine kleine Wirtschaft unterwegs, wo wir übernachten können."
      "Das ist gut." Charlene umarmte ihren Mann liebevoll und küsste ihn zärtlich auf den Mund. Beglückt spürte sie, dass er ihre Zärtlichkeit erwiderte. "Ich glaube, diese Nacht wird zum ersten Mal seit vielen Wochen wieder ohne Störung verlaufen. So entspannt habe ich unsere Tochter schon lange nicht mehr gesehen." Sie schmiegte sich an Ashton, der bereitwillig einen Arm um ihre Taille legte.
       Charlene sollte Recht behalten. Christina schlief die ganze Nacht durch, ohne auch nur ein einziges Mal nach der Mutter zu rufen. Als sie am nächsten Morgen erwachte, erschrak sie bis ins Innerste. Das Buch war weg, das ihr die alte Frau geschenkt hatte. Oder hatte sie das alles womöglich nur geträumt?
    Dieser Gedanke war noch schlimmer für sie als die Möglichkeit, jemand könnte es ihr weggenommen haben. Die Frau war so real gewesen, dass sie keinen Zweifel an ihrer Existenz gehabt hatte.
    Hastig richtete sich das Mädchen auf und schaute sich aufgeregt um.
       Nichts!
       Doch dann entdeckte sie es. Jemand musste es auf den Tisch neben dem Fenster gelegt haben. Es war

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