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Die weiße Frau von Devils Rock

Die weiße Frau von Devils Rock

Titel: Die weiße Frau von Devils Rock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Withcomb
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Sie nahm ein Kleidungsstück, das achtlos über der Stuhllehne lag und hängte es sorgfältig auf. Plötzlich fiel ihr Blick auf die halb geöffnete Reisetasche ihrer Tochter, die nur zum Teil ausgepackt war. Sie glaubte, ihren Augen nicht trauen zu dürfen. Ein freundliches Gesichtchen lächelte sie an, das zu einer Puppe gehörte, an die sie in den letzten Tagen schon öfter mit Wehmut gedacht hatte, überzeugt davon, dass es längst auf dem Abfall gelandet sei.
       Thissa !
       Charlene hatte auf einmal das Gefühl, in hysterisches Schreien ausbrechen zu müssen, um nicht verrückt zu werden. Sie fasste sich an den Kopf, riss an ihren Haaren, doch das Bild blieb. In der Reisetasche lag die Puppe, die eigentlich gar nicht hätte da sein dürfen.
       "Christina! Wo steckst du, Christina?" Sie schaute sich suchend um, dann fiel ihr ein, dass das Mädchen mit Benjamin im Park war. Im Moment konnte sie also nichts tun als das akzeptieren, was sie gesehen hatte. Eine logische Erklärung hatte sie dafür jedoch nicht. Es gab nämlich keine.
     
    7. Kapitel
     
       Der Vorfall mit der Puppe Thissa geriet noch am selben Tag etwas in Vergessenheit, denn Dr. Rowland fragte beim Abendessen mit der Familie McGregor und den Darwins, ob man am nächsten Tag Dragon House besichtigen könne. Die Renovierung war so gut wie fertig, und der Arzt wollte nur noch wissen, ob die Familie mit der neuen Behausung zufrieden sei.
       Ashton hob gleich abwehrend die Hände. Ihn interessierte es auf einmal gar nicht mehr so sehr, wo sie in Zukunft leben würden. "Mach du das, Darling", bat er, zu Charlene gewandt. "Ich habe neue Bücher bekommen, die ich so schnell wie möglich durch arbeiten möchte."
       Den restlichen Abend wurde darüber nicht mehr gesprochen, doch beim Abschied hielt Marvin Charlenes Hand ein wenig länger als nötig. Sein Blick verfing sich in ihrem, bis Charlene verlegen zur Seite schaute. "Wann soll ich dich abholen, Charlene?", fragte er freundlich und war sehr froh darüber, dass Ashton ihm der Einfachheit halber angeboten hatte, seine Frau duzen zu dürfen. Charlene war damit einverstanden gewesen.
       Die junge Frau schlief in dieser Nacht ziemlich schlecht. Es war stockdunkel im Zimmer, da wurde sie schlagartig wach. Sie setzte sich heftig auf, ihr Herz klopfte bis zum Hals und sie hatte einen Moment lang das Gefühl gehabt, zwei schmale, aber kräftige Hände würden sich um ihren Hals legen und ganz langsam zudrücken.
       Verwirrt schaute sie sich um und wusste im ersten Moment gar nicht, wo sie sich befand. Nur langsam kam die Erinnerung wieder an die letzten Tage. So fiel ihr auch die Puppe wieder ein, die sie in Christinas Tasche gesehen hatte.
       Mit einem Satz war sie aus dem Bett. Sie stand zitternd am Fenster und überlegte, was sie tun sollte. An Schlafen war jetzt nicht zu denken. Leise schlich sie in das Zimmer ihrer Tochter. Christinas Gesicht war entspannt und sie schien tief zu schlafen. So ruhig hatte sie das Mädchen schon lange nicht mehr gesehen. Gewöhnlich hatte sie um diese Zeit ihre ersten Panikattacken, die immer wieder auch von heftigen Schreikrämpfen begleitet wurden. Seit sie jedoch hier waren, hatte es das nicht mehr gegeben. Es schien fast, als hätte eine geheime Macht sie so lange gequält, bis sie endlich den richtigen Weg eingeschlagen hatte.
       Zuerst wollte Charlene das Zimmer schon wieder verlassen, doch dann wusste sie, dass sie die Nacht nicht mehr würde ertragen können mit all den Fragen, die ihr mit einem Mal wieder im Kopf herum gingen. "Christina." Sanft legte sie ihre Hand an die Wange der Schlafenden. "Wach auf, Christina." Sie setzte sich an den Bettrand und wartete, wobei sie immer wieder leise den Namen ihrer Tochter sagte.
       Endlich bewegte sich das Mädchen. Mühsam öffnete es die Augen. "Mum, was ist denn? Hab ich wieder geschrieen?", fragte sie erschrocken.
       "Nein, Darling, mach dir keine Sorgen. Du hast tief und fest geschlafen wie ein Engel", versicherte die Mutter. "Ich kann nicht schlafen."
       "Magst du ein Spiel machen?" Christina war sofort bereit, der geliebten Mutter die Zeit zu vertreiben, so wie diese es umgekehrt auch immer gemacht hatte.
       Charlene lächelte. "Das wird nicht nötig sein", antwortete sie liebevoll. "Ich möchte ein bisschen mit dir reden, wenn du dich dazu in der Lage fühlst."
       "Gern." Christina richtete sich auf. "Und worüber? Ich kann dir erzählen, wie es heute mit Benny im Park war.

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